Archiv der Kategorie: (P)recap

Vorbereitungen und Überlegungen vorher, Erkenntnisse hinterher.

Worauf wir geachtet haben und wie es wirklich war – eher technisch, zum Nachschlagen.

Diemelsteig – 4. Tag und Fazit

Fortsetzung von Diemelsteig 3. Tag.

Heute haben wir nur noch ein Reststück (12km) übrig.

Wir lassen uns nach dem Frühstück nicht zur Staumauer, sondern nach Heringhausen fahren, weil wir nicht von dem Niveau von Helmingshausen (See minus Staumauer) aus auf den Gipfel des Eisenbergs (595) hoch wollen, sondern lieber vom Seelevel zum St. Muffert Aussichtspunkt (grob 500 Meter, also 100 Meter weniger plus noch mal 40 Meter für den Unterschied der Staumauer – wir sind faul, wenn es nur um einen Gipfel geht und man die Höhe nicht halten kann).

Wir steigen also bei (4) in den Berg, nicht nördlich der Staumauer – oben abgebildet ist der Orignaltrack (Link hinterm Screenshot).

Von Heringhausen nach Adorf

Der Weg geht im wesentlichen Richtung Osten – der blaue Pfad.

In Heringhausen laufen wir erstmal an der Seepromenade entlang. Der Ort ist bei weitem am touristischsten von allen Orten, die wie bisher gesehen haben. Es gibt Hotels, eine bereits früh morgens geöffnete Pommesbude, Eis-Schilder und alles.

Der See liegt um diese Zeit sehr still, es gibt noch keine Thermik oder andere Winde.

Der Pfad hoch in den Eisenberg ist ein richtiger Fusspfad, schmal, gut zu gehen, steil – nix für Forstmaschinen. Das macht Spaß, dafür liegt ab und zu Natur im Weg rum.

St. Muffert

Wir keuchen uns auf die Höhe von St. Muffert hoch, dort gibt es eine tolle Aussicht über den See und auf die Höhenzüge, auf deren Kamm wir gestern und vorgestern gelaufen sind. Woher der Name kommt, ist uns unklar.

Die Hütte ist relativ neu und auf einem Fundament, das eher für was größeres gedacht war, gegründet.

Hier sieht man auch noch mal die touristische Ausrichtung von Heringhausen ganz gut (naja, „gut“). So ein Ferienpark sticht durch die gleichgleiche Anordnung sofort ins Auge und das nicht gerade angenehm.

Im Hintergrund sieht man den Dommel (rechts vom Eichenlaub) und den Niegelscheid (links vom Eichenlaub).

Von dort aus geht es erstmal sanft bergab, die Wege sind weiterhin sehr gut gehbar und mit gutem Untergrund.

Eine nicht Diemelsteig-standardkonforme Bank, aber dafür mit schöner Aussicht.

Durchs Seitental Richtung Adorf

Der Pfad folgt einem Tal, in dem nicht viel los ist, und das wieder in prächtigstem Grün strahlt.

Zusammenfassung: Es ist wunderschön hier.

Leider geht es dann irgendwann für mehrere Km nur noch auf Teer weiter.

Wir laufen manchmal etwas auseinander, in diesem Fall hab ich einfach keine Lust, ohne Schatten auf Nadja zu warten, die mit Fotografieren beschäftigit ist.

Als wir oberhalb des Tals, in dem Adorf liegt, ankommen, machen wir noch einmal eine längere Pause in einer schattigen Hütte und sehen hinunter ins Tal.

Dort spielt ein Kampfhubschrauber Tiger (erkennbar an der Sensor-Bommel über dem Hauptrotor) mit sich selbst verstecken – ziemlich dicht über dem Boden und dafür ganz schön schnell.

Angst vor Oberleitungen haben die Besatzungen wohl eher nicht.

Ich habe mir eine zweite (Einwegplastik)flasche im Gasthof geliehen und feiere wahre Orgien in meinem Trinkwasser, es ist wieder sehr warm für September.

Wir queren die Rhene, an der in früheren Zeiten auf Adorfer Gebiet mehrere  Wassermühlen betrieben wurden; auf der anderen Strassenseite ist ein Besucherbergwerk, aus dessen wochentags leider geschlossenem Schacht angenehm kalte Luft strömt.

Das hätten wir uns gerne angesehen, aber so touristisch ist es dann in der Gegend nicht – Öffnungen nur am Wochenende.

Es geht auf den letzten Anstieg unserer Wanderung, wieder hoch aus dem Rhenetal auf den Rücken des östlich von Adorf gelegenen Hügels.

Wir kommen oben an, sehen die letzte Diemelsteig-Bank – leider ist der Weg von dort wieder runter bis nach Adorf wiederum asphaltiert.

Der letzte Abstieg bis zum Gasthof – und zack: Wir haben den Diemelsteig begangen.

Wir gehen direkt, ohne uns erstmal leichtere Schuhe anzuziehen, zu (zum?) Schnöggel – einer Eisdiele mit nur selbstgemachtem Eis, das scheinbar so eine Institution ist, dass es keine eigene Webseite braucht, Eis an andere Gastrobetriebe exportiert und selbst eher komische Öffnungszeiten hat.

Aber das Eis ist der Hammer, besonders das weisse Cafeeis hat es uns angetan – wegen Gefrässigkeit haben wir leider beide keine Fotos davon gemacht.

Wenn man zum Nacheistisch noch einen Milchkaffee bestellt, gibt es da auch noch mal ein kleines Minieis dazu. Sehr lecker.

Am Abend wird es voll im Gasthof – der Männergesangsverein Adorf probt Donnerstags im großen Saal – und vorher (und hinterher) wird die Stimme geölt.

Wir bekommen wieder ein leckeres Abendessen und nochmal einen Schnaps.


Damit sind wir am letzten Tag noch einmal 12km gelaufen und einmal rum.

Fazit

Wir können diesen Kurzurlaub wirklich empfehlen.

Die Linde in Adorf bietet alles, was wir gebraucht haben: Einfache, saubere Zimmer, Frühstück, Abendessen, Geselligkeit, Bring/Holdienst.

Das Essen ist gutbürgerlich (ich hab mal nach einer Definition gesucht, die passt) – es wird auf Grossstadt-Chichi verzichtet, trotzdem war es lecker und ansprechend – ein kleines bißchen Zeitreise war dabei, man kommuniziert z.B. per Telefon, nicht per Email.

Der Frühstücksraum

Hervorheben möchten wir die Crew, die den Aufenthalt für uns so angenehm gestaltet hat; besonders der Chef, Herr Becker – der sich für das Vermitteln seiner Begeisterung für seine Heimat wirklich reinhängt – es ist ihm eine Herzensangelegenheit, und der Funke springt über.

Wir waren übrigens nicht die einzigen Wander-Gäste, es waren mehrere Päarchen parallel zu uns auf anderen Teilen des Diemelsteigs unterwegs. Daher wissen wir, dass die Küche auch Wünsche wie Hafermilch oder Dinkelbrot umsetzen kann und das auch gerne tut – default wie für Stadtkinder gewohnt, ist es nicht.

Qualitätswanderweg

Die Sache mit dem Qualitätswanderweg: Nach diesem Flyer gehören unter anderem folgende harte (es gibt auch ne Menge weiche) Kriterien zu einem Q-Wanderweg:

  • Verbunddecke (Asphalt, Beton, …) höchstens 20 % der Gesamtstrecke
    höchstens 3.000 m am Stück
  • naturnahe Wege mindestens 35 % der Gesamtstrecke

Bei beidem hab ich so meine Zweifel, ob das auf dem Diemelsteig wirklich (noch) hinkommt. Ich verstehe, warum in einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland so viel geteert ist – damit eben Anwohner nicht alle 4wd-Panzer brauchen, um im Winter nachhause zu kommen – aber es sollte schon möglich sein, Fußpfade anzulegen und ab und zu zu mähen, damit man nicht so viel Strasse laufen muss. Strasse laufen ist unangenehm hart, es ist im Sommer unangenehm heiss von unten, und es sorgt für schnellen Anwohnerverkehr, die weder mit Wanderern noch mit Gegenverkehr rechnen, zumindest die, die denken sie seien Walter Röhrl.

Etwas abgeschwächt gilt das gleiche auch für die sehr grob geschotterten und dann gewalzten Waldwege, damit schwerste Holzerntemaschinen dort fahren können – laufen sich auch eher so mittel gut, sind aber für diese Art von Waldwirtschaft aktuell anscheinend notwendig.

Ausrüstung

Gleichzeitig ist der Diemelsteig völlig unproblematisch zu begehen, das geht auch in Sandalen. Die inzwischen übliche Highperformance-Hiking-Ausrüstung ist nicht notwendig, man benötigt auch keine auf den Oberschenkel getapede Atropinspritzen.

Was mir sehr geholfen hat, waren Merino-Shirts (Smartwool – vermutlich diese hier) – ich hab beim Radfahren rausgefunden, dass sich körpernahe Klamotten mit einem hohen Merinoanteil sehr angenehm tragen, auch wenn sie nass sind und dass sie schnell trocknen – und ich bin ein Schwitzer, nicht nur bei 30°. Ich hab auch ein Merino-Shirt aus 100% Merino, das gefällt mir nicht so gut für körperliche Aktivitäten, das bekommt auch Trocknungsränder, das passiert mit den Smartwooldingern nicht.

Meine Wanderstiefel von vor 2015 sind an den Sohlen so langsam durch, ich fürchte mich schon vor der Ersatzbeschaffung. Dazu ziemlich dicke Wandersocken, die dochtartig die Feuchtigkeit aus dem Schuh heraus bringen und dort verdunsten (ich glaub, die sind auch von Smartwool).

Wir hatten beide keine Probleme mit Blasen oder insgesamt den Füssen.

Ich hab zwar seit unserem Chiemgau-Urlaub Wanderstöcke, habe aber vergessen, diese mitzunehmen. Ich habe sie allerdings auch nicht vermisst. Wie gesagt: Der Diemelsteig ist sandalentauglich, solche Pfade, wie im Chiemgau normal, gibt es einfach nicht.

Rucksäcke: Wir haben die Rucksäcke, die wir auch im Alltag benutzen, genommen. Wir brauchten ja nur Kapazitäten für Essen, Trinken, Drohne, Pflasterkram – nicht mal warme oder wasserdichte Klamotten mussten wir dabei haben – das geht auch mit nem Einkaufsbeutel 🙂

GPS: Ich hatte mein Radcomputer Garmin Edge irgendeine vierstellige Nummer +  mit, weil das im Gegensatz zu meinem uuralten Wander-Garmin OSM-Karten und BT/Wifi kann. Nach dem ersten Tag war klar, dass ich das hier nicht brauche, und es blieb im Gasthof. Ich hab die Strecken mit meiner Uhr (auch Garmin, Venu2) getrackt, diese kann auch direkt (also via Garmin App auf dem Handy) mit Komoot kommunizieren, es ist ebenfalls möglich, zu erkennen, wie man weiter gehen muss, allerdings gibt es in der Komoot-App keine wirkliche Kartendarstellung, sondern nur eine Trackdarstellung – hier völlig ausreichend.

Wir hatten natürlich auch noch eine Papierkarte, das war gut für den Überblick, um z.B. zu sehen, ob in absehbarer Zeit eine Hütte/Lagerplatz kommt.


Abreise

Am nächsten Morgen werden wir nach dem Frühstück zum Bahnhof gefahren, die durch Schienenersatzverkehr ziemlich lange Reise verläuft aber so, wie geplant.

Wir fahren erstmal etwas mit einem sehr grimmig guckenden Dieseltriebzug, dann eine längere Strecke mit dem Bus, dann weiter Grimmiger Dieseltriebzug, dann warten wir sehr lange auf einem rotten, sehr stillen (Informationssystem Lautsprecher und Anzeigen komplett ausgefallen) Bahnhof Hagen auf unseren ICE, der uns wieder nach Hamburg bringt.

Der Muskelkater klingt die folgenden Tage langsam ab – es bleiben die schönen Erinnerungen an ein sehr schönes Stück Sauerland.

Extrablatt: Salami im Schlafrock – der TEST

Wie in Marsian Mountains – na fast bereits angeteasert, folgt hier der große Salami im Schlafrock Vergleichstest.

Die Kontrahenten sind (trommelwirbel):

Die Kontrahenten

Warum?

Ich brauche beim Radfahren leicht nachfüllbare Energie, und zwar ab und zu auch mal was salziges, nicht immer nur süsses. Die in Frage stehenden Produkte schmelzen nicht, haben eine stabile Verpackung, und sind leicht an der Tanke zu bekommen, nehmen Geknautsche in der Lenkertasche nicht all zu übel, sind auch im Fahren leicht weggemümmelt und sie sauen einem nicht die Hände, Handschuhe oder Klamotten ein.

Ich werde diese Reihe aber auch mit Süssem fortsetzen, dazu fräse ich mich gerade parallel durch Fruchtschnitten und Anverwandte.

Die Bifi (es gibt einen Haufen unterschiedliche Sorten) ist eine Minisalami eines mittelständischen deutschen Herstellers, der von Unilever aufgekauft wurde und später den Namen und das Produkt an den us-amerikanischen Fleischsnack-Hersteller Jack Link’s verkauft hat. Produziert wird die Bifi wohl immer noch in Ansbach. Mehr zum Hintergrund von Bifi bei Wikipedia.

Der Konkurrent gibt sich modern, fleischlos und kommt von Rügenwalder Mühle, ebenfalls einem deutschen Fleischproduzenten, der seit 2014 immer mehr fleischlose, aber fleischartige Produkte anbietet. Mehr zum Hintergrund von Rügenwalder Mühle bei Wikipedia.

Rügenwalder hat bei uns einen Bonus. Sie bieten ein vegetarisches Produkt (vegetarische Mühlenfrikadellen) an, auf das unser Kater hereinfällt und es für katzenessbar hält – er hat sonst ein sehr feines Näschen für den Unterschied zwischen gemüse- und fleischbasierten Fertigprodukten und das ist für uns ein guter Gratmesser, ob es lecker ist 🙂

Die Bifi hab ich als XXL Version getestet, ich hoffe mal, dass sich diese von der Zusammensetzung und so weiter nicht von der normalen Version unterscheidet, an der Tanke gab es nur diese.

Interessant ist, dass Bifi speziell für ’nach dem Feiern‘ bewirbt. Also, wenn man Brand hat, dringend was in den Magen braucht und wegen der Elektrolyte auch gleich was salziges will. Das macht Sinn, ist aber auch gleichzeitig etwas arm…

Sensorischer Test

Oben Bifi, unten Mühlensnack

Komplett auspacken sollte man beide lieber nicht – lecker sieht das nicht aus, eher wie ein schlimmer Unfall beim Backen mit Kindern.

Also immer schön aus der Packung raus essen!

Bei der Bifi fällt uns (Nadja hat mit getestet) auf:

  • da isser sofort – der klassische, widerlich-geile Geruch beim Öffnen
  • das ‚Brot‘ ist trockener und etwas härter, aber keine Sorge, Zähne braucht man dafür nicht. Das Brot hat kleine Löcher.
  • Die ‚Wurst‘ besteht deutlicher aus unterschiedlichen, weicheren und härteren Elementen, ist insgesamt härter und muss schon gebissen werden (hier sind Zähne eindeutig von Vorteil). Kaut sich gut, salzig.
  • Im Abgang schmeckt man eine leichte, typische Billig-Salami-Säure, auch wenn eine richtig gute Salami gar nicht sauer ist

Links Bifi, rechts Mühlensnack

Bei der Rügenwalder ist uns aufgefallen:

  • das Brot ist süsser, aber auch salziger und noch weicher
  • die ‚Wurst‘ besteht aus einer eher gleichmäßigen Masse und ist insgesamt nicht so fest wie die Salami
  • angenehmer Geruch
  • kein unangenehmer Nachgeschmack
  • der Name ist scheisse! Daran muss Rügenwalder echt noch arbeiten. „Ich hätte gerne einen Vegetarischen Mühlensnack im Teigmantel“ klingt irgendwie komisch, oder?

Nährwerte

Nährwerte Mühlensnack

Nährwerte Bifi

Nährwerte auf 100g Bifi Mühlensnack
Brennwert (kcal) 459  357 
Fett (g) 31 21
Kohlenhydrate (g) 31 29
Protein (g) 14 13
Salz (g) 2,3 2

Die Bifi hat also mehr bums, und wenn man mal abseits von Tagestouren auf dem Rad etwa 2000 kcal für einen Tagesgrundumsatz (für einen mittelalten, zu fetten, eher großen Mann) annimmt, schon ein sattes Viertel davon!

Kosten

Der Mühlensnack ist deutlich teurer, nimmt man die Preise für 20iger bzw. 24iger Großpackungen, kostet ein Mühlensnack (50g) 1,45 Euro, eine (40g, also nicht xxl) Bifi im Teigmantel nur 83 Cent.

Gleichzeitig ist Bifi auch leichter verfügbar, der Mühlensnack eher ein Exot in der Tanke.

Fazit

Generell sind beide Produkte geschmacklich schon sehr nah bei einander, ich finde den Mühlensnack geschmacklich besser, aber die Bifi vom Kauen her befriedigender.

Ich behaupte, dass es sehr schwer ist, diese gezielt unterscheiden zu können, wenn man sich nicht darauf vorbereitet und beide direkt vergleicht.

Die Unterscheidung ist allerdings sehr leicht, wenn man direkt eine Nase an der gerade aufgerissenen Verpackung nimmt, weil so ekelhaft und gleichzeitig geil riecht einfach nur Bifi.

 

 

Wie wohin warum

Das Beste gleich vorweg. So langsam wird das, was EU verspricht, Wirklichkeit.

  • Es gab keine Grenzkontrollen, zum Teil nicht mal mehr Schilder zum Landeswechsel. Die alten Kontrollstellen sind komplett ab- oder in Truckstops umgebaut, wir haben auf dem Rückweg auch nix von einer Kiffer-Schleierfahndung mitbekommen, obwohl wir direkt hinter der Grenze erstmal etwas über die Dörfer gefahren sind.
  • Wir konnten überall mit dem gleichen Geld bezahlen, das umständliche im Kopf ‘wieviel ist das jetzt in Drachmen’ ist weg.
  • Roaming. Kein Gehühner mit fremden SIM-Karten und obskuren Apps, die es nur in estnischen Googleplaystore gibt. Gar kein Gehühner. Einfach alles so machen, wie zuhause. Ich muss über unseren Eintrag von 2015 lachen, weil das einfach Geschichte ist und auch, weil es noch mal den Preisverfall deutlich macht, auch wenn der Kurs inzwischen in Norwegen natürlich wieder viel besser sein wird als bei uns.

Wir haben deutlich mehr Internet verbraucht als zuhause, das liegt zum einen daran, dass die Stellplätze im Gegensatz zu Campingplätzen in der Regel kein brauchbares Wifi haben, aber vor allem an unserer vielen Fotografiererei und der Nutzung von Google Photos, das immer gerne alles synct, aber damit kann ich gut leben.

Stellplätze finden

in 2015 waren die Apps, die wir gefunden haben, um Campingplätze zu finden, doof und schlecht. Das hat sich geändert, zumindest scheint es eine europaweit verbreitete Anwendung zu geben. Dazu gleich mehr.

Bauern, Winzer und andere Landbesitzer haben sich zusammen gefunden, um genau das zu ermöglichen – günstige und schöne Stellplätze für vollautonome Camper auf Bauernhöfen. In Deutschland heißt das Landvergnügen, in Frankreich france passion.

Ein Freund von uns hat einen Camper, aber vorallem eine Schäferei und macht dabei mit – so sind wir drauf gekommen, das auszuprobieren. Die Idee ist, dass man gegen einen festen jährlichen Betrag (um 30 Euro pro Land) bei teilnehmenden Bauern mit seinem Camper für eine Nacht stehen kann. Grundbedingung ist eben, dass man nichts braucht – kein Strom, kein Wasser, kein Klo. Dafür ist man eingeladen, im Hofladen des Bauern vielleicht etwas zu kaufen – das ist aber keine Verpflichtung.

Die Idee finden wir toll, die Umsetzung zumindest von france passion ist für uns nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Webseite nervt (man kann sich nicht an mehreren Geräten gleichzeitig einloggen, die vorhandene Karte ist nicht interaktiv, sondern einfach nur eine Karte ohne Funktion,…), eigentlich braucht man die Papierkarte und das Papierverzeichnis zum Finden von geeigneten Zielen. Wir haben das nur einmal genutzt, waren aber öfter bei Bauern, die ihre Stellplätze (und zwar meist mit höherem Standard als france passion vorgibt) einfach auch bei park4night inserieren.

Park4night war dann auch die App, die wir hauptsächlich genutzt haben. Das Interface der Handyapp ist auch etwas krude, aber man kann sich dran gewöhnen.
Der große Pluspunkt bei park4night ist, dass es stark von den Kommentaren der Nutzer lebt und nicht so sehr von einer Selbstdarstellung der Plätze.

(nur die Plätze, an denen wir waren)

(das Gebiet das im oberen Screenshot an dem linken P zwischen den beiden Treckern zu sehen ist / Landungsstrände, reine Parkplätze ausgeblendet)

Der große Minuspunkt ist, dass dort auch Plätze, die ganz klar illegal sind, eingetragen werden. Da steht dann dabei ‘in Naturnähe’ oder ‘nur für Kastenwagen, nicht für Camper’ und wütende Kommentare, dass man aus dem Naturschutzgebiet gejagt wurde oder das an diesem schönen Parkplatz nun die gefürchtete Teppichstange (Wohnmobilstoppbalken in 2,20 Höhe über der Einfahrt zum Parkplatz) aufgetaucht ist.

Tja, zuviele Idioten machen es dann auch unmöglich, dort nur mal tagsüber für einen Spaziergang zu stehen 🙁

Ansonsten ist park4night sehr brauchbar und aktuell:

  • Man kann diese zweifelhaften Plätze auch direkt bei der Suche ausblenden, sie sind meistens richtig gelabeled)
  • Man kann nach Höhenbegrenzungen suchen (googlemaps, das wäre auch mal was für Dich, oder?)
  • google translator ist direkt in die Kommentare reingehäkelt, so dass man eigentlich alles direkt lesen kann (wobei französisch etwas schwieriger zu sein scheint als alles andere, im Original französische Beiträge sind meistens lustiger zu lesen)
  • man kann den ausgewählten Platz direkt in gmaps routen lassen
  • man lernt viel über nationale Eigenheiten (worüber sich Camper welcher Nationalität stören)

Leider kann man nicht nach Öffnungszeiten filtern. Das macht in Frankreich auch keinen Sinn, da sie in unserem Stichprobenzeitraum eh nicht gestimmt haben.

Navigation

Wir haben googlemaps benutzt. Insgesamt ist das auch die beste Lösung für uns. Wir haben schon in einem Norwegen/2015-Artikel erklärt, wie das für uns am besten geht – das gilt immer noch.

Ich hatte GMaps für Frankreich (Autobahnen mit Maut) falsch konfiguriert. GMaps ist schlau genug, nur bemautete Autobahnen zu meiden, wenn man ‘Mautstrassen vermeiden’ auswählt. Deswegen haben wir noch mal OSMand probiert, aber das UI ist so gegen alle Vereinbarungen, wie ein UI funktioniert, gestrickt, dass wir schnell aufgegeben haben (und Nadja hat die richtige Einstellung für GMaps gefunden).

Insgesamt wünsche ich mir für GMaps zwei Dinge:

  • Konfigurierbare Höhe des Fahrzeugs (und vielleicht auch zulässiges Gesamtgewicht)
  • Auswahl zwischen kürzester und sinnvoller Strecke, so dass man nicht direkt durch abgedrempelte Wohngebiete schlingert

Bücher

Wir hatten wieder ein Velbinger dabei, aber wir haben ihn nicht gebraucht. Internet ist überall und es ist leichter konsumierbar, meistens gibt es dazu dann auch AAL (Arbeit anderer Leute, wie Bewertungen, Kritik, eigene Webseiten) aus denen man besser als aus der Meinung eines Autors, der da vor Jahren mal war, schliessen kann ob der Ort interessant ist oder eher nicht so.

Zukunft

Tumblr nervt extrem (immer noch), wenn man schlechte oder wechselnde Bandbreite hat. Uns sind mehrere Artikel verloren gegangen, weil das, was die App signalisiert (Artikel ist komplett hochgeladen, Bilder gedingst,…) oft nicht stimmt.

Das ist schlicht zum Kotzen.

Dieses Blog wird also umziehen, die Domain ist schon reserviert, der bestehende Content wird hier bleiben (weil er hier richtig verlinkt ist), aber auch in eine neue WordPress-Instanz umziehen.

Das macht dann auch das Interagieren mit unseren Lesern (ja, es gibt sie – danke!) leichter.

Gasalarm

Der Gerät heizt und kocht mit Propangas aus (in Deutschland handelsüblichen) 5 und 11kg Stahlflaschen. 

In Deutschland bedeutet, dass es z.B. in Frankreich anders ist – und das dies eventuell zu einem sehr kalten Morgen führen kann, dazu später mehr…

Die Heizung arbeitet vollautomatisch, mensch stellt eine Temperatur an, und ein gewisser Herr Truma kümmert sich um die Details und bläst so lange warme Luft in den Innenraum, bis die vorgewählte Temperatur erreicht ist und geht dann aus, bis diese wieder unterschritten wird – im Campingbetrieb, im Fahrbetrieb heizt der Motor und das Gas ist aus.

Beim Herrumrödeln in einem Staufach im Fussboden, das ziemlich nahe und unterhalb von Herrn Truma ist, hat es heute leicht nach Gas gerochen – das ist schlecht.
In diesem Fach sind allerdings unter anderem auch ein paar  bockwurstglasgrosse Butankartuschen für nen Grill und eine Parkkralle. Anscheinend hat die Parkkralle beim Herumrödeln im Fach es einer dieser Dosen so besorgt, dass sie nicht mehr dicht war und Gas ausgeströmt ist (sie war sehr kalt und beraureift), ohne dass es merkbar gezischt hat.

Puh. 

Ich hatte zwar keine Angst, mit der Gerät in die Luft zu fliegen oder darin zu ersticken (Gas ist schwerer als Luft, wir schlafen erhöht), aber schon, dass unser wertvolles Gas eventuell an einer unautorisierten Stelle Herrn Trumas austritt und dadurch sehr viel mehr verbraucht wird als wir tatächlich verbrennen.  

Bonjour Froschfresser – da sind wir wieder!

+++ EIL +++

Leben-auf-dem-Boden wird fortgesetzt! 

+++ EIL +++

Wir sind älter geworden und es ist gerade nicht so richtig Sommer, deswegen nicht mehr auf dem Boden, sondern in einem direkt bewohnbaren Fahrzeug (allerdings ohne Kettenantrieb) – wir wollen an der Nordseeküste entlang westlich Richtung Bretagne.

Am Montag geht es los – hier gibt es dann mehr unglaubliches, unverständliches und unerhörtes aus der uns noch etwas unklaren Welt der Wohnmobilisten und der Küstenbewohner.

(Quelle erstes Bild latürnich: https://www.titanic-magazin.de/postkarten/karte/bonjour-froschfresser-da-sind-wir-wieder-894-2098/)

Unsere Route

Wir haben lange nix geschrieben, die Route wollten wir aber noch veröffentlichen.


Wer selbst Tunnel und Fähren oder sonstwas zählen will, kann in Google Maps ziemlich weit reinzoomen und die Strecke nachvollziehen.

Die Tracks kreuzen sich ein paar Mal, wahrscheinlich ist das schwer nachzuvollziehen, wenn man nicht dabei war 🙂 Zur Orientierung hab ich ein paar Bilder aus dem Tumblr reingestanzt.

Mehr Bilder gibts demnächst bei Flickr, da ich alle Update-Lizenzfiles für LR wieder gefunden habe und es damit endlich auf dem neuen Rechner funzt.

Wandern

(also eigentlich Spazieren gehen, wir waren nie über Nacht unterwegs) in Norwegen heißt eigentlich immer, dass man einige Höhenmeter zurück legt.

Die Norweger haben vier Kategorien von Wanderwegen, die mal abgesehen von der ersten Stufe wenig mit mitteleuropäischen Vorstellungen von ‘Wegen’ zu tun hat – es handelt sich eher um Pfade, die sich das Schmelzwasser sucht und die von Mensch und Tier eben mit benutzt werden.

Alle 50 Meter oder so gibt es eine Markierung (etwas Farbe an einen Fels geschmiert), an der man erkennen kann, dass man sich noch auf dem Weg befindet. Wenn das sowieso eindeutig (also für Norweger eindeutig) ist, braucht man auch keine Markierung, nä?

Man braucht nicht gleich ne Outdoor-Hose und das Schlangenbiss-Set an den Oberschenkel getaped oder ein Kampfmesser, aber z.B. eingelaufene, stabile, gut sitzende, wasserfeste und über den Knöchel reichende Stiefel machen schon ziemlich viel Sinn, genauso wie wasserfeste Klamotten, so ein Wanderweg mittlerer Kategorie kann schon mal quer durch einen Schmelzwasser-Fluss gehen…

Wasser braucht man nicht schleppen, das gibts überall gratis, aber etwas Zucker ist ne gute Sache. Wichtig sind nicht so sehr die zu laufenden Entfernungen, sondern die damit verbundenen Höhenmeter.

Die norwegischen Schätzungen bezüglich der Gehzeiten sind auch eher unrealistisch, und so schlecht sind wir gar nicht zu Fuss unterwegs. 🙂

Auto fahren in Norwegen

Wir haben eine Strecke von etwa 4.800 km zurück gelegt, und sind dabei durch ungezählte Tunnel, über viele Brücken und mit ein paar Dutzend Fähren gefahren.

In Norwegen darf man auf Landstraßen maximal 90km/h fahren, an vielen Stellen macht man das eh nicht, wenn man leben möchte und man nicht gerade Europastraßen fährt, weil die Straßen eng, kurvig und uneinsichtig sind:

Oder auch gerne mal vom Vollausbau direkt in einspurige Schotterstrecken übergehen, wenn Bob zugange ist:

Dann können einem teilweise erschreckend riesige Monster-LKW entgegenkommen (höher und länger als bei uns, Anhänger mit 5 Achsen…)

GoogleMaps hat normalerweise mit 60km/h gerechnet, das ist das, was man auch schafft, ohne rallyestyle zu fahren.

Das ergab einen günstigen Diesel-Verbrauch von 5,4 Litern auf 100km (normal für mein Auto sind 7, wenn ich mir richtig Mühe gebe, schaffe ich fast 8 Liter). Steile Anstiege sind nicht schlimm, weil man ja komplett mit Schubabschaltung auf der anderen Seite wieder runterrollt.

Es macht Sinn, Einheimische im Rallyemode vorbei zu lassen, die fahren einfach anders den Berg runter.

Ein Womo (siehe eigener Eintrag) hätte an vielen Stellen ziemlich genervt: Fähren und Maut deutlich teurer, Fahren auf uneinsichtigen Singletrackroads war schon mit dem Auto teilweise nervig.

Typisch für Skandinavien: Statt Ampelkreuzungen gibt es meist Kreisverkehre – tolle Sache. Das geht viel schneller, als an einer Ampel zu warten, meistens kann man auch dann fahren, wenn viele Autos unterwegs sind.

Auch typisch für Norwegen: Tunnel.

Ich hatte vor, die Tunnel zu zählen (der Track des GPS-Signals setzt da aus), aber es sind einfach zu viele. Bob hat die Eigenart, Tunnel meist einfach so in den Fels zu sprengen, roh – ohne Innenverkleidung. Zu einem kleinen Teil sind die Tunnel gut beleuchtet, zum Teil gar nicht. Eine Herausforderung, wenn mal die Sonne geschienen hat.

Der längste von uns befahrene Tunnel war 14km lang, es gibt auch Tunnel, die sich wie eine Parkhausschnecke den Berg (im Berg wohlgemerkt) hochdrehen, und einmal gab es sogar einen Kreisverkehr mitten irgendwo im Berg.

Ich war zum ersten Mal länger mit einem Auto in Norwegen (sonst per Schiff oder Interrail/Bus) – ich fand es doof, dass man durch das Nummernschild überall direkt als Deutscher identifiziert werden konnte, ansonsten ist es super praktisch, weil man eben sehr individuell eigentlich überall hinkommt und es problemlos möglich ist, Krempel und Konterbande einzuführen, ohne die Kiste selbst schleppen zu müssen.

Turbolader: Mal sehen, was das kostet, soweit ich verstehe, ist nur die Manschette zwischen Druckseite des Turbos und Motorgehäuse karpott. Das Auto fährt, hat aber keinen Druck mehr beim Beschleunigen (dafür pfeift es ordentlich irgendwo im Motorraum) und etwas hust unverbrannter Kraftstoff ergibt eine schwarze Fluchtwolke hinter dem Auto, bis der Motor irgendwann von selbst in einen Notmodus geht, der kraftvolles Beschleunigen einfach unmöglich macht.

Internet

In Norwegen kann man in jedem Hupamarkt eine SIM kaufen, und die passeden Topups auch dazu.

Allerdings funktionieren die SIM-Karten nur, wenn man eine norwegische Sozialversicherungsnummer und einen dazu passenden Namen hat – dann schreibt man eine SMS mit diesen Daten und PATZ Internet!

Hamwa aber nich, wa?

Über einen Chat mit einem Supportmitarbeiter wurden wir in den nächsten Shop unseres Anbieters (Netcom; es gibt sonst auch noch Telia) geleitet, der dann einfach manuell unsere Daten plus Fantasie-Adressen eingetragen hat.
Das Aktivieren des Datentarifs ging auch wieder nur über einen Supportchat, weil man die dafür notwendige App nur in einem norwegischen Appstore bekommt .-)

Eine SIM-Karte kostet 50NOK, 3 GB Daten 300NOK (ganz ganz grob: 1:10 rechnen).  VODKAFON, TELEBIM: CAN U READ THIS?!? 3GB für 30 Euro!

Eigentlich hatten wir fast überall irgendwie Netz, oft auch in ländlichen Regionen LTE.
Leider konnte nun ausgerechnet Tumblr nicht so gut mit nicht so gut Netz, alles andere ging problemlos.