Diemelsteig – Tag 2

Fortsetzung unserer Diemelsteig-Wanderung (zum ersten Teil)

Wir haben beide gut geschlafen – nach einem guten Frühstück, bei dem auch direkt Vespertüten auf dem Buffet bereitstehen, damit man sich auch noch ne Bemme mit auf den Weg nehmen kann, hat uns unser Wirt nach Flechtdorf gefahren.

Von Flechtdorf nach Hemminghausen

Nachdem wir gestern von Adorf aus südwärts gelaufen sind, geht es heute die gesamte südliche Flanke des Diemelsteigs entlang – also die rote Strecke auf der Map:

Wir starten auf einer Höhe von 440 Meter, und es geht gleich in den ersten 5km hoch auf 580 Meter.

Im Hintergrund Flechtdorf, noch weiter dahinter die zu Adorf gehörenden Windmühlen – Adorf ist dann noch ein Tal weiter.

Es ist schon früh morgens (wir sind um 9:00 Uhr in Flechtdorf losgegangen) ordentlich warm – noch etwas Tau im Schatten, aber es ist schon klar, dass es heute 30° werden, und die Sonne gibt schon alles, damit es schön mukkelig wird.

Nadja entdeckt eine Libelle, aber bis sie ihre Kamera aus dem Rucksack gefummelt hat, hab ich ein Bild und die Libelle genug – Nadja kommt nicht zum Schuss und trägt ab da die Kamera in der Hand.

Der Diemelsteig zeichnet sich durch ein eigenes Bank-Design aus – es gibt insgesamt sehr viele davon (auch ein Zeichen für einen Qualitätswanderweg), und sie haben nicht die sonst oft zu findene Form, sondern abgerundete Seitenteile wie hier im Bild – nicht alle haben eine Rückenlehne, viele haben auch einen Tisch.

Den Turm mit der Bommelantenne sehen wir immer wieder auch an den nächsten Tagen in weiter Ferne.

Ich wünsche mir, dass das Fremdenverkehrsamt verschiedene Bergkuppen in unterschiedliche Farben taucht, damit es leichter fällt, die Kuppen wieder zu erkennen.

Ich habe meine kleine Dröhne dabei, und mache ein paar Aufnahmen von der Umgebung – von unseren eigenen Sichtpunkten können wir meist nur über das nächste Tal auf den folgenden Hügel gucken – die Drohne kann in das Tal und weit weg gucken.

Wieder finden wir Spinnenweben, die bis vor kurzem im tiefen Schatten gehangen haben und noch voller Tau sind.

Näher kommen wir an den Bommelturm nicht ran. Ich glaube, es handelt sich dabei um den Neubau des Wetterradars Flechtdorf.

Neben dem Diemelsteig gibt es noch eine Menge anderer Wanderrouten. Im Gegensatz zu den Wegweisern im Chiemgau stehen hier aber immer die Entfernungen statt der Gehzeit dran. Wir fanden die Info mit der Gehzeit eigentlich besser, weil das Steigungen und Gefälle besser in die Planung im Kopf miteinbezieht.

Es gibt im Sauerland ein paar Plätze, an denen man legal campen darf. Hier zum Beispiel der Treckingplatz an der Rhene-Quelle mit Zeltplatz (die Holzplattform – fragt nicht), einem typischen Shelter, mehreren Sitzbänken und einem Torfklo (nicht mit im Bild).

Will man auf einem dieser Plätze übernachten, muss man sich vorher anmelden, und es kostet auch ne Mark.

Nachdem wir etwas mehr als die Hälfte der geplanten Tagesetappe geschafft haben, kommen wir kurz vor Schweinsbühl an dieser idealen Pausengelegenheit an:

Im Schatten, mit Tisch, mit toller Aussicht über den Pfad, wo wir herkommen.

Also machen wir eine ausgedehnte Mittagspause.

Danach fällt es uns schwer, wieder loszugehen. Wir spüren schon deutlich die Unterschenkel (vom Bergab gehen) und die ersten 50 Meter sind immer ulkig, wir hoffen, dass uns gerade keiner sieht, bis die Beine wieder wärmer und weicher werden.

Aber nach wenigen Metern geht es dann wieder normal weiter. 🙂

Wir gehen ein ganze Stück auf dem Kamm entlang – also eingermaßen auf einer Höhenlinie.

Adorf – also den Ort, in dem wir in der Linde wohnen, ist da, wo im Osten die Windräder stehen. Den Ort selbst kann man nicht sehen, wie alle Orte ist er im Tal, am Fluss angelegt.

Auf den Hügeln treffen wir nur sehr wenig Menschen – 2x das gleiche Paar mit ihren Hunden, von weitem sehen wir ab und zu mal einen Trecker, meistens beim Mähen oder Heu wenden, aber sonst kaum Fußgänger.

Wir geniessen das sehr, im Chiemgau kommt man ja vor lauter Grüßen gar nicht mehr zur Besinnung.

Wir schwitzen uns bergauf und wackeln uns bergab und sind mit uns und der Natur meist allein.

Alles bis auf ein paar blühende Heideflächen ist sattgrün, und eigentlich sieht es hier aus, wie ich mir das Auenland im Herrn der Ringe hinter der Kamera vorstelle.

Der Nachteil ist leider, dass es auf dem Kamm kein Wasser gibt. Durch die große Hitze verbrauchen wir ziemlich viel davon.

Da auch der Anteil von Asphalt in die Einstufung als Qualitätswanderweg einzahlt (maximal 20% sind erlaubt, und ich finde das schon zu viel) und natürlich alle Orte allein schon für die Erreichbarkeit durch die Müllabfuhr, den örtlichen Bauhof und nicht zuletzt die Bewohner im Winter asphaltiert sind, meidet der Diemelsteig die Ortskerne, an denen üblicherweise eine Kirche und damit auch ein Friedhof und damit ein Wasserhahn steht.

Ausserhalb von Adorf treffen wir tagsüber an diesem Tag nicht auf gastronomische Angebote, nicht mal einen Kiosk oder sonstwen, der z.B. ein Eis verkauft.

Aber Friedhöfe gibts, gestorben wird überall 🙂

Leider müssen wir uns dann aus dem Ort (in diesem Fall Deisfeld) heraus auch immer wieder etwas hocharbeiten.

Kurz vor dem geplanten Ende der Etappe finden wir noch einen großen Partyplatz mit riesigem gemauertem Grill, vielen Tischen und Bänken und einem großzügigen Shelter – und der Anweisung, sich vor der Nutzung beim Ortsvorsteher zu melden.

Da steht nicht, wer das ist, wie seine Telefonnummer ist oder irgendwas in der Art – wahrscheinlich ist das eher für Einheimische und nicht für Durchreisende gedacht – schade.

Wir sind damit in Hemminghausen (Vorsicht, es gibt auch noch Hering- und Helminghausen an der Route) angekommen und schmeissen uns in den Schatten. Ich bin nach fast 18 km angemessen k.o., Nadja ruft Herrn Becker an – und kurze Zeit später werden wir aufgepickt und nach Adorf gefahren.

Nachmittagsfreizeit 🙂

Nach einer kurzen Auffrischung im Hotel und vor allem dem Wechsel auf Sandalen und Schlappen laufen wir rüber zu einem anderen Gasthof im Ort (Die Linde hat Dienstags Ruhetag und es ist erst nachmittags) und essen große Eisse (also Plural) und trinken Radler.

Adorf (mit 1500 Einwohnern) hat das große Glück, zwei Supermärkte, zwei Banken, mehrere Gasthäuser, eine Apotheke und noch einiges mehr an Infrastruktur zu haben.

Die kleineren Orte haben das alles eher nicht, der Bäcker in Flechtdorf (am 1. Tag) hatte leider montags seinen Ruhetag.

Wir haben uns schon am ersten Abend im Edeka mit ein paar Müsliriegeln eingedeckt, nun kaufen wir auch noch mehr Dinge für die nächste Mittagspause – also Salami, Käse und andere Dinge, die ungekühlt bei 30° nicht direkt die Jacke hoch machen, den Rucksack überleben und den Elektrolythaushalt aufrecht halten.

Nach längeren Pausen aufstehen und vor allem Treppab laufen sieht für Aussenstehende sicher lustig aus. Wir haben beide ordentlich Muskelkater.

Abends gibts mit Vorsuppe und Nachtisch Curryhuhn mit Reis – Schnaps wollen wir beide heute lieber nicht 🙂 – dafür gehen wir auch früh ins Bett.


Am zweiten Tag sind wir knapp 18km in 6 Stunden (und ein bißchen) gelaufen

Mir tut zwar unterhalb der Hüfte einiges weh, aber es scheuert nix, es bilden sich keine Blasen, die Füsse fühlen sich gut an. Muskeln – naja, das ist eher weniger schlimm.

Gute Nacht!

(zum dritten Tag)