Archiv für den Monat: September 2022

FÜÜR1 – DNF

Nach unserem Amrum-Urlaub (da sind noch ein, zwei Beiträge in Vorbereitung) wollte ich noch mal ordentlich Radfahren.

Nach FÜÜR2 wollte ich der Serie treu bleiben und eine der zwei weiteren FÜÜR-Runden fahren, und zwar FÜÜR1 vom Feuerschiff im Hamburger City-Sportboothafen über den ‚Jever‘-Leuchtturm Westerheversand nach Eckernförde zum alten Leuchtturm und wieder zurück nach Hamburg.

Etwa 400 km, also zwei ziemlich stramme Tage auf dem Rad, und ich wollte mal wieder zelten.

Ich hab mir über die Portale Campwild und 1nitetent einen Zeltplatz für ungefähr die Hälfte gesucht, am liebsten auf Privatgelände und mit Klo, nicht so gern in/an einer Schutzhütte. In Schleswig-Holstein gibt es Trecking-Plätze, auf denen man ohne weitere Versorgung für eine Nacht zelten darf: wildes-sh.de

Durchs Zelten musste ich mehr Gepäck an das Rad bekommen als bisher, Zelt, Schlafsack und Isomatte sind zwar alle nicht schwer, aber voluminös, besonders der Schlafsack.

Auf Amrum war ich mit zwei Panniers, also großen Taschen, die seitlich am Gepäckträger hängen – die schaffen richtig was weg, mehr hab ich für 8 Tage Insel auch nicht gebraucht (das schreiben wir noch).

Ich habe aber auch Taschen, die links und rechts an der Gabel befestigt werden, je groß genug, um das Zelt und auf der anderen Seite die Isomatte und etwas Kleinkram aufzunehmen, dazu das Aeropack für den Schlafsack, warme Klamotten und Regenzeug auf dem Hinterrad, die Rahmentasche für Schweres, also Werkzeug, Ersatzteile, Schloss, Zeltgestänge,… und in der Lenkertasche den Kram für den sofortigen Zugriff während der Fahrt und Unterwegsverzehrung. 

Damit ist die Gewichtsverteilung viel besser, hinten ist nur leichtes, aber sehr voluminöses Zeug.

Raus aus Hamburg

Erstmal bin ich auf dem üblichen Weg zum alten Elbtunnel, und auf der Nordseite der Elbe zum ersten Leucht’turm‘, der schwimmenden Kneipe auf einem ehemaligen Feuerschiff – der ersten Wegmarke.

Im Anschluss hab ich mich nach Nordwesten aus der Stadt gewurmt und mir auch gleich noch einen Platten eingefangen, der durch die Dichtmilch im Hinterreifen alleine nicht wieder dicht ging.

Also hab ich die Lenkertasche abgenommen, das Rad auf den Kopf gestellt und eine Salami ins Loch gepuhlt, wie es der Brauch will. Ich hab das vorher noch nie selbst gemacht, ging aber einfach und ziemlich respektlos, das schwierigste war, die Wurst von ihrer sehr dünnen Plastikfolie zu befreien.

Gestopft

Für Nichtkenner: Dafür gibt es ein spezielles Werkzeug, eine Art Mini-Gabel, mit der man eine Wurst in der Mitte aufspiesst und dann so durch das Loch (das durch austretende Dichtmilch gut sichtbar ist) drückt, dass man auf der Innenseite weder das Felgenband oder den Mantel verletzt und dann das Werkzeug ohne die Wurst wieder rauszieht. Das isses eigentlich, ich hab die freien Enden noch etwas gekürzt, weil ich mit Schutzblechen fahre.

Aufpumpen, und es war sofort dicht, entsprechend bin ich dann auch weiter gefahren.

So 25km später dachte ich kurz, dass ein Rasensprenger neben mir her fährt (pffft —- pffft —- pffft —- pffft), und gleichzeitig wurde das Hinterrad schwammig. Scheisse, nicht schon wieder.

Die gleiche Stelle. Ich war nicht in der Stimmung für ein Foto, die Wurstenden waren inzwischen einigermaßen platt gefahren, das Loch aber nicht mehr dicht. Wenn ich das Loch nach unten gedreht habe, ist Dichtmilch rausgeblubbert, also wieder hoch damit. Mit der Gabel gefummelt, alte Wurst rausgepuhlt, neue rein, nachgepumpt, nach unten gedreht – dichter, aber nicht dicht.

Hmm. Ist die Milch eventuell nicht mehr gut? Ich schleppe eine kleine Flasche davon mit im Werkzeug herum, also Luft und Ventil raus und etwas Nachfüllen, alles wieder zusammen bauen, pumpen, Rad drehen.

Hmm. Scheint dicht zu sein? Erstmal nen Fahrradladen googlen, vielleicht sind die Würste schon zu hart? Aber so lange hab ich die noch gar nicht. In 2km ist einer, sogar ein Rennradladen – mal in die Richtung bewegen, ich brauche ja auf jeden Fall neue Milch, und am besten auch Würste.

500m später wieder eine Undichtigkeit an der gleichen Stelle. Alter! Es ist allerdings nur undicht, wenn die Stelle den Boden berührt, nachpumpen geht also. Ok, aufgepumpt, gefahren, nachgepumpt, am Laden angekommen.

Alternativen:

  • Es mit neuer Milch und Würsten probieren
  • Den dafür gedachten Ersatzschlauch einziehen und mit Schlauch weiter fahren. Gefahr: Das Loch ist groß genug, das dadurch Sand und Fremdkörper eindringen und ein Loch im Schlauch verursachen. Ausserdem ist es ne Schweinerei, einen mit Milch (teil)gefüllten Mantel zu öffnen, diesen von innen abzutasten (um eventuell alte, noch steckende Fremdkörper zu finden)
  • Den dafür gedachten Mantelpatch innen in den Mantel kleben (Sauereilevel: siehe oben) und dann wieder schlauchlos fahren, weil der Fahrradladen ne Boosterpumpe hat und ich den Reifen auch ohne Schlauch wieder in die Felge bekomme
  • 2 und 3 zusammen
  • nen neuen Mantel kaufen und einsetzen. Da der Mantel profilmäßig eh nach 3000km schon ganz schön runter ist (siehe oben, viel mehr als der vordere, weil er beim harten Bremsen leichter blockiert?). Neue Milch drauf, Problem vergessen.

Ich entscheide mich für die letzte Option, der Eigentümer von Veloskop hat einen mir ausprobierenswürdig erscheinenden Conti Terratrail in 40mm rumliegen und ne Boosterpumpe, um ihn auf die Felge zu knallen.

Conti Terratrail – läuft trotz mehr Profil angenehm leise

Das geht wohl auch am Schnellsten. Falls Ihr einen sportlich bis sehr sportlich ausgerichteten, kleinen, feinen Rennradladen nordwestlich von Hamburg gebrauchen könnt,  besucht doch mal Veloskop in Elmshorn. Dort wird auch Bikefitting angeboten, und nach dem Mess’rad‘ und dem restlichen Equipment, dass dort rumstand zu urteilen, eher auf hohem Niveau und nicht erst seit ein paar Jahren, seitdem das quasi jeder anbietet.

Endlich weiter

Das mehrfache Gefummel hat mich im Nachhinein dann doch 1,5 Stunden gekostet, schon jetzt ist klar, dass ich nicht in der Dämmerung sondern in der tiefen Dunkelheit am Zeltplatz ankommen werde.

Knopf ins Ohr, Podcast drauf, fahren, fahren.

Brücke über die Stör

Propellerbaumstengel

schnurgerade

Zwischendurch noch ein Mettbrötchen und Cola an einer Tanke, und weiter rollern. Ich habe Rückenwind, sehr angenehm.

Ein komisches Gebilde taucht links von mir auf

Eisenbahnrampe

Dann kann ja der Nord-Ostsee-Kanal nicht mehr weit sein, oder?

Eisenbahnbrücke bei Hochdon

Die Fähren fahren 24/7 und kosten nix, als Radfahrer komme ich auch direkt bei der nächsten mit

Farbe ist keine Infrastruktur 🙂

Die Hauptwindrichtung ist gut erkennbar

Ich fahre nicht nur Asphalt, auch wenn das auf den Bildern so aussieht…

Das nächste bemerkenswerte Bauwerk und Zwischenziel ist das Eidersperrwerk, das das umliegende, niedrig liegende Schleswig-Holstein vor der Nordsee schützt.

Eidersperrwerk – Asphalt, klar

friedliche Nordsee

Addrette Dörfer

Zwischendeich-Durchstiche

Das nächste Etappenziel ist dann auch schon der Leuchttum Westerheversand. Auf dem Weg dahin gibt es viel äußerst flaches Land.

Der Himmel zieht sich langsam zu

Am Außendeich

Westerheversand

Und da, in der Ferne taucht er auf, der so charakeristische Jever-Leuchtturm. Immer wieder ein Gag wert, dass eine ostfriesische Brauerei einen nordfriesischen Leuchtturm featured…

Aussendeichs

Fast am Ziel

Am Leuchtturm ist nix los, ich mache mein Foto, versuche am Wasserhahn meine Flaschen aufzufüllen (klappt nicht, das Waschbecken ist zu dicht dran), und mache mich wieder auf den Weg.

Am Fusse des Leuchtturms

Ich war schon mal hier, zum Fotos machen. Damals schien die Sonne, das macht es dann doch gleich viel gemütlicher.

Bild aus dem Archiv

Als ich weiterfahre, ist auch das Feuer angeschaltet, aber der Himmel gibt einfach kein schönes Licht, also noch ein Bild aus dem Archiv 🙂

Archivbild

Ich hab jetzt etwa 165km hinter mir, bis zum Ziel sind es noch 40km, die nächsten Kilometer aussendeichs, wieder einige Viehgatter, bei denen ich jedesmal anhalten und aus dem Sattel muss, um das Tor zu öffnen.

Erstmal weiter Aussendeichs

Zumindest im Norden reisst es wieder auf

Irgendwas stimmt mit meinem Akkupack, das über den Dynamo geladen wird, nicht. Ich bekomme keine Bluetoothverbindung zum Lader und auch keinen Strom zum Laden meines Handys heraus. Bin aber zu faul, für eine genauere Untersuchung anzuhalten und herumzufummeln.

Leichte Ermüdungserscheinungen

Durch die einbrechende Dunkelheit gibt es nun bis zum Ziel keine Bilder mehr. In plane, in einem großen Supermarkt bei Friedrichstadt für den Abend Lebensmittel einzukaufen. Plötzlich mache ich mir Gedanken, ob die Landeier den wohl lange genug offenhalten, also länger als 20:00 Uhr. Muss einfach, es ist ein großer Rewe.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber er hat tatsächlich bis 22:00 Uhr auf, problemlos kaufe ich mir ein Bier, Buttermilch, Brötchen, Käse, Wurst, Bananen. Um die Beute sicher zum Schlafplatz zu bekommen, hab ich extra einen Stoffbeutel mit langem Henkel eingepackt, den man über die Schulter tragen und damit den Beutel auf dem Rücken transportieren kann, zumindest wenn man keine wilden Geländeeinlagen mehr fährt.

Die Fahrradindustrie hält dafür auch nur 55g leichte Spezial-Musetten bereit. Bin ich noch nicht bereit für, der Stoffbeutel tut auch, vielleicht wiege ich den auch mal.

Nach Friedrichstadt verfahre ich mich, merke es aber sofort und denke – hä? hier warst Du schon mal, das ist dir schon mal passiert. Matschiges 205km-Gehirn mit Dejavu? Auch der etwas holprige, unbeleuchtete Weg hinterm Deich kommt mir sehr bekannt vor. War ich hier schon mal? Vor Jahren mal mit dem Boot und Nils, und wir haben uns Räder geliehen, aber dafür ist die Erinnerung echt zu konkret…

Egal, ich komme am Ziel an, und finde eine Wiese mit Apfelbäumen, es duftet nach Fallobst, ein Teil der Wiese ist schön kurz gemäht. Ich finde eine Stelle, an der ich, falls es morgen früh Sonne gibt, Morgensonne auf dem Zelt habe und baue dort im Licht der Stirnlampe mein Zelt auf.

Dann gehe ich auf die Suche nach der Toilette, es ist ein Sanitärtraum! Das Becken ist aus Porzellan, es gibt ein Handwaschbecken, Dusche, Licht, Steckdose und einen Heizkörper. Ich hole meine Wechselklamotten vom Rad und hänge meine schwitzigen Radklamotten über der Heizung auf und drehe sie auf 2 – ich freue mich jetzt schon darauf, morgen in trockene, warme Radklamotten zu schlüpfen: Was für ein Luxus!

Dann Abendessen im Zelt, vor allem viel trinken. Ich spiele noch kurz mit meinem anscheinend nicht funktionierenden Akkupack/Lader, finde aber auf die Schnelle nicht raus, warum er nicht wie gewohnt funktioniert. Also sicherheitshalber Handy aus, und bald darauf Schlafen, ich bin nach 200+ km entsprechend platt.

Der nächste Tag

Ich habe super geschlafen, ab und zu hat es Geraschelt und Geplumpst, wenn ein weiterer Apfel von einem der Bäume gefallen ist.

Der Himmel ist diesig, am Innenzelt und auf der Wiese hängt viel Feuchtigkeit von der Nacht. Beim Versuch, ohne ans Zelt zu stossen und ohne nasse Knie aus dem Zelt zu kommen, mache ich eine dumme Bewegung mit dem rechten Bein, es zuckt im Knie.

Mein Übernachtungsplatz

Die Streuobstwiese

Nach dem ich in meine über Nacht getrockneten Klamotten geschlüpft bin, baue ich das Lager ab und stopfe alles wieder aufs Rad.

Der Besitzer des Zeltplatzes schaut kurz zum Grüßen vorbei – ich drücke ihm mein am Abend nicht getrunkenes Bier in die Hand, weniger Gewicht und Volumen zu verstauen.

Dann mal los, zum Bäcker im Nachbarort, einen Kaffee trinken und den Körper in Bewegung bekommen.

Nachdem sich alles ein bißchen angewärmt hat, finde ich, dass das rechte Knie schmerzt. Hmm.

Es ist weiter diesig und feucht, und es ist auch endlich nicht mehr total flach.

Nach etwa 30km bin ich sicher, das mit dem Knie irgendwas nicht stimmt, es tut nun ordentlich weh, wenn ich stärker trete. Ich fahre ein Stück ausgeklickt, aber das macht es auch nicht besser.

Nach dem Unterfahren der A7 kommt sowas ähnliches wie ein Berglein mit etwas Wald und bis zu 12% Steigung, ich kurble mich mit möglichst wenig Kraft und dafür hoher Kadenz den Scheelsberg bis auf sagenhafte 106m hoch, kurz vor dem Gipfel steht eine Hütte, da mache ich in der (falschen) Annahme, dass es von hier nur noch bergab geht, eine kleine Pause und esse was.

Fast am ‚Gipfel‘ des Scheelsbergs

Das Knie hat keine Lust mehr, da muss ich mir was überlegen. Die Abfahrt ist leider steil und kurz, toll wäre eine ewig lange Rollerei bis nach Ecktown, aber hier ist ja nicht wünschdirwas.

Der Himmel reisst langsam auf, und ich mache mir über Alternativen Gedanken, während ich weiter Richtung 3. Leuchtturn in Eckernförde fahre.

Dort angekommen, ist um den alten blau-gelben Leuchtturm herum ein Erntedankfest mit alten Schleppern und herbstlicher Ernte, einem Blechbläserchor und Sprechern von einer Bühne aufgebaut.

Ich wurstel mich da durch und mache mein Foto.

Abbruch

Wie kann es nun weiter gehen? Bis Hamburg sind noch 140 km zu fahren, das schaffe ich so nicht. Durch meinen nicht funktionierenden Lader hab ich nur noch wenig Akku im Handy.  Ich versuche, einen Zeltplatz in Richtung Hamburg zu finden, nicht zu weit weg, um mich dort einen Tag auszuruhen und zu hoffen, dass dann das Knie wieder besser ist. Andererseits muss ich Montag wieder arbeiten, und wenn der eine Tag nicht reicht, ist nix gewonnen, ausserdem müßte ich dann irgendwo Strom schnorren. Die Plätze, die ich finde, sind ok, aber nicht so, dass ich direkt sage: Yay, noch vorsichtige 30km, dann da rum gammeln bis es dem Knie besser geht.

Nach etwas hin- und her entscheide ich deshalb, abzubrechen und mit der Bahn nachhause zu fahren.

Das klappt auch hervorragend, durch Zufall komme ich genau rechtzeitig am Bahnhof an, um ohne lange zu Warten nach Kiel und von dort zurück nach Hamburg zu kommen.

Vom Hauptbahnhof bin ich nach Harburg mit dem Rad gefahren, das war trotz der längeren Kniepause schmerzhaft fürs Knie, von daher (und aus der Perspektive, aus der ich das fast ne Woche später mit Knieschmerzen aufschreibe) war die Entscheidung richtig, am nächsten Tag wäre es nicht viel besser gewesen.

Nachklapp

Der neue Hinterreifen hält die Luft nicht so gut wie der davor, ich musste eigentlich nur einmal die Woche, eher seltener nachpumpen, aber der ist am Montag komplett platt. Dafür lies er sich schön einfach montieren. Mal sehen, ob ich da noch etwas mehr Milch nachfülle, die über 300km, die  ich inzwischen damit gefahren bin, sollten ja eigentlich genug verteilt haben. Alle zwei Tage pumpen will ich auf Dauer nicht.

Der Forumslader tut bei genauerer Untersuchung zuhause sofort, ich bekomme auch eine BT-Verbindung und er ist auch komplett geladen (kein Wunder). Und ja, er tut auch mit dem Kabel, das ich auch auf der Tour dabei hatte.

Forumslader GUI

Das verstehe ich nicht, ist so. Eventuell dann doch noch ein Mini-Notfall-Netzteil einstecken? Oder gleich ne Powerbank…

Das Knie tut weniger aber nach 5 Tagen immer noch weh, wenn ich Radfahre.

Das Dejavu: Beim Ansehen der Strecke in Veloviewer sehe ich es – diesen Deichweg bin ich letzten Herbst lang gefahren, als ich von unseren Urlaub in Dagebüll nach Heide gefahren bin.

Trotz des Abbruchs war das eine sehr schöne Tour.

Ich glaube, wenn es so früh dunkel wird, ist es ausreichend, mit weniger km pro Tag zu planen, zumindest wenn ich zelten will.

Links

Die beiden Strecken bei Komoot:

Ein Flug über die Strecken:

 

 

Elbe Kachel: ✅

Es war wirklich knapp, aber die Fähre ist eindeutig durch die fehlende Kachel gefahren:

Im Anschluss gabs ne schöne Tour durchs Alte Land, allerdings mit ziemlich heftigen Gegenwind.

Irgendwas is ja immer, dafür gabs in Finkenwerder lecker Eis.

Danke an Thomas für das gemeinsame Abenteuer.

Aber ein neues Problem bahnt sich an, etwas weiter westlich. Da gibt es wieder eine Kachel mitten auf der Elbe und gleich zwei auf dem Gelände von DOW Chemical, da kommt man wirklich nicht ran, wenn die keine Führungen anbieten 🙂

Juli und August aus Fahrradsicht

Post Corona

Im Juli hab ich es nach Corona und der in Das war anders geplant beschriebenen Erschöpfung schon nach kurzen Strecken eher ruhig angehen lassen (480km waren es am Ende), es hat sich damit aber leider auch abgezeichnet, dass ich es nicht mehr schaffe, noch einen Orbit innerhalb des Rennzeitraums zu fahren :-(, Wochenenden waren anders verplant und mir fehlte immer noch etwas Power.

Um wieder auf normales Niveau zu kommen, bin ich viel mehr kürzere Strecken gefahren und habe angefangen, systematisch mit dem Wandrer-Plugin zu planen, um möglichst viele neue Strecken zu fahren.

Wandrer Liebe

Inzwischen bin ich mit der Veddel fast durch – ich bin 90% der vorhandenen Strassen/Wege gefahren, da sind dann auch wirklich ne Menge tote Enden mit schwerem Industriecharme dabei, an deren Enden man einfach nur umdrehen kann.

blau = gefahren ; rot = noch nicht gefahren

Durch Wilhelmsburg muss ich jedes Mal, wenn ich in die Stadt fahre oder von dort nachhause will – auch da versuche ich, jedes Mal ne andere Route zu fahren. Obwohl Wilhelmsburg vergleichsweise riesig ist, bin ich dort auf 67%.

Wie auch schon beschrieben – die Routen, die bikerouter wählt, sind ziemlich gut – handisches Eingreifen auf Grundlage des Wandrer-Browser-Plugins kann schön sein, oft ist es das auch, aber genauso oft ist es das dann eben  nicht (mehr), brouter weiß schon ganz gut, was es tut, wenn man es machen läßt.

Allroad, nöch

Trotzdem mache ich das gerne, ich hab dadurch ganze Stadtteile anders oder überhaupt kennen gelernt, es gibt erstaunlich viele Schleichwege, die gar keinen Auto- oder zumindest keinen Auto-Durchgangsverkehr haben und Parkanlagen, Flussläufe und Kleingarten-Anlagen auf eine sehr angenehme Art verbinden.

Mehr durch Zufall hab ich Ende August rausgefunden, dass ich es in Hamburg schaffen könnte, von allen aktiven Wandrern die meisten neuen Kilometer zu fahren.

Um das auch sicher zu schaffen, bin ich extra noch mal eine Runde durch die Vier- und Marschlande, gefahren, da war ich noch nicht mit diesem Rad, es ist Teil von Hamburg und man kann geil in die Abendsonne ballern.

Mein Konkurrent um Platz 1 hat den Braten gerochen und ebenfalls nachgelegt, dann musste ich also nochmal los – auf Hamburger Stadtgebiet, mit möglichst vielen neuen, noch nicht von mir gefahrenen km, möglichst ohne lange Anreise. Sieht dann sehr kringelig aus (und nervt beim Fahren, schnell ist man da nicht) und hat damit auch zu über 900 gefahrenen km im August geführt.

Der bis dahin Zweitplatzierte hat auch noch mal am 31.8. nachgelegt, so bin ich dann mit 323.5 neuen km im August doch nur 2. geworden…

Nightrides

Da es im August teilweise sehr warm war, hab ich ein paar Fahrten in den Abend bzw. die Nacht hinein verlagert. Es ist natürlich viel kühler, und es ist viel weniger anderer Verkehr, ausserhalb der Stadt sind ne Menge Tiere unterwegs, die Geräusche sind anders und spielen eine größere Rolle, weil man einfach weniger sieht.

In der Stadt führt das späte Fahren zu freiem Ballern z.B. im Hafen, weil kaum anderer Verkehr stört. Gut für schnelle Zeiten in Strava-Abschnitten und den Spaß am schnell fahren an sich.

Der leicht grünlich wirkende Fleck ist der Hauptkegel meines STVO-Scheinwerfers

Außerhalb der Stadt, oft ohne oder nur mit schlechter Beleuchtung taucht man in eine andere, viel dichtere, auf den zu fahrenden Pfad und seine nähere Umgebung beschränkte Welt ein.

Auf nicht asphaltierten Strecken benutze ich dann auch ein Extra-Lichtmonster von Lupine,

Lupine Lichtmonster

um sicher mit hohem Tempo fahren zu können, auf Strassen ist das nicht möglich (wäre eine massive Blendung anderer) und auch nicht nötig, da Strassen für viel schnelleren Verkehr ausgelegt und meist in akzeptablen oder zumindest ganz gut vorhersehbarem Zustand sind, für das mein schon sehr gutes Dynamolicht ausreicht.

Längere Nachtfahrten sind toll. Notiz: Öfter machen!

Der Podcast Antritt von Detektor.FM hat sich in der ersten Septemberausgabe dem Thema Nachtfahrt gewidmet. Unbedingt reinhören. Ist sowieso ein toller Podcast, der sich immer lohnt, aber in diesem speziellen Spezialfall bekommen die drei am Mikrofon einfach viel besser transportiert, warum Nachtfahrten toll und erlebenswert sind.

Maxsquares

Insgesamt hab ich sowohl an meinem Wandrer- als auch an meinem Maxsquare-Score gearbeitet, das zweite erfordert immer weitere Wege erstmal raus aus dem bisherigen Turf, und dann eben weitere Kartenkacheln wegfahren und neue Ecken kennen lernen – das sind dann immer so runde 100km. Genug, damit es sich lohnt, aber trotzdem bin ich dafür nicht den ganzen Tag unterwegs und kann noch was anderes tun.

Leider kann man nicht direkt auf die Grafik linken.

Zum Beispiel war ich vorher noch nie im NSG Höltigbaum im Nordosten von Hamburg, da hat es mir sehr gut gefallen und ich glaube, da muss ich noch mal mit einem Fotoapparat und mehr Zeit hin.

Bei einer anderen Erweiterung in nordwestlicher Richtung bin ich zum ersten Mal auf dem Olsdorfer Friedhof gewesen (jaja, glaubt ihr nicht, aber ich war da einfach noch nie).

Für das ebenfalls dort skizzierte Problem für die eine Kachel mitten in der Elbe (war auch schon mal Thema im Blog) zeichnet sich eine baldige Lösung ab.

Tubeless

ist geil. 2500km bzw. 4 Monate seit der Umrüstung ohne spürbare Löcher. Ich muss etwa alle zwei Wochen etwas nachpumpen, um ungefähr bei 2,5 Bar zu bleiben, aber das musste ich vorher auch.

Ich frage mich, ob ich jetzt mal langsam Dichtmilch nachkippen muss und wie ich das ohne Sauerei rausfinde.

Kaputt gegangen in der Zeit ist mir nur die Halterung für meinen Radcomputer – da war wahrscheinlich durch die An- und Abnehm-90°-Drehung schon ein kleiner Ermüdungsbruch (jedenfalls kann ich mir im Nachhinein das leichte Schnarren beim Fahren über Kopfsteinpflaster erklären, das neu war) und beim versehentlichen Durchfahren eines richtig fiesen Schlaglochs war der Computer dann ab.

Die restlichen 20km waren etwas mühsam, weil ich den Radcomputer lose in der Fototasche liegen hatte.

Die neue Halterung war schnell gedruckt – mit verstärktem Infill und zusätzlichem Mount für Klickfix-Gnubbels.

 

Und wo jetzt?

Alle Tracks in Juli und August 2022

Da sieht man noch mal ganz schön die Touren, die der Maxsquare-Erweiterung dienten, bzw. die Größe des Quadrats zumindest im Norden, Westen und Süden. Der Osten ist … kompliziert wegen der Elbquerung, die nur bei Geesthacht oder Hoopte möglich ist.

Alle Tracks in Juli und August 2022

Mit etwas mehr Fokus auf Hamburg sieht man, in wieviele Sackgassen und sonst nicht benutzte Wege ich gefahren bin, um Wandrer abzuarbeiten und im Vergleich dazu auch die Hauptstrecken, die ich immer wieder benutze, um von A nach B zu kommen ohne viel Turnerei.

Wer sich die einzelnen Touren dazu ansehen möchte, findet die am leichtesten im Veloviewer Wheel für Juli 2022 und August 2022.