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Ohne bessere Kategorie, nicht bestimmte Reisen betreffend

Wandern

(also eigentlich Spazieren gehen, wir waren nie über Nacht unterwegs) in Norwegen heißt eigentlich immer, dass man einige Höhenmeter zurück legt.

Die Norweger haben vier Kategorien von Wanderwegen, die mal abgesehen von der ersten Stufe wenig mit mitteleuropäischen Vorstellungen von ‘Wegen’ zu tun hat – es handelt sich eher um Pfade, die sich das Schmelzwasser sucht und die von Mensch und Tier eben mit benutzt werden.

Alle 50 Meter oder so gibt es eine Markierung (etwas Farbe an einen Fels geschmiert), an der man erkennen kann, dass man sich noch auf dem Weg befindet. Wenn das sowieso eindeutig (also für Norweger eindeutig) ist, braucht man auch keine Markierung, nä?

Man braucht nicht gleich ne Outdoor-Hose und das Schlangenbiss-Set an den Oberschenkel getaped oder ein Kampfmesser, aber z.B. eingelaufene, stabile, gut sitzende, wasserfeste und über den Knöchel reichende Stiefel machen schon ziemlich viel Sinn, genauso wie wasserfeste Klamotten, so ein Wanderweg mittlerer Kategorie kann schon mal quer durch einen Schmelzwasser-Fluss gehen…

Wasser braucht man nicht schleppen, das gibts überall gratis, aber etwas Zucker ist ne gute Sache. Wichtig sind nicht so sehr die zu laufenden Entfernungen, sondern die damit verbundenen Höhenmeter.

Die norwegischen Schätzungen bezüglich der Gehzeiten sind auch eher unrealistisch, und so schlecht sind wir gar nicht zu Fuss unterwegs. 🙂

Auto fahren in Norwegen

Wir haben eine Strecke von etwa 4.800 km zurück gelegt, und sind dabei durch ungezählte Tunnel, über viele Brücken und mit ein paar Dutzend Fähren gefahren.

In Norwegen darf man auf Landstraßen maximal 90km/h fahren, an vielen Stellen macht man das eh nicht, wenn man leben möchte und man nicht gerade Europastraßen fährt, weil die Straßen eng, kurvig und uneinsichtig sind:

Oder auch gerne mal vom Vollausbau direkt in einspurige Schotterstrecken übergehen, wenn Bob zugange ist:

Dann können einem teilweise erschreckend riesige Monster-LKW entgegenkommen (höher und länger als bei uns, Anhänger mit 5 Achsen…)

GoogleMaps hat normalerweise mit 60km/h gerechnet, das ist das, was man auch schafft, ohne rallyestyle zu fahren.

Das ergab einen günstigen Diesel-Verbrauch von 5,4 Litern auf 100km (normal für mein Auto sind 7, wenn ich mir richtig Mühe gebe, schaffe ich fast 8 Liter). Steile Anstiege sind nicht schlimm, weil man ja komplett mit Schubabschaltung auf der anderen Seite wieder runterrollt.

Es macht Sinn, Einheimische im Rallyemode vorbei zu lassen, die fahren einfach anders den Berg runter.

Ein Womo (siehe eigener Eintrag) hätte an vielen Stellen ziemlich genervt: Fähren und Maut deutlich teurer, Fahren auf uneinsichtigen Singletrackroads war schon mit dem Auto teilweise nervig.

Typisch für Skandinavien: Statt Ampelkreuzungen gibt es meist Kreisverkehre – tolle Sache. Das geht viel schneller, als an einer Ampel zu warten, meistens kann man auch dann fahren, wenn viele Autos unterwegs sind.

Auch typisch für Norwegen: Tunnel.

Ich hatte vor, die Tunnel zu zählen (der Track des GPS-Signals setzt da aus), aber es sind einfach zu viele. Bob hat die Eigenart, Tunnel meist einfach so in den Fels zu sprengen, roh – ohne Innenverkleidung. Zu einem kleinen Teil sind die Tunnel gut beleuchtet, zum Teil gar nicht. Eine Herausforderung, wenn mal die Sonne geschienen hat.

Der längste von uns befahrene Tunnel war 14km lang, es gibt auch Tunnel, die sich wie eine Parkhausschnecke den Berg (im Berg wohlgemerkt) hochdrehen, und einmal gab es sogar einen Kreisverkehr mitten irgendwo im Berg.

Ich war zum ersten Mal länger mit einem Auto in Norwegen (sonst per Schiff oder Interrail/Bus) – ich fand es doof, dass man durch das Nummernschild überall direkt als Deutscher identifiziert werden konnte, ansonsten ist es super praktisch, weil man eben sehr individuell eigentlich überall hinkommt und es problemlos möglich ist, Krempel und Konterbande einzuführen, ohne die Kiste selbst schleppen zu müssen.

Turbolader: Mal sehen, was das kostet, soweit ich verstehe, ist nur die Manschette zwischen Druckseite des Turbos und Motorgehäuse karpott. Das Auto fährt, hat aber keinen Druck mehr beim Beschleunigen (dafür pfeift es ordentlich irgendwo im Motorraum) und etwas hust unverbrannter Kraftstoff ergibt eine schwarze Fluchtwolke hinter dem Auto, bis der Motor irgendwann von selbst in einen Notmodus geht, der kraftvolles Beschleunigen einfach unmöglich macht.

Navigation / Karten / Bücher

Vor der Reise habe ich überlegt, ob ich meinen Mini-Weltempfänger und Papier-Karten mitnehme.

Wir haben es dann komplett ohne probiert, Internet ist das neue Weltempfänger, Wetterdienst und Karten gibts auch…

Wir hatten als Offline-Karten auf dem Navigationstablet (siehe unten) die Apps OSMand (Openstreetmap f. Android) und MapsMe und die passenden (routingfähigen) Karten heruntergeladen.

Meistens haben wir aber GoogleMaps benutzt, das ist vom Routing her am angenehmsten. In Schweden hatten wir kein Internet, dort haben wir erst MapsMe ausprobiert, das ist aber zum Routen ungeeignet, wenn man nicht die schnellste Route (Autobahn) fahren will (keinerlei Optionen für Streckenwahl).

OSMand routet brauchbar, bietet viele Optionen, leider hat die Anwendung aber das schlechteste Userinterface von Welt. Wirklich das allerschlechteste. Ich würde mich dazu versteigen zu behaupten, dass diese in Scheisse gegossene Software von Kartennerds ist, die keinen Schimmer von UI-Gestaltung haben.

Wir haben uns regelmäßig in unklaren Untermenüs verfranzt.
Witzig: OSMand kann Maut-Strassen und Brücken meiden, entsprechende Auffahrten zu Autobahnen werden dann schlicht übergangen, d.h., wenn man an einem für Skandinavien typischen Kreisverkehr ankommt, und die zweite Abfahrt fahren soll, die erste Abfahrt aber auf eine Autobahn (oder sonstige, als zu vermeidend deklarierte Strecke) führt, wird diese von OSMand ignoriert, und die Stimme sagt: An der ersten Abfahrt verlassen.
Wie gesagt, das Userinterface ist total kaputt. Die Kartenbasis ist dagegen ok.

GoogleMaps ist aber weit, weit vorne, sowohl was Aktualität (rember: Bob ist überall!) als auch die Nutzung angeht. Wir haben dort immer Mautstrassen und Autobahnen ausgeklammert und dann bei der Routenauswahl meist die langsamere ausgewählt – das waren immer die schönsten Strecken (und mit wenig Verkehr). Allerdings verliert man bei GoogleMaps schnell die Übersicht, wo man eigentlich ist.

Deshalb lief meist auf dem Tablet MyMaps einfach so im Followme-Mode eine Umgebungskarte im grossen Masstab, und auf dem fest im Auto verbauten N4 GoogleMaps mit den konkreten Ansagen.

Reale Karten haben wir echt nicht gebraucht.
Weltempfänger auch nicht, Internet ist eigentlich überall verfügbar (siehe Extra Artikel).
Witzig, wie auf Campingplätzen ankommenden Campern als erstes (noch vor dem lotrechten Aufbocken) erstmal die Sat-Schüssel in den Suchmode geht, um den TV-Link herzustellen. Das ist ne andere Generation von Informationsbeschaffung.

Die von uns gefundenen Apps zum Finden von geeigneten Campingplätzen sind leider alle schrott, veraltet, enthalten nicht mal ein fünftel der real vorhandenen Plätze, haben ein kaputtes UI und sind damit allesamt unbrauchbar, obwohl sie teilweise Geld kosten. Diese Apps scheinen für die Generation gemacht worden zu sein, die eh den Shellatlas zum Autofahren und den großen ADAC-Campingföhrer als toter Baum benutzen.

Campingplätze haben wir über aus dem Fenster gucken, unseren
Velbinger (s.u.) und über Google gefunden und dann auf den Webseiten der Campingplatzbetreiber gegen gecheckt.

Allerdings hatten wir zwei Reiseführer und noch weitere Bücher dabei.
Absolut empfehlenswert: Der ‘Velbinger’ Norwegen Süd/Mitte – der Reiseführer ist veraltet, ich glaube, das geht nicht anders. Aber da stehen eben die Geheimtipps drin, die man mit Googlen nicht so einfach findet oder deren Geheimnis sich nicht unmittelbar erschliesst.
Den anderen Führer haben wir nicht benutzt.

Internet

In Norwegen kann man in jedem Hupamarkt eine SIM kaufen, und die passeden Topups auch dazu.

Allerdings funktionieren die SIM-Karten nur, wenn man eine norwegische Sozialversicherungsnummer und einen dazu passenden Namen hat – dann schreibt man eine SMS mit diesen Daten und PATZ Internet!

Hamwa aber nich, wa?

Über einen Chat mit einem Supportmitarbeiter wurden wir in den nächsten Shop unseres Anbieters (Netcom; es gibt sonst auch noch Telia) geleitet, der dann einfach manuell unsere Daten plus Fantasie-Adressen eingetragen hat.
Das Aktivieren des Datentarifs ging auch wieder nur über einen Supportchat, weil man die dafür notwendige App nur in einem norwegischen Appstore bekommt .-)

Eine SIM-Karte kostet 50NOK, 3 GB Daten 300NOK (ganz ganz grob: 1:10 rechnen).  VODKAFON, TELEBIM: CAN U READ THIS?!? 3GB für 30 Euro!

Eigentlich hatten wir fast überall irgendwie Netz, oft auch in ländlichen Regionen LTE.
Leider konnte nun ausgerechnet Tumblr nicht so gut mit nicht so gut Netz, alles andere ging problemlos.

Womo – Wohnmobil

Wir haben vorher überlegt, ein WoMo zu mieten, es war uns aber einfach zu teuer, eines für drei Wochen zu mieten. Selbst ein VW T5 kostet ~2.000 Euro, einige Vollintegrierte sind sogar billiger, aber das war uns einfach zu viel Kohle.

Im Nachhinein war die Entscheidung richtig. Unabhängig von den Kosten für die Miete sind die Kosten für Fähren, Maut und Campingplätze auch ungleich höher; Fähre sind wir mehrmals täglich gefahren, wenn wir mit dem Auto unterwegs waren.

Dazu kommt noch das Fahrerische – selbst ein kleines Womo braucht mehr Platz, ist am Berg deutlich wabbeliger und so weiter. Zum Fahren in Norwegen gibts noch einen extra Artikel.

In den Ecken, in denen wir unterwegs waren, verbietet sich wildes WoMo-Parken eigentlich überall. ES IST VERBOTEN, inzwischen stehen überall entsprechende Schilder, sind die Zufahrten auf Parkplätze durch Wohnmobilstopp-Balken in 2,20 Höhe gesichert – trotzdem stehen immer wieder irgendwelche Volltorfler in Sichtweite eines Campingplatzes rum. Meistens leider Deutsche.

Im Norden, also in der dünn besiedelten Finnmark ist das sicher anders. Da kann man das schon mal machen, wenn man irgendwo abseits eine schöne Stelle findet.

Ich glaube, Womobilisieren ist eher was für Menschen mit Kindern, man ist etwa zwei Stufen vom Draussendreck entfernt und trocken, egal was draussen los ist oder für Pensionäre, die viel mit dem eigenen Womo in der Weltgeschichte unterwegs sind.

Zelten

Wir hatten ein modernes, geodätisches Kuppelzelt (steht quasi von alleine, sehr sturmstabil) mit relativ viel Platz im Innenraum und einer großen Apsis (Vorzelt).

Durch das große Vorzelt hat Regen beim Zelten selbst wenig gestört, Kochen ist dort z.B. möglich. Regen macht es im Zelt nur gemütlicher 🙂

Allerdings ist Regen besonders beim Abbauen eklig (trocknet auch nicht im Auto) und ein Zelt in einem Sumpfmorast aufzustellen macht auch keinen Sinn, deswegen haben wir ab und zu Hütten benutzt (dazu gibts nen eigenen Eintrag)

Im Vergleich zu Tunnelzelten (mit vergleichbar großen Apsiden) braucht man weniger Häringe, dafür kann man bei offenem Vorzelt gleich bis ganz raus gucken (oder eben auch rein), bei meinem alten Tunnel war der Eingang an der Seite des Vorzeltes.

Das Zelt ist ausgesprochen sturmstabil, in der Nacht vor unserem Bahn/Fuss/Schiffausflug von Bergen in den Sognefjord hat es wirklich gestürmt, den auf dem gleichen Platz stehenden Campern hat es reihenweise die Vorzelte weggerissen, ich war nur einmal draussen, um die Abspannungen zu kontrollieren bzw. nachzusetzen.

Mit einem Festival-Zelt oder anderen Spaßkonstruktionen sollte man eher nicht nach Skandinavien fahren, das macht einfach keinen Spaß.

Häringe: Gute Stahlnägel sind gold wert, auch die als Zeltplätze ausgewiesenen Flächen sind von Steinen durchsetzt. Wir haben keinen verbogen und anscheinend alle wieder mitgebracht.

 

Wild gezeltet haben wir nicht. Erstens ist das bestehende Allemansrätten für (Fuß-)Wanderer gedacht und nicht für Automobilisten, zweitens hat sich das in der doch relativ dicht besiedelten Region nicht ergeben.

Konkret:
Zelt: Wechsel Halos ZG plus Unterlage
Häringe: Hampton Federstahlnagel

Hytta

Wir hatten alles, von der 20 Euro (pro Nacht) Mini(bruch)bude bis zum 100 Euro Luxuspalast mit eigener Sauna.

Nur einmal fanden wir den Preis unangemessen.

Hytta hatten immer: Schlafplätze, elektrische Kochstelle, Heizung und Licht, Koch- und Essgeschirr, Tisch, Stühle, Veranda, Steckdosen, Kühlschrank.
Hytta hatten manchmal: Wasser, Warmwasser, mehrere Zimmer, Klo, Dusche, Sauna, Sofa, Fussbodenheizung, TV, Mikrowelle, Backofen.

Da die Hütten in der Regel auf einem Campingplatz stehen, ist das mit ohne Wasser, Klo und Dusche kein Problem.

Die 20 Euro Hütte war auch völlig in Ordnung, zumindest für den Preis.

Der Preis richtet sich anscheinend auch stark nach der Lage und der vorhandenen Konkurrenz.

Die 100 Euro-Hütte gehört zu einem Fjellstove (sowas wie ein Berggasthof/Almhütte) in einem Skigebiet, war aber auch luxuriös ausgestattet.

Die schönste Hütte war die in Hov – sehr abgelegen, Schlüssel steckte (Selbstbedienung, Bezahlung später). Und nicht teuer (350 NOK)

Die Hütten haben nie Bettwäsche und die Endreinigung macht man selbst (oder man bezahlt dafür jeweils extra).

Nur mit täglich wechselnden Hytta Urlaub machen wäre uns allein schon durch das tägliche Reinigen zu mühsam.

Strom unterwegs

Strom, woher? Erstmal aus dem grossen Ladegerät mit den vier Reifen (drei Zigidosen). Manchmal auch aus Hytta. Das extra angeschaffte Solarladedings ist besser als ich dachte (250 bis 900mA Ladestrom kommen da real raus, je nach Ausrichtung zur Sonne), leider war das Wetter einfach nicht solarladekompatibel.

Das Panel lädt auch in Fahrt (also bei kurzen Abschattungen) weiter, am Besten die Akkus vom gleichen Hersteller (Anker).