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Diemelsteig – 4. Tag und Fazit

Fortsetzung von Diemelsteig 3. Tag.

Heute haben wir nur noch ein Reststück (12km) übrig.

Wir lassen uns nach dem Frühstück nicht zur Staumauer, sondern nach Heringhausen fahren, weil wir nicht von dem Niveau von Helmingshausen (See minus Staumauer) aus auf den Gipfel des Eisenbergs (595) hoch wollen, sondern lieber vom Seelevel zum St. Muffert Aussichtspunkt (grob 500 Meter, also 100 Meter weniger plus noch mal 40 Meter für den Unterschied der Staumauer – wir sind faul, wenn es nur um einen Gipfel geht und man die Höhe nicht halten kann).

Wir steigen also bei (4) in den Berg, nicht nördlich der Staumauer – oben abgebildet ist der Orignaltrack (Link hinterm Screenshot).

Von Heringhausen nach Adorf

Der Weg geht im wesentlichen Richtung Osten – der blaue Pfad.

In Heringhausen laufen wir erstmal an der Seepromenade entlang. Der Ort ist bei weitem am touristischsten von allen Orten, die wie bisher gesehen haben. Es gibt Hotels, eine bereits früh morgens geöffnete Pommesbude, Eis-Schilder und alles.

Der See liegt um diese Zeit sehr still, es gibt noch keine Thermik oder andere Winde.

Der Pfad hoch in den Eisenberg ist ein richtiger Fusspfad, schmal, gut zu gehen, steil – nix für Forstmaschinen. Das macht Spaß, dafür liegt ab und zu Natur im Weg rum.

St. Muffert

Wir keuchen uns auf die Höhe von St. Muffert hoch, dort gibt es eine tolle Aussicht über den See und auf die Höhenzüge, auf deren Kamm wir gestern und vorgestern gelaufen sind. Woher der Name kommt, ist uns unklar.

Die Hütte ist relativ neu und auf einem Fundament, das eher für was größeres gedacht war, gegründet.

Hier sieht man auch noch mal die touristische Ausrichtung von Heringhausen ganz gut (naja, „gut“). So ein Ferienpark sticht durch die gleichgleiche Anordnung sofort ins Auge und das nicht gerade angenehm.

Im Hintergrund sieht man den Dommel (rechts vom Eichenlaub) und den Niegelscheid (links vom Eichenlaub).

Von dort aus geht es erstmal sanft bergab, die Wege sind weiterhin sehr gut gehbar und mit gutem Untergrund.

Eine nicht Diemelsteig-standardkonforme Bank, aber dafür mit schöner Aussicht.

Durchs Seitental Richtung Adorf

Der Pfad folgt einem Tal, in dem nicht viel los ist, und das wieder in prächtigstem Grün strahlt.

Zusammenfassung: Es ist wunderschön hier.

Leider geht es dann irgendwann für mehrere Km nur noch auf Teer weiter.

Wir laufen manchmal etwas auseinander, in diesem Fall hab ich einfach keine Lust, ohne Schatten auf Nadja zu warten, die mit Fotografieren beschäftigit ist.

Als wir oberhalb des Tals, in dem Adorf liegt, ankommen, machen wir noch einmal eine längere Pause in einer schattigen Hütte und sehen hinunter ins Tal.

Dort spielt ein Kampfhubschrauber Tiger (erkennbar an der Sensor-Bommel über dem Hauptrotor) mit sich selbst verstecken – ziemlich dicht über dem Boden und dafür ganz schön schnell.

Angst vor Oberleitungen haben die Besatzungen wohl eher nicht.

Ich habe mir eine zweite (Einwegplastik)flasche im Gasthof geliehen und feiere wahre Orgien in meinem Trinkwasser, es ist wieder sehr warm für September.

Wir queren die Rhene, an der in früheren Zeiten auf Adorfer Gebiet mehrere  Wassermühlen betrieben wurden; auf der anderen Strassenseite ist ein Besucherbergwerk, aus dessen wochentags leider geschlossenem Schacht angenehm kalte Luft strömt.

Das hätten wir uns gerne angesehen, aber so touristisch ist es dann in der Gegend nicht – Öffnungen nur am Wochenende.

Es geht auf den letzten Anstieg unserer Wanderung, wieder hoch aus dem Rhenetal auf den Rücken des östlich von Adorf gelegenen Hügels.

Wir kommen oben an, sehen die letzte Diemelsteig-Bank – leider ist der Weg von dort wieder runter bis nach Adorf wiederum asphaltiert.

Der letzte Abstieg bis zum Gasthof – und zack: Wir haben den Diemelsteig begangen.

Wir gehen direkt, ohne uns erstmal leichtere Schuhe anzuziehen, zu (zum?) Schnöggel – einer Eisdiele mit nur selbstgemachtem Eis, das scheinbar so eine Institution ist, dass es keine eigene Webseite braucht, Eis an andere Gastrobetriebe exportiert und selbst eher komische Öffnungszeiten hat.

Aber das Eis ist der Hammer, besonders das weisse Cafeeis hat es uns angetan – wegen Gefrässigkeit haben wir leider beide keine Fotos davon gemacht.

Wenn man zum Nacheistisch noch einen Milchkaffee bestellt, gibt es da auch noch mal ein kleines Minieis dazu. Sehr lecker.

Am Abend wird es voll im Gasthof – der Männergesangsverein Adorf probt Donnerstags im großen Saal – und vorher (und hinterher) wird die Stimme geölt.

Wir bekommen wieder ein leckeres Abendessen und nochmal einen Schnaps.


Damit sind wir am letzten Tag noch einmal 12km gelaufen und einmal rum.

Fazit

Wir können diesen Kurzurlaub wirklich empfehlen.

Die Linde in Adorf bietet alles, was wir gebraucht haben: Einfache, saubere Zimmer, Frühstück, Abendessen, Geselligkeit, Bring/Holdienst.

Das Essen ist gutbürgerlich (ich hab mal nach einer Definition gesucht, die passt) – es wird auf Grossstadt-Chichi verzichtet, trotzdem war es lecker und ansprechend – ein kleines bißchen Zeitreise war dabei, man kommuniziert z.B. per Telefon, nicht per Email.

Der Frühstücksraum

Hervorheben möchten wir die Crew, die den Aufenthalt für uns so angenehm gestaltet hat; besonders der Chef, Herr Becker – der sich für das Vermitteln seiner Begeisterung für seine Heimat wirklich reinhängt – es ist ihm eine Herzensangelegenheit, und der Funke springt über.

Wir waren übrigens nicht die einzigen Wander-Gäste, es waren mehrere Päarchen parallel zu uns auf anderen Teilen des Diemelsteigs unterwegs. Daher wissen wir, dass die Küche auch Wünsche wie Hafermilch oder Dinkelbrot umsetzen kann und das auch gerne tut – default wie für Stadtkinder gewohnt, ist es nicht.

Qualitätswanderweg

Die Sache mit dem Qualitätswanderweg: Nach diesem Flyer gehören unter anderem folgende harte (es gibt auch ne Menge weiche) Kriterien zu einem Q-Wanderweg:

  • Verbunddecke (Asphalt, Beton, …) höchstens 20 % der Gesamtstrecke
    höchstens 3.000 m am Stück
  • naturnahe Wege mindestens 35 % der Gesamtstrecke

Bei beidem hab ich so meine Zweifel, ob das auf dem Diemelsteig wirklich (noch) hinkommt. Ich verstehe, warum in einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland so viel geteert ist – damit eben Anwohner nicht alle 4wd-Panzer brauchen, um im Winter nachhause zu kommen – aber es sollte schon möglich sein, Fußpfade anzulegen und ab und zu zu mähen, damit man nicht so viel Strasse laufen muss. Strasse laufen ist unangenehm hart, es ist im Sommer unangenehm heiss von unten, und es sorgt für schnellen Anwohnerverkehr, die weder mit Wanderern noch mit Gegenverkehr rechnen, zumindest die, die denken sie seien Walter Röhrl.

Etwas abgeschwächt gilt das gleiche auch für die sehr grob geschotterten und dann gewalzten Waldwege, damit schwerste Holzerntemaschinen dort fahren können – laufen sich auch eher so mittel gut, sind aber für diese Art von Waldwirtschaft aktuell anscheinend notwendig.

Ausrüstung

Gleichzeitig ist der Diemelsteig völlig unproblematisch zu begehen, das geht auch in Sandalen. Die inzwischen übliche Highperformance-Hiking-Ausrüstung ist nicht notwendig, man benötigt auch keine auf den Oberschenkel getapede Atropinspritzen.

Was mir sehr geholfen hat, waren Merino-Shirts (Smartwool – vermutlich diese hier) – ich hab beim Radfahren rausgefunden, dass sich körpernahe Klamotten mit einem hohen Merinoanteil sehr angenehm tragen, auch wenn sie nass sind und dass sie schnell trocknen – und ich bin ein Schwitzer, nicht nur bei 30°. Ich hab auch ein Merino-Shirt aus 100% Merino, das gefällt mir nicht so gut für körperliche Aktivitäten, das bekommt auch Trocknungsränder, das passiert mit den Smartwooldingern nicht.

Meine Wanderstiefel von vor 2015 sind an den Sohlen so langsam durch, ich fürchte mich schon vor der Ersatzbeschaffung. Dazu ziemlich dicke Wandersocken, die dochtartig die Feuchtigkeit aus dem Schuh heraus bringen und dort verdunsten (ich glaub, die sind auch von Smartwool).

Wir hatten beide keine Probleme mit Blasen oder insgesamt den Füssen.

Ich hab zwar seit unserem Chiemgau-Urlaub Wanderstöcke, habe aber vergessen, diese mitzunehmen. Ich habe sie allerdings auch nicht vermisst. Wie gesagt: Der Diemelsteig ist sandalentauglich, solche Pfade, wie im Chiemgau normal, gibt es einfach nicht.

Rucksäcke: Wir haben die Rucksäcke, die wir auch im Alltag benutzen, genommen. Wir brauchten ja nur Kapazitäten für Essen, Trinken, Drohne, Pflasterkram – nicht mal warme oder wasserdichte Klamotten mussten wir dabei haben – das geht auch mit nem Einkaufsbeutel 🙂

GPS: Ich hatte mein Radcomputer Garmin Edge irgendeine vierstellige Nummer +  mit, weil das im Gegensatz zu meinem uuralten Wander-Garmin OSM-Karten und BT/Wifi kann. Nach dem ersten Tag war klar, dass ich das hier nicht brauche, und es blieb im Gasthof. Ich hab die Strecken mit meiner Uhr (auch Garmin, Venu2) getrackt, diese kann auch direkt (also via Garmin App auf dem Handy) mit Komoot kommunizieren, es ist ebenfalls möglich, zu erkennen, wie man weiter gehen muss, allerdings gibt es in der Komoot-App keine wirkliche Kartendarstellung, sondern nur eine Trackdarstellung – hier völlig ausreichend.

Wir hatten natürlich auch noch eine Papierkarte, das war gut für den Überblick, um z.B. zu sehen, ob in absehbarer Zeit eine Hütte/Lagerplatz kommt.


Abreise

Am nächsten Morgen werden wir nach dem Frühstück zum Bahnhof gefahren, die durch Schienenersatzverkehr ziemlich lange Reise verläuft aber so, wie geplant.

Wir fahren erstmal etwas mit einem sehr grimmig guckenden Dieseltriebzug, dann eine längere Strecke mit dem Bus, dann weiter Grimmiger Dieseltriebzug, dann warten wir sehr lange auf einem rotten, sehr stillen (Informationssystem Lautsprecher und Anzeigen komplett ausgefallen) Bahnhof Hagen auf unseren ICE, der uns wieder nach Hamburg bringt.

Der Muskelkater klingt die folgenden Tage langsam ab – es bleiben die schönen Erinnerungen an ein sehr schönes Stück Sauerland.

Diemelsteig – der verflixte 3. Tag

Guten Morgen dritter Tag!

Der Muskelkater kickt voll rein, das Aufstehen und die eine Treppe runter in den Frühstücksraum ist ein sehr alberner Prozess – zum Glück sieht und dabei keiner zu.

Nach dem Frühstück werden wir zusammen mit einem anderen Päarchen, das zwei Dörfer früher abgesetzt wird, zu unserem Startpunkt in Hemminghausen gebracht.

Von Hemminghausen nach Helminghausen

Da wir gestern die Südflanke des Diemelsteigs abgelaufen sind, geht es heute die Westflanke entlang nordwärts bis zum Diemelsee und dann Richtung Osten und Staumauer – die grüne Strecke auf der folgenden Map:

Aus dem Ort geht es direkt wieder rauf auf den Kamm, etwa 160 Höhenmeter höher – die Sonne ist auch schon da und wärmt uns schön auf.

Das Grün ist unglaublich, und jeder, der irgendwie einen Schlepper und ein Mähwerk hat, mäht, wendet und schwadet, was das Material hergibt.

Hier hat niemand Angst vor Fuchsbauten oder anderen Löchern in der Wiese, jedenfalls gibt es wackere Landwirte, die mit lockeren 30km/h über ihre Wiesen dreschen. Gott- und Materialvertrauen!

Oben am Niegelscheid angekommen, machen wir eine kleine Pause und ich lasse die Dröhne einen Rundumblick nehmen.

Wir können von hier aus zum ersten Mal (auch von der Erde) den Diemelsee sehen:

Wir laufen weiter Richtung Dommel. Der Dommel liegt noch ein kleines bißchen höher (640m) als der Niegelscheid.

Über den Dommel

Wir treffen auf einen weiteren Trecking-Übernachtungsplatz. Zelten auf einer Holzoberfläche erschliesst sich mir ja nicht. Es ist hart, es gibt nur wenige Plätze zum Befestigen von Abspannungen, und daneben ist eine ebene Wiese – das ist aber verboten.

Ein großer Teil des Weges rauf zum Dommel ist asphaltiert (über 2,5km am Stück). Ich verstehe ja, dass die Anwohner da auch im Winter sicher hoch und runter fahren können wollen, ohne durch schwerste Spurrillen von monströsen Waldmaschinen fahren zu müssen, aber zum Laufen ist das richtig unangenehm, besonders, wenn der Asphalt schon richtig aufgeheizt ist und so viel Wärme abstrahlt.

Von einer guten, geführten „Qualitäts“route erwarte ich, dass man dann parallel zur Strasse laufen kann oder es zumindest eine gemähte Fläche neben der Strasse gibt. Das ist etwas schade.

Wir haben gehofft, dass es am Dommelhof Kaffee und Kuchen oder etwas ähnliches gibt, aber es gibt dort nix, es ist auch kein Mensch zu sehen. Auch keine Möglichkeit, Wasser nachzufüllen.

Den Aufstieg auf den Aussichtsturm auf dem Dommel sparen wir uns, und gehen direkt weiter auf dem Diemelsteig Richtung Norden, weiter auf dem Kamm entlang.

Bei ungefähr 8,5 km Gehstrecke finden wir eine Hütte, in deren Schatten wir uns ausbreiten. Leider sind die Bänke hier schon ziemlich morsch, trotzdem machen wir eine ordentliche Mittagspause mit Schuhen aus und all den guten, hitzeunempfindlichen Dingen aus dem Edeka und von unserem Frühstückstisch.

Nach der Pause fällt es uns wieder schwer, in die Gänge zu kommen. Dazu kommt, dass wir von hier nur noch bergab laufen.

Bergauf ist zwar insgesamt anstrengend, aber nicht so unangenehm für die Beine. Bergab laufen empfinden wir beide als besonders fies für die Unterschenkel.

Der Weg ist ein Forstweg, grob geschottert und festgefahren, teilweise auch direkt in den Fels geschrappelt, um eine eingermaßen ebene Fläche zu bekommen.

Die Forstmaschinen werden immer größer und schwerer, so dass naturnahe Forstwege einfach nicht mehr funktionieren, in der Konsequenz ist ein großer Teil der Wanderwege dadurch eher unelastisch zu begehen.

In Richtung Osten gibt es wieder einen schönen Blick auf einen Teil des Diemelsees – wir kommen näher 🙂

Die vielen, vielen Rastgelegenheiten haben oft nicht nur eine Bank, sondern auch einen Tisch. Dies hier ist die Luxusvariante mit zwei Bänken und Aussicht, allerdings in der prallen Sonne – wir gehen weiter.

Wasser, Wasser!

So langsam wird mein Wasser knapp, ich male mir in immer bunteren Farben aus, was passiert, wenn ich auf einen Wasserhahn treffe und hoffe darauf, dass das bald der Fall ist.

Kurz vor dem See spaltet sich der Diemelsteig auf, es gibt eine Strecke südlich des Sees nach Heringhausen und eine Strecke nördlich des Sees. Wir entscheiden uns für die nördliche Strecke, weil wir uns die Staumauer ansehen wollen.

Als wir die Itter (den zweiten Zufluss zum Stausee neben der Diemel, nach etwa 13 gegangen Kilometern) überqueren, gehen wir kurzerhand auf den nächsten Bauernhof und fragen, ob wir an einen Wasserhahn dürfen. Latürnich dürfen wir, und eine Flasche köstlich kühles Nass (also ein Liter) verschwindet direkt in mir, der Körper reisst, während ich mir eine zweite Flasche abfülle, direkt alle Poren auf und gibt das Wasser als Verdunstungskälte wieder frei.

Wir laufen nun auf der Nordseite des Diemelsees parallel zum Ufer entlang Richtung Staumauer – Nadja hat vorher ausgekundschaftet, dass es dort einen Kilometer vor der Staumauer Fritten Jupp gibt – beliebt bei Moped-, Auto- und Radfahrern – das kann ja für Wanderer nicht schlecht sein.

Ich bestelle zwei Radler für mich – was Nadja irritiert – und dann noch ein drittes für Nadja und Eis, das interessanterweise von einem kleinen Laden direkt gegenüber von unserem Gasthof in Adorf kommt.

Das erste Radler läuft direkt durch – lecker.

Das Eis ist super, Schnöggel werden wir auch noch mal in Adorf besuchen müssen!

Die Staumauer

Nach einer angemessenen Pause und dem unter Stöhnen zelebrierten Aufstehen und Losstiefeln geht es auf das letzte Stück für heute entlang des Ufers bis zur Staumauer.

Der Stausee wurde Anfang des letzten Jahrhunderts geplant und dann wegen Geld- und Resourcenmangel erst 1924 fertiggestellt, mehr Infos dazu: Die Diemelsee Staumauer.

Von der Seeseite ist das Bauwerk erstmal unscheinbar, das ändert sich, als wir zum ersten Mal auf die andere Seite gucken:

Hui, da geht es ganz schön runter! Wir wackeln auf die andere Seite der Staumauer und entdecken, dass es dort (im Foto oben gerade erahnbar) einen Pfad hinunter an die Sole der Mauer und zum Maschinenhaus geht.

Irgendjemand fand es vor ungefähr 100 Jahren angemessen, so ein mächtiges Industriegebilde mit einem kleinen, englisch angehauchten Park auszustatten und die Betreiber haben das bis heute durchgezogen – das gibt extra Karmapunkte von uns für die schöne Rasenanlage.

Wir gehen bis ganz nach unten.

Die Mauer von unten mit den Überlauflöchern – dafür ist aber gerade nicht genug Wasser im Stausee.

Wir gehen noch ein Stück nach Helminghausen hinein, und lassen uns dort von Herrn Becker abholen.

Abends gibt es Schnitzel mit Pommes (und natürlich Suppe und Nachtisch), heute sind wir wieder bereit für einen Schnaps – und es gibt einen deutlich leckeren, goldgelben Jubiläumstrunk (auch von Kirchner & Menge).


Heute sind wir 18,5 km gegangen, erstmal 9km hoch, dann 9 wieder runter und noch etwas tiefer (Helminghausen liegt natürlich um die Tiefe des Stausees unter dem Level von allem anderen).

Immer noch haben wir uns auch heute nichts wund gelaufen, da bin ich wirklich sehr froh drüber – Muskelkater ist nur beim Losgehen schlimm und stört sehr schnell nicht mehr.

Diemelsteig – Tag 2

Fortsetzung unserer Diemelsteig-Wanderung (zum ersten Teil)

Wir haben beide gut geschlafen – nach einem guten Frühstück, bei dem auch direkt Vespertüten auf dem Buffet bereitstehen, damit man sich auch noch ne Bemme mit auf den Weg nehmen kann, hat uns unser Wirt nach Flechtdorf gefahren.

Von Flechtdorf nach Hemminghausen

Nachdem wir gestern von Adorf aus südwärts gelaufen sind, geht es heute die gesamte südliche Flanke des Diemelsteigs entlang – also die rote Strecke auf der Map:

Wir starten auf einer Höhe von 440 Meter, und es geht gleich in den ersten 5km hoch auf 580 Meter.

Im Hintergrund Flechtdorf, noch weiter dahinter die zu Adorf gehörenden Windmühlen – Adorf ist dann noch ein Tal weiter.

Es ist schon früh morgens (wir sind um 9:00 Uhr in Flechtdorf losgegangen) ordentlich warm – noch etwas Tau im Schatten, aber es ist schon klar, dass es heute 30° werden, und die Sonne gibt schon alles, damit es schön mukkelig wird.

Nadja entdeckt eine Libelle, aber bis sie ihre Kamera aus dem Rucksack gefummelt hat, hab ich ein Bild und die Libelle genug – Nadja kommt nicht zum Schuss und trägt ab da die Kamera in der Hand.

Der Diemelsteig zeichnet sich durch ein eigenes Bank-Design aus – es gibt insgesamt sehr viele davon (auch ein Zeichen für einen Qualitätswanderweg), und sie haben nicht die sonst oft zu findene Form, sondern abgerundete Seitenteile wie hier im Bild – nicht alle haben eine Rückenlehne, viele haben auch einen Tisch.

Den Turm mit der Bommelantenne sehen wir immer wieder auch an den nächsten Tagen in weiter Ferne.

Ich wünsche mir, dass das Fremdenverkehrsamt verschiedene Bergkuppen in unterschiedliche Farben taucht, damit es leichter fällt, die Kuppen wieder zu erkennen.

Ich habe meine kleine Dröhne dabei, und mache ein paar Aufnahmen von der Umgebung – von unseren eigenen Sichtpunkten können wir meist nur über das nächste Tal auf den folgenden Hügel gucken – die Drohne kann in das Tal und weit weg gucken.

Wieder finden wir Spinnenweben, die bis vor kurzem im tiefen Schatten gehangen haben und noch voller Tau sind.

Näher kommen wir an den Bommelturm nicht ran. Ich glaube, es handelt sich dabei um den Neubau des Wetterradars Flechtdorf.

Neben dem Diemelsteig gibt es noch eine Menge anderer Wanderrouten. Im Gegensatz zu den Wegweisern im Chiemgau stehen hier aber immer die Entfernungen statt der Gehzeit dran. Wir fanden die Info mit der Gehzeit eigentlich besser, weil das Steigungen und Gefälle besser in die Planung im Kopf miteinbezieht.

Es gibt im Sauerland ein paar Plätze, an denen man legal campen darf. Hier zum Beispiel der Treckingplatz an der Rhene-Quelle mit Zeltplatz (die Holzplattform – fragt nicht), einem typischen Shelter, mehreren Sitzbänken und einem Torfklo (nicht mit im Bild).

Will man auf einem dieser Plätze übernachten, muss man sich vorher anmelden, und es kostet auch ne Mark.

Nachdem wir etwas mehr als die Hälfte der geplanten Tagesetappe geschafft haben, kommen wir kurz vor Schweinsbühl an dieser idealen Pausengelegenheit an:

Im Schatten, mit Tisch, mit toller Aussicht über den Pfad, wo wir herkommen.

Also machen wir eine ausgedehnte Mittagspause.

Danach fällt es uns schwer, wieder loszugehen. Wir spüren schon deutlich die Unterschenkel (vom Bergab gehen) und die ersten 50 Meter sind immer ulkig, wir hoffen, dass uns gerade keiner sieht, bis die Beine wieder wärmer und weicher werden.

Aber nach wenigen Metern geht es dann wieder normal weiter. 🙂

Wir gehen ein ganze Stück auf dem Kamm entlang – also eingermaßen auf einer Höhenlinie.

Adorf – also den Ort, in dem wir in der Linde wohnen, ist da, wo im Osten die Windräder stehen. Den Ort selbst kann man nicht sehen, wie alle Orte ist er im Tal, am Fluss angelegt.

Auf den Hügeln treffen wir nur sehr wenig Menschen – 2x das gleiche Paar mit ihren Hunden, von weitem sehen wir ab und zu mal einen Trecker, meistens beim Mähen oder Heu wenden, aber sonst kaum Fußgänger.

Wir geniessen das sehr, im Chiemgau kommt man ja vor lauter Grüßen gar nicht mehr zur Besinnung.

Wir schwitzen uns bergauf und wackeln uns bergab und sind mit uns und der Natur meist allein.

Alles bis auf ein paar blühende Heideflächen ist sattgrün, und eigentlich sieht es hier aus, wie ich mir das Auenland im Herrn der Ringe hinter der Kamera vorstelle.

Der Nachteil ist leider, dass es auf dem Kamm kein Wasser gibt. Durch die große Hitze verbrauchen wir ziemlich viel davon.

Da auch der Anteil von Asphalt in die Einstufung als Qualitätswanderweg einzahlt (maximal 20% sind erlaubt, und ich finde das schon zu viel) und natürlich alle Orte allein schon für die Erreichbarkeit durch die Müllabfuhr, den örtlichen Bauhof und nicht zuletzt die Bewohner im Winter asphaltiert sind, meidet der Diemelsteig die Ortskerne, an denen üblicherweise eine Kirche und damit auch ein Friedhof und damit ein Wasserhahn steht.

Ausserhalb von Adorf treffen wir tagsüber an diesem Tag nicht auf gastronomische Angebote, nicht mal einen Kiosk oder sonstwen, der z.B. ein Eis verkauft.

Aber Friedhöfe gibts, gestorben wird überall 🙂

Leider müssen wir uns dann aus dem Ort (in diesem Fall Deisfeld) heraus auch immer wieder etwas hocharbeiten.

Kurz vor dem geplanten Ende der Etappe finden wir noch einen großen Partyplatz mit riesigem gemauertem Grill, vielen Tischen und Bänken und einem großzügigen Shelter – und der Anweisung, sich vor der Nutzung beim Ortsvorsteher zu melden.

Da steht nicht, wer das ist, wie seine Telefonnummer ist oder irgendwas in der Art – wahrscheinlich ist das eher für Einheimische und nicht für Durchreisende gedacht – schade.

Wir sind damit in Hemminghausen (Vorsicht, es gibt auch noch Hering- und Helminghausen an der Route) angekommen und schmeissen uns in den Schatten. Ich bin nach fast 18 km angemessen k.o., Nadja ruft Herrn Becker an – und kurze Zeit später werden wir aufgepickt und nach Adorf gefahren.

Nachmittagsfreizeit 🙂

Nach einer kurzen Auffrischung im Hotel und vor allem dem Wechsel auf Sandalen und Schlappen laufen wir rüber zu einem anderen Gasthof im Ort (Die Linde hat Dienstags Ruhetag und es ist erst nachmittags) und essen große Eisse (also Plural) und trinken Radler.

Adorf (mit 1500 Einwohnern) hat das große Glück, zwei Supermärkte, zwei Banken, mehrere Gasthäuser, eine Apotheke und noch einiges mehr an Infrastruktur zu haben.

Die kleineren Orte haben das alles eher nicht, der Bäcker in Flechtdorf (am 1. Tag) hatte leider montags seinen Ruhetag.

Wir haben uns schon am ersten Abend im Edeka mit ein paar Müsliriegeln eingedeckt, nun kaufen wir auch noch mehr Dinge für die nächste Mittagspause – also Salami, Käse und andere Dinge, die ungekühlt bei 30° nicht direkt die Jacke hoch machen, den Rucksack überleben und den Elektrolythaushalt aufrecht halten.

Nach längeren Pausen aufstehen und vor allem Treppab laufen sieht für Aussenstehende sicher lustig aus. Wir haben beide ordentlich Muskelkater.

Abends gibts mit Vorsuppe und Nachtisch Curryhuhn mit Reis – Schnaps wollen wir beide heute lieber nicht 🙂 – dafür gehen wir auch früh ins Bett.


Am zweiten Tag sind wir knapp 18km in 6 Stunden (und ein bißchen) gelaufen

Mir tut zwar unterhalb der Hüfte einiges weh, aber es scheuert nix, es bilden sich keine Blasen, die Füsse fühlen sich gut an. Muskeln – naja, das ist eher weniger schlimm.

Gute Nacht!

(zum dritten Tag)

Wandern auf dem Diemelsteig – Intro und erster Tag

Wir haben den Tipp bekommen, doch mal ein paar Tage im Sauerland zu wandern, und zwar Altersgerecht ohne Gepäck!

Im (hessischen Teil des) Sauerland gibt es eine Talsperre – den Diemelsee – um den herum wiederum ein Qualitätswanderweg (dazu später) angelegt wurde.

Die Gasthöfe und Pensionen in den angrenzenden Orten bieten Wanderern natürlich auch Unterkunft an, und einige davon mit Bring/Holdienst als Komplettpaket.

Altersgerecht wandern

D.h., das Angebot umschliesst in unserem Fall Abholung von der Bahn, Unterkunft, Frühstück und Abendessen und Transportservice: Man wandert los, und wenn man keine Lust mehr hat, ruft man beim Wirt an und wird abgeholt.

Nach Dusche, Abendessen, Übernachtung und Frühstück wird man an der gleichen Stelle wieder ausgesetzt und kann die Tour fortsetzen, ohne den ganzen Übernachtungs-Schengeleng mit sich zur nächsten Unterkunft zu schleppen.

Der Diemelsteig hat eine Länge von 64 km, das kann man sich gut in Etappen für 3 oder 4 Tage aufteilen, und das gibt es auch entsprechend als Angebot zumindest von unserem Wirt – konkreter wird es später.

Anreise

Wir fahren mit der Bahn, allerdings nicht so wie ursprünglich gebucht, weil anscheinend völlig überraschend auf einer Nebenstrecke gebaut wird (als wir die Baustelle auf dem Rückweg sehen, ist klar, dass das keinesfalls überraschend kam, sondern über Jahre projektiert wurde), und dass dies Busersatzverkehr und ewige Warte- und Umsteigezeiten bedeutet.

Wir fahren dann anders (und schneller als die Alternative, die uns die DB anbietet) nach Bredelar und lassen uns dort mit dem Auto abholen und zum Gasthof Zur Linde in Adorf fahren – das klappt ganz wunderbar.

Wir checken ein, entleeren unsere Taschen – und da es erst rund 14:00 Uhr ist und wirklich tolles Wetter herrscht, beschliessen wir, direkt zu starten und dem Wanderweg im Uhrzeigersinn zu folgen.

Erste Etappe – von Adorf nach Flechtdorf

Der Wanderweg geht direkt hinterm Gasthof vorbei, es zeigt sich schnell, dass ein Merkmal eines Qualitätswanderweges die Ausschilderung ist.

Eigentlich benötigt man keine Karte, und erst recht keinen Kompass, GPS oder irgendetwas in der Richtung – der Diemelsteig ist immer zweifelsfrei ausgeschildert. (Dieses Bild ist nicht in der chronologisch richtigen Reihenfolge, es dient der Unterstützung der Aussage – ist aber vom gleichen Tag 🙂 )

Wir laufen dabei von 350m ü NN bis auf 500 Meter – was für uns ganz schön anstrengend ist, dazu ist es noch wolkenlos und 27° – im September.

Die Bilder bilden die Steigung nicht wirklich gut ab. Es war teilweise echt steil.

Es fällt uns schwer, die gewonnene Höhe wieder abzugeben, aber der Diemelsteig will es so – runter ins (nicht ganz so tiefe) Zwischental und dann wieder hoch.

Der Weg wechselt von weichen, erdigen Waldwegen über wassergebundene, gravelige Decken und sandigen Wegen auch zu hochkomprimierten Landwirtschafts- und Plattenwegen, aber auch zu Asphalt und wieder zurück, dabei geht es teilweise durch schattige Abschnitte, aber auch durch die pralle Sonne.

Neben dem Großen, Ganzen in der Ferne entdecken wir auch immer wieder sehr kleines in der Nähe – was einem beim Radfahren eher entgeht.

Wir gehen die Strecke bis Flechtdorf (12km) in 3:20 Stunden, betrachten das dortige Kloster, und lassen uns dann bald einsammeln und ins Gasthaus bringen.

Ein gelungener erster Tag, zum Abendessen gibt es nach einer Vorsuppe ein in Buttermilch mariniertes Schweinesteak mit Bratkartoffeln und noch einem Nachtisch und reichlich Bier – der Wirt lädt uns auch noch auf einen Schnaps ein – dem Waldecker Tropfen.

Wir erfahren dabei noch einmal eine Menge über die Gegend, die Geschichte, dass die Region zu Hessen und nicht zu NRW gehört, und was alles im Waldecker Tropfen steckt.

Herr Becker – der Wirt – liebt seine Heimat von ganzem Herzen, und er versucht, das, was die Region für ihn ausmacht, an seine Gäste zu transportieren. Bei uns kommt das gut an, auch bei jeder Tour vom und zum Gasthof erfahren wir eine Menge Details und bekommen viele Tipps.

Der Waldecker Tropfen ist allerdings gar nicht unser Ding. Ich bin da nicht gut im Beschreiben, wer Kräuterschnäpse mag, aber Magenbitter zu bitter und Fernet Branca zu intensiv empfindet, kann den ja mal probieren – für mich als Hardgas-Verweigerer schmeckt es wie leider doch wie Ratzeputz.


Die Ferienregion Diemelsee bietet den ganzen Diemelsteig als GPX-File auf Komoot an.

Weil ich ein Gearhead bin, kann ich natürlich nicht ohne eine gute Hand voll mit Strom betriebenen Geräten auf so eine Reise ins Unbekannte gehen und habe damit dann auch unseren tatsächlich gelaufenen Weg getrackt – auch auf Komoot. Nach dem ersten Tag hab ich dann aber das richtige GPS im Gasthof gelassen und (nur) mit der Uhr getrackt.

Zur Orientierung braucht man den GPX-Track tatsächlich nicht, die Ausschilderung ist sehr gut und eindeutig. Der GPX-Track ist anscheinend etwas älter als die aktuelle Route, im Zweifel ist es besser, der Ausschilderung als der Route auf dem GPS zu folgen – am ersten Tag hatten wir allerdings keine Abweichung.

Wie es uns mit den folgenden Etappen ergeht, erfahrt Ihr in den nächsten Tagen 🙂

Rügen im Mai – Ferienhäuschen in Breege

Das Inselteam, das gemeinsam seit vielen Jahren (meist) auf Inseln gelegene Ferienhäuser ausprobiert, war Anfang Mai auf Rügen.

Nach unserem erfolgreichen Versuch, mit Bahn und Rad auf Amrum Urlaub zu machen, waren wir nun auf Rügen –  unser Teil des Inselteams wieder mit Bahn und Rad, der andere Teil ist mit dem Auto angereist.

Der nördliche Teil von Rügen (Wittow, das ein bißchen aussieht, wie der Kopf vom Alien) hat allerdings keine Eisenbahn. Wir haben geplant, von Lietzow aus nach Breege zu radeln, allerdings fuhr der geplante Zug einfach nicht, wir sind dann von Bergen aus geradelt, statt 26 dann 36km.

Falls Ihr mal sehr früh einen Zug mit Fahrradticket bucht, und Euch die Bahn irgendwann mitteilt, dass Eure Verbindung nicht mehr funktioniert, und ihr umbuchen sollt:

      • Das geht nicht so ohne weiteres mit einer Fahrradreservierung, dafür muss man bei einer speziellen Nummer (030 2970) anrufen, und dort gerät man unter Umständen trotzdem an inkompetente Leute und man muss sich dann leider zur Schichtleitung hochbrüllen. Ärgerlich, Bahn.
      • Prüft erstmal, ob sich in zeitlicher Nähe zur alten, eigentlich gebuchten Verbindung ein Zug findet, der die gleiche Zugnummer hat – die Reservierungen sind an die Zugnummer gebunden, die gelten also auch in diesem Zug, selbst wenn er nun zu leicht anderen Zeiten fährt.
      • die restlichen hässlichen Details erspare ich euch.

Wir sind von Bergen aus durch einen blühenden Märchenwald gefahren:

Leider war später, auf der von mir geplanten Strecke die Wegbeschaffenheit teilweise sehr sandig und/oder wurzelig (schlechter, als aus den OSM-Daten ersichtlich), sodass vor allem Nadja Probleme hatte, mit dem voll bepackten Rad da gut durchzukommen. Alternativ hätte es natürlich einen Fahrradweg entlang der B gegeben, aber das nervt aus anderen Gründen (Frost- und Wurzelaufbrüche galore, Autolärm).

Unser Ferienhaus ist teil eines Ferienhausrudels in ähnlicher Bauweise (relativ neu, mit Reetdach) in Breege, direkt am Bodden.

Unterwegs auf Rügen

In den nächsten Tagen haben wir uns natürlich etwas umgesehen, so waren wir latürnich am Kap Anakonda (wir haben gelernt, dass man auch total ironiefrei von ’nach Askona fahren‘ sprechen darf) und in Vitt (ein ‚Fischer’dorf an der Nordostküste) zum Kuchen essen.

An der Nordküste Rügens

An der Nordküste Rügens

Kuchenpause in Vitt

Wir haben immer genug Wege und auch Strassen gefunden, die wir einigermaßen auto- und stressfrei befahren konnten – alleine der Radweg entlang der B an der Schaabe – die schmale Verbindung von Wittow mit dem Rest Rügens – ist nur mittel gut befahrbar und müsste echt mal ne neue Decke bekommen.

Baumwipfelpfad

In der Nähe von Prora gibt es einen Baumwipfelpfad, also einen Weg durch einen Wald auf Wipfelhöhe der dort stehenden Bäume.

Der ganze Pfad ist so angelegt, dass man ihn auch im Rolli befahren kann, am Anfang gibt es sowas ähnliches wie eine Parkhausauffahrtsspirale, nur eben mit einer Steigung, die ein Rolli hochgeschoben werden kann.

Der ganze Pfad schwankt leicht hin- und her, das merkt man vor allem, wenn man mal stehen bleibt.

Als Höhepunkt gibt es eine weitere Spirale, die bis über die Wipfelhöhe hinausführt und einen großartigen Blick über die Insel ermöglicht.

Auf dem Pfad kann man ne Menge über Eiszeiten, Tiere im Wald und die Entstehung von Rügen lernen, es gibt auch noch eine Ausstellung, die erschien uns aber etwas ohne roten Faden.

Am gleichen Tag waren wir auch noch kurz in Prora selbst, dass durch den gigantomanischen, ursprünglich 4,5km langen Kraft-durch-Freude-Nazi-Seebad-Bau bekannt ist.

Von der Landseite wird einem der Wahnsinn nicht mehr so bewußt wie in den 90igern, da vor und hinter dem Gebäude blickgnädige Kiefernwälder wachsen, die die Gesamtausmaße ganz gut verdecken.
Von der Seeseite – vom Wasser aus, in einiger Entfernung – wird einem die Größe der Anlage jedenfalls sehr viel bewußter, weil man das Gebäude komplett sehen kann.

Beton, es kommt drauf an, was man draus macht!

Ein Teil der Anlage verfällt, in einem Teil sind Ferienwohnungen, eine Jugendherberge und weitere Nutzung(sversuche).

Königsstuhl / Stubbenkammer

Rügen ist vor allem bekannt für seine Kreidefelsen, und obwohl das Kap Arkona an der Nordost-Ecke Rügens auch aus Kreidefelsen und Steilküste besteht, sind die Kreidefelsen am Königsstuhl im Nationalpark Jasmund am spektakulärsten und seit der Romantik mit ihrer nahezu religiösen Naturverehrung am bekanntesten. Da mussten wir also hin, und dahin sind wir dann auch wieder mit dem Rad gefahren, das sind gut 23km, nach einer langen flachen Strecke geht es irgendwann nur noch bergauf. Da bin ich dann doch etwas neidisch auf Nadjas Stromrad gewesen.

Der nagelneue Skywalk über dem Kreidefelsen namens Königsstuhl

Der Nationalpark ist autofrei, es gibt ein paar große Parkplätze an den Aussengrenzen, von denen aus Busse zum Nationalparkzentrum fahren (man kann natürlich auch 3km laufen). Der Fahrradverkehr ist auch ganz gut vom Fussverkehr getrennt, da hat sich jemand nen Kopf gemacht.

Das Nationalparkzentrum besteht aus einem Museum mit Souveniershop und Ausflugslokal und dem nagelneuen Skywalk. Früher konnte man direkt auf den Königsstuhl laufen, aber die Kreide verändert sich, es stürzen immer wieder größere Teile der Kreidefelsen ab, und um die Belastung und Gefährdung gering zu halten, kann man nun auf einer elipsenförmigen Hängebrücke über die Schlucht und den Königsstuhl laufen und hinab gucken.

Blick vom Skywalk nach Süden

Das Museum lohnt sich aus unserer Sicht, weil es individuelle Audioguides bereit hält, die einen durch die Erdzeitalter, Eiszeiten, Pflanzen- und Tierwelt bis ins Heute führen. Für Kinder gibt es eine parallele Tour, die ganz andere Schwerpunkte setzt.

Mit Kreide auf Du und Du

Müllmöwe

Auf dem Rückweg geht es erstmal hauptsächlich bergab, diesmal folgen wir einem der ausgeschilderten Radwege.

Wittower Nordwesten

Ich bin auch noch mal alleine, etwas zügiger unterwegs gewesen und habe  an einem sonnigen Abend den Nordwesten von Wittow, die Steilküste, den Sand und die Rapsblüte genossen.

Hiddensee mit dem Dornbusch

Küste bei Kreptitz

Raps, Raps, Raps

Rapsallee

Raps?

Essen und Trinken

Wir waren ein paar Mal essen, und hatten auch ein paar Mal Fischbrötchen so zwischen durch, und natürlich auch Kaffee und Kuchen.

Die Preise sind durchgehend eher hoch und der Service und die Qualität sehr unterschiedlich und spiegeln sich nicht im aufgerufenen Preis wieder. Zwei Stück Großbäckerei-Blechkuchen (siehe Bild oben) plus Tee/Kaffee 14 Euro im Selfservice ist schon ne Ansage, vor allem, wenn man sich beim Bestellen wie ein Bittsteller, der aus Versehen ein Gespräch der Angestellten unterbricht und nicht wie ein Kunde vorkommt.

Nix gegen Großbäckerei-Blechkuchen – der war lecker, es geht mir um den Service, den ich bei so einem hohen Preis erwarte, und der nicht vorhanden war 🙂

Gleichzeitig schaffen es die, die wirklich guten Service bieten, es nicht, entsprechend einen höheren Preis aufzurufen. Ich nehme an, weil das Preisniveau schon echt hoch ist. Das ist ein bißchen schade.

Selbstredend ist der Fisch überall als fangfrisch und direkt vom Kutter-Kurt (persönlich bekannt und im Beisein einer Bezugsperson geschlachtet) deklariert – was mal abgesehen vom heimischen Hornhecht (der uns aber nur einmal angeboten wurde) einfach grundsätzlich nicht stimmt. Und ich finde, es wäre auch kein Problem, das zuzugeben. Aber vielleicht wollen die meisten Touris das ja wirklich hören.

Fish&Chips

Bei Fischbrötchen das gleiche. Wir hatten epische, aber auch matschige mit eingelegtem Sauergemüse dabei – immer zum gleichen Preis.

Sonnenuntergang im Breeger Bodden

Sonstiges

Die Tradition verlangt es:

WallE muss auf den Schoss, so will es das GESETZ

Nadja hat einiges gemalt, ich hab vor allem gelesen und in der Gegend rumgestanden.

Es war insgesamt eher kühl und die ganze Zeit ziemlich windig, und auf dem

Rückweg

hat es tatsächlich fies gestürmt und geregnet. Wir sind mit den Rädern zurück nach Lietzow gefahren und sind dabei ganz schön nass geworden.

In Lietzow waren wir viel zu früh für unseren Zug und es gab auf dem Bahnhof (naja, Bahnsteig trifft es eher) nix zum windgeschützten Unterstellen. Auf Nachfrage bei der netten Schaffnerin des Gegenzuges durften wir schon in den Zug, der zu dem Zeitpunkt noch in die falsche Richtung fuhr, einsteigen und bis zur Endstation mitfahren – vielen Dank dafür!

Nasses Zeug trocknen in der RB

Ab Stralsund sind wir dann ICE gefahren, allerdings ist das Fahrrad’abteil‘ dort so beknackt designed, dass keines unserer Räder (ziemlich unterschiedlicher Bauart) in die vorgesehenen zwei höheren (2 von 3) Halter gepasst hat. Ich würde wirklich gerne wissen, mit welchem Musterrad die Spezialexperten das vorher ausprobiert haben.

Insgesamt hat sich die Art der An- und Abfahrt mit Bahn und Rad aber für uns bewährt – für eine Woche bekommen wir genug Zeug transportiert, dass es auch noch für Malzeug und je einen Computer reicht, und vor Ort sind wir dann einfach mobil.

Ich mecker ja immer gerne über die Bahn, aber das ist ja auch schon das Komplettpaket mit Spiel, Spaß, Spannung für sagenhafte 36 € (mit Rad und  größtenteils ICE) pro Richtung – das ist selbst mit einem eigenen, abgeschriebenen Auto schwierig.

Unsere Radstrecken auf Komoot:

Aufs Bild klicken öffnet den Link

Update Schaltzughaltbarkeit Rohbox

Sorry, Techtalk. Ein Urlaubsbeitrag ist in Arbeit 🙂

 

Im März 2022 habe ich beschrieben, dass mir nach sehr kurzer Zeit (2.000 bzw. 2.600 km) beide Schaltzüge meiner Rohbox – eine Konstruktion, um eine Rohloff-Getriebenabe mit Rennlenker-Bremsschalthebeln zu fahren – gerissen sind.

Mir ist das 2.000 km später leider erneut passiert – und da war ich relativ sicher, dass die Zugkräfte so gering wie möglich waren. Ich war ziemlich genervt (deswegen hab das auch nicht ins Blog geschrieben), und hab nochmal Kontakt mit Georg Blaschke, dem Hersteller der Rohbox aufgenommen und im Netz recherchiert.

Anscheinend war ich nicht der einzige, der dieses Problem hatte – in einem Forum hab ich noch ein paar Betroffene gefunden und nach dem oben verlinkten Artikel hat sich auch ein weiterer Leittragender direkt bei mir gemeldet, und gefragt, ob ich ne Lösung gefunden habe.

Georg hat mir damals geschrieben, dass er Probleme mit zu geringer Flexibilität der verwendeten (original Campa) Bowdenzüge vermutet – nach seiner Erfahrung sollten die Züge durchaus länger halten. Und mir gleich Züge beigelegt, die sich direkt beim Anfassen viel lehniger und geschmeidiger anfühlen.

Tatsächlich brechen die Züge ja ungefähr 5-7mm von der Bommel, also da, wo die Züge bei Benutzung auf eine Spule/Kreisbahn mit sehr kleinem Radius gezogen werden. Interessant ist, dass das mit normalen Kettenschaltungen auch passiert, allerdings gibt es da einen Unterschied: Die stehen permanent unter Spannung, die Rohloff-Züge werden nur gespannt, wenn man schaltet.

Ich stelle mir vor, dass das ständige Spannen/Entspannen bei festeren Zügen zu einer immer wieder wiederholten Verschiebung von einzelnen, relativ starren Litzen gegeneinander genau in dieser Stelle führt (unterschiedliche Biegeradien innen und aussen, wenn Zug aufgebaut wird) und das letztlich zu einem früheren Bruch führt.

Stahlseilkonstruktionen

Die von Georg beigelegten Züge haben einen anderen technischen Aufbau als die Campa- und auch viele andere Schaltzüge. Wenn man sich da reinnerdet, stösst man das Thema Stahlseilkonstruktion. In einem früheren Leben hab ich mal Drahttauwerk für Segelschiffe gespleisst, da wird das sehr augenscheinlich, weil alles viel größer ist:

Übliche Fahrrad-Bowdenzüge haben eine 1×19 Konstruktion, d.h. 19 kleine Drähte bilden gemeinsam verdrillt (geschlagen) das eigentliche Seil . Es gibt auch noch steifere, z.B. 1×7 oder 1×12.

1x19 Konstruktion

Aufgefummelte 1×19 Konstruktion

Die lehnigen Züge haben die Konstruktion 7×7, d.h. 7 sehr viel feinere Litzen werden je zu einem Draht geschlagen, von denen wiederum 7 zusammen zu einem Seil geschlagen werden. Damit werden diese sehr viel weicher, sind besser für enge Radien geeignet und so weiter.

7×7 Konstruktion (nicht komplett aufgebröselt, wenn man sehr stark vergrößert, ist sichtbar, dass jede Litze aus weiteren sehr viel feineren Drähtchen besteht)

Konkret waren das Elvedes 6472RVS-49-SLICK (shift inner cable 7×7 ø1,1 2250mm mit ø4×4 Bommel).

Generell ist Elvedes ne Grosshandels-/Händlermarke, deswegen sind genau diese Züge leider relativ schwer einzeln zu bekommen, aber wenn man sie im Internet findet, sind sie vergleichsweise günstig (ich hab weitere für 3 Euro pro Zug bestellt), gerade finde ich aber keine – Achtung bei der Bezeichnung ohne „49-Slick“ gibts 19×1, nicht 7×7.

Eventuell gibts Elvedes Züge aber über Euren Fahrradhändler, es gibt auch 50iger Packungen – vielleicht legt sich Eure Werkstatt die hin, weil dies auch in anderen Situationen mit engen Radien gute Bowdenzüge abgeben (rostfrei sind sie auch).

Es gibt natürlich auch ähnliche von anderen Herstellern für Endkunden, die sind dann aber deutlich teuer – z.B. von Trickstuff – da steht dann highflex oder sowas drauf, sucht aber trotzdem nach der Seilkonstruktion, darum geht es und nicht um irgendeine geschmeidige Teflon-Nachbehandlung – je größer die erste Zahl und die multiplizierte Zahl ist, desto feiner und damit lehniger sind sie.

Bowdenzüge im Vergleich – die gezeigten Jagwire rechts sind KEINE Highflex-Züge!

Im Einsatz

Bei mir halten diese flexiblen Züge jetzt seit 5.000km, also mehr als doppelt so lange.

Es ist leider sehr schwierig, den Zustand der Züge im montierten Zustand zu beurteilen, weil man da auch bei zurückgezogenem Gummi vom Schaltbremsgriff nichts sieht. Es ist auch nicht möglich, diese zu demontieren und dann erneut zu verwenden, weil die Züge in ihrem Zugblock gequetscht werden und dabei Spliss entwickeln – die bekomme ich dann (falls der Zustand noch gut ist) nicht mehr reingefummelt.

Eigentlich war mein Plan, beim nächsten Ölwechsel der Nabe einfach die Züge mit zu tauschen (eben 5.000km Wartung, Züge tauschen), andererseits will ich schon wissen, wie lange die nun wirklich halten – gerade bin ich bereit, das Risiko, mit gerissenem Schaltzug  irgendwo in der Pampa zu stranden, einzugehen (und ich hab eh nen Ersatzschaltzug dabei, aber die Unterwegsmontage ist kompliziert, weil man nen guten Seitenschneider braucht).

Und ich hatte schon angefangen, nach anderen, z.B. hydraulisch geschalteten Getriebenaben oder auch elektrisch geschalteten Getriebenaben zu gucken – so ein drastischer Schritt ist dann zum Glück doch nicht notwendig.