Archiv der Kategorie: 2020

Sonderangebot: 24h Womoplatz zum Preis von 48h

Wir sind nach unserem Abstecher zur Côte de Granit Rose in Trestel gestrandet. Weil die Campingplätze in Frankreich ja gerade alle geschlossen sind, übernachten wir oft auf kostenpflichtigen WoMo-Plätzen. Die haben meistens Wasser zum Tanknachfüllen, einen Ablauf für Grauwasser und für das Klo sowie Mülltonnen. Manchmal auch Strom.

In der Regel sind die Plätze durch Bezahlterminals mit Schranke abgesperrt: Man steigt aus, wählt wie lange man bleiben will (wir immer nur 24h), steckt seine Kreditkarte in das Ding und bekommt dafür eine Quittung sowie einen Zettel mit aufgedrucktem Code, um die Schranke zu öffnen.

Ausfahren tut man dann meistens über eine andere Schranke, an deren Terminal man den Code eintackert, um rauszukommen.

Heute ist die Schranke beim Reinfahren heruntergefahren bevor wir mit dem Wagen auf den Platz zuckeln konnten. Wahrscheinlich bin ich beim um das Auto Herumgehen vorne durch die Lichtschranke gelaufen und wurde fälschlich als durchfahrendes WoMo eingestuft. Blöd, ne.

Wir haben sehr lange vor dem Eingangsterminal gestanden, viele Tasten gedrückt, mehrmals den Code eingetackert und sogar, weil wir dachten es gibt einen neuen Code, für 24h das Ticket verlängert. Es war sehr nervenaufreibend, die Lösung dabei so einfach: die Technik wähnte das zum Code gehörige Gerät auf dem Platz. Also schnell ans andere Ende des Platzes humpeln, an der Ausfahrtsschranke den Code eintackern, wieder zur Einfahrtsschranke zurück humpeln, den Code dort eintackern und – tadaaa – wir waren drin.

Musste natürlich auf einem Platz passieren, bei dem Ein- und Ausfahrt nicht nebeneinander sondern am jeweils gegenüberliegenden Ende des Platzes liegen.

Côte de Granit Rose

Der Plan war, mal wieder Richtung Osten zu fahren, am Besten mal ein ordentliches Stück. Wir sind deshalb Richtung N12/E50 gefahren.

Route Nationale Strassen sind meist zweispurige, gut ausgebaute Landstraßen mit Autobahncharakter ohne Maut.

Nicht N-Strassen sind alles zwischen bei schneller als 30km/h fallen einem Plomben raus mit Haarnadelkurven und Querverkehr bis zu entspannt mit 80km/h zu befahrenen Vorfahrtsstrassen mit ab und zu Kreischverkehr.

Googlemaps fährt am liebsten den kürzesten Weg, und dafür auch mal gerne durch ein Wohngebiet mit Drempeln oder folgt eben genau nicht die Innenstadtumfahrung, sondern muss mitten durch. Toll, man sieht viel mehr von den Orten und auch mehr genervte Gesichter, warum der nu mit seinem Camper da durchklötern muss…

Um etwas Strecke Richtung Hamburg zu machen, also Route Nationale und einfach fahren. Doch nach nur 60km ein Schild mit Puffins/Papageientauchern. Wir lieben Puffins.

Also sind wir nach kurzer Beratschlagung vom Plan abgewichen und nach Ploumanac’h gefahren, da gibt’s auch nen Leuchtturm, und Leuchttürme hatten wir ja noch nicht so viele. (Es gibt hier einige Ortsnamen, die direkt aus dem Klingonischen stammen.)

Dort gab es dann gar keine Puffins, aber eben roten Granit und nen Leuchtturm.

Noch mal näher…

Es war ausgesprochen sonnig.

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.

Die Puffins sind wohl auf einem der Felsen da draussen, auch gut.

Achja, keine Bonker.

Bonker!

Irgendwie ist hier alles voller Nazibonkers; man kann sich dem kaum entziehen, wenn man an der Küste unterwegs ist, die Anlagen des “Atlantikwall” schützten natürlich besonders die (Marine)häfen gegen die andere Fraktion.

Irgendwo guckt dann doch die inzwischen vertraute, auf einer Seite leicht abgerundete, etwas erodierte Betonform heraus. Eine Anlage wollten wir noch bewusst sehen, und zwar die U-Boot Bunker von Lorient, Keroman I bis IV.

Lorient war neben La Rochelle, St. Nazaire und Brest der größte Standort der Atlantikflotte der deutschen U-Boote. Um die U-Boote wieder fitt für die nächsten Einsätze machen zu können, ohne sich dabei zusehr um die Luftangriffe der Allierten kümmern zu müssen. wurden riesige, verbunkerte Werftanlagen gebaut. Lorient nimmt eine Sonderstellung ein, die meisten Liegeplätze für U-Boote waren dort an Land und nicht in Boxen schwimmend. Dafür wurden die Boote auf einer verbunkerten Slipanlage an Land gezogen und dann auf einem Schienensystem in eine Werfthalle verfahren (siehe verlinkten Artikel).

Leider war das Museum zu. So sind wir selbst etwas herumgestromert, aber in viele Gebäude/Bunker kommt man so nicht rein.

In Lorient werden die Bunker inzwischen zivil genutzt, ein Abriss wäre nicht bezahlbar gewesen. In Frankreich ist Seesegeln als Leistungssport sehr populär, viele der bekannten Teams haben hier ihren Stützpunkt, und eine Menge Betriebe aus dem maritimen Bereich sitzen ebenfalls hier.

Danach sind wir weiter nach Norden gefahren, wir sind jetzt auf einer Halbinsel südwestlich von Brest, ebenfalls ein Kriegshafen – und wieder Bunker 🙂

Allerdings gibt es hier auch endlich mal eine viel ältere Befestigungsanlage zum Schutz der Einfahrt – wer Hornblower gelesen hat, dem kommt das alles sehr bekannt vor – dieser fiktive britische Seeheld hat zwischen Le Havre und Quiberon seine ersten Jahre als Kommandant im Blockadedienst an der französischen Küste verbracht.

Ein paar Eindrücke von den Klippen Camaret-sur-Mers:

Ist das etwa Sonnenschein

Wir sind in Saint-Jacut-de-la-mer und waren am Stand spazieren. DIE SONNE HAT FAST DEN GANZEN TAG GESCHIENEN!!

Zwischendurch konnte man ohne extra Jacke und ohne Schal nach draußen gehen! Wir haben sogar etwas geschwitzt! Ekelhaft.

Ich habe ein sehr altes Liebesschloss gefunden, den gefährlichsten Zugang zum Strand (mit extra Pforte abgesperrt), einen super bequemen Abstieg für Wassertaufen und, achso, auch eine ganz hübsche Aussicht, irgendwie.

Auf dem Weg dahin fuhr vor uns ein sehr optimistischer Heuwagen, der weiß wohl wie hoch genau die Kabel auf seiner Strecke hängen.

Und wir sind über Wasser gefahren, also fast. Irgendwie kam es auf jeden Fall von links und rechts auf die Straße gelaufen…