Diemelsteig – 4. Tag und Fazit

Fortsetzung von Diemelsteig 3. Tag.

Heute haben wir nur noch ein Reststück (12km) übrig.

Wir lassen uns nach dem Frühstück nicht zur Staumauer, sondern nach Heringhausen fahren, weil wir nicht von dem Niveau von Helmingshausen (See minus Staumauer) aus auf den Gipfel des Eisenbergs (595) hoch wollen, sondern lieber vom Seelevel zum St. Muffert Aussichtspunkt (grob 500 Meter, also 100 Meter weniger plus noch mal 40 Meter für den Unterschied der Staumauer – wir sind faul, wenn es nur um einen Gipfel geht und man die Höhe nicht halten kann).

Wir steigen also bei (4) in den Berg, nicht nördlich der Staumauer – oben abgebildet ist der Orignaltrack (Link hinterm Screenshot).

Von Heringhausen nach Adorf

Der Weg geht im wesentlichen Richtung Osten – der blaue Pfad.

In Heringhausen laufen wir erstmal an der Seepromenade entlang. Der Ort ist bei weitem am touristischsten von allen Orten, die wie bisher gesehen haben. Es gibt Hotels, eine bereits früh morgens geöffnete Pommesbude, Eis-Schilder und alles.

Der See liegt um diese Zeit sehr still, es gibt noch keine Thermik oder andere Winde.

Der Pfad hoch in den Eisenberg ist ein richtiger Fusspfad, schmal, gut zu gehen, steil – nix für Forstmaschinen. Das macht Spaß, dafür liegt ab und zu Natur im Weg rum.

St. Muffert

Wir keuchen uns auf die Höhe von St. Muffert hoch, dort gibt es eine tolle Aussicht über den See und auf die Höhenzüge, auf deren Kamm wir gestern und vorgestern gelaufen sind. Woher der Name kommt, ist uns unklar.

Die Hütte ist relativ neu und auf einem Fundament, das eher für was größeres gedacht war, gegründet.

Hier sieht man auch noch mal die touristische Ausrichtung von Heringhausen ganz gut (naja, „gut“). So ein Ferienpark sticht durch die gleichgleiche Anordnung sofort ins Auge und das nicht gerade angenehm.

Im Hintergrund sieht man den Dommel (rechts vom Eichenlaub) und den Niegelscheid (links vom Eichenlaub).

Von dort aus geht es erstmal sanft bergab, die Wege sind weiterhin sehr gut gehbar und mit gutem Untergrund.

Eine nicht Diemelsteig-standardkonforme Bank, aber dafür mit schöner Aussicht.

Durchs Seitental Richtung Adorf

Der Pfad folgt einem Tal, in dem nicht viel los ist, und das wieder in prächtigstem Grün strahlt.

Zusammenfassung: Es ist wunderschön hier.

Leider geht es dann irgendwann für mehrere Km nur noch auf Teer weiter.

Wir laufen manchmal etwas auseinander, in diesem Fall hab ich einfach keine Lust, ohne Schatten auf Nadja zu warten, die mit Fotografieren beschäftigit ist.

Als wir oberhalb des Tals, in dem Adorf liegt, ankommen, machen wir noch einmal eine längere Pause in einer schattigen Hütte und sehen hinunter ins Tal.

Dort spielt ein Kampfhubschrauber Tiger (erkennbar an der Sensor-Bommel über dem Hauptrotor) mit sich selbst verstecken – ziemlich dicht über dem Boden und dafür ganz schön schnell.

Angst vor Oberleitungen haben die Besatzungen wohl eher nicht.

Ich habe mir eine zweite (Einwegplastik)flasche im Gasthof geliehen und feiere wahre Orgien in meinem Trinkwasser, es ist wieder sehr warm für September.

Wir queren die Rhene, an der in früheren Zeiten auf Adorfer Gebiet mehrere  Wassermühlen betrieben wurden; auf der anderen Strassenseite ist ein Besucherbergwerk, aus dessen wochentags leider geschlossenem Schacht angenehm kalte Luft strömt.

Das hätten wir uns gerne angesehen, aber so touristisch ist es dann in der Gegend nicht – Öffnungen nur am Wochenende.

Es geht auf den letzten Anstieg unserer Wanderung, wieder hoch aus dem Rhenetal auf den Rücken des östlich von Adorf gelegenen Hügels.

Wir kommen oben an, sehen die letzte Diemelsteig-Bank – leider ist der Weg von dort wieder runter bis nach Adorf wiederum asphaltiert.

Der letzte Abstieg bis zum Gasthof – und zack: Wir haben den Diemelsteig begangen.

Wir gehen direkt, ohne uns erstmal leichtere Schuhe anzuziehen, zu (zum?) Schnöggel – einer Eisdiele mit nur selbstgemachtem Eis, das scheinbar so eine Institution ist, dass es keine eigene Webseite braucht, Eis an andere Gastrobetriebe exportiert und selbst eher komische Öffnungszeiten hat.

Aber das Eis ist der Hammer, besonders das weisse Cafeeis hat es uns angetan – wegen Gefrässigkeit haben wir leider beide keine Fotos davon gemacht.

Wenn man zum Nacheistisch noch einen Milchkaffee bestellt, gibt es da auch noch mal ein kleines Minieis dazu. Sehr lecker.

Am Abend wird es voll im Gasthof – der Männergesangsverein Adorf probt Donnerstags im großen Saal – und vorher (und hinterher) wird die Stimme geölt.

Wir bekommen wieder ein leckeres Abendessen und nochmal einen Schnaps.


Damit sind wir am letzten Tag noch einmal 12km gelaufen und einmal rum.

Fazit

Wir können diesen Kurzurlaub wirklich empfehlen.

Die Linde in Adorf bietet alles, was wir gebraucht haben: Einfache, saubere Zimmer, Frühstück, Abendessen, Geselligkeit, Bring/Holdienst.

Das Essen ist gutbürgerlich (ich hab mal nach einer Definition gesucht, die passt) – es wird auf Grossstadt-Chichi verzichtet, trotzdem war es lecker und ansprechend – ein kleines bißchen Zeitreise war dabei, man kommuniziert z.B. per Telefon, nicht per Email.

Der Frühstücksraum

Hervorheben möchten wir die Crew, die den Aufenthalt für uns so angenehm gestaltet hat; besonders der Chef, Herr Becker – der sich für das Vermitteln seiner Begeisterung für seine Heimat wirklich reinhängt – es ist ihm eine Herzensangelegenheit, und der Funke springt über.

Wir waren übrigens nicht die einzigen Wander-Gäste, es waren mehrere Päarchen parallel zu uns auf anderen Teilen des Diemelsteigs unterwegs. Daher wissen wir, dass die Küche auch Wünsche wie Hafermilch oder Dinkelbrot umsetzen kann und das auch gerne tut – default wie für Stadtkinder gewohnt, ist es nicht.

Qualitätswanderweg

Die Sache mit dem Qualitätswanderweg: Nach diesem Flyer gehören unter anderem folgende harte (es gibt auch ne Menge weiche) Kriterien zu einem Q-Wanderweg:

  • Verbunddecke (Asphalt, Beton, …) höchstens 20 % der Gesamtstrecke
    höchstens 3.000 m am Stück
  • naturnahe Wege mindestens 35 % der Gesamtstrecke

Bei beidem hab ich so meine Zweifel, ob das auf dem Diemelsteig wirklich (noch) hinkommt. Ich verstehe, warum in einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland so viel geteert ist – damit eben Anwohner nicht alle 4wd-Panzer brauchen, um im Winter nachhause zu kommen – aber es sollte schon möglich sein, Fußpfade anzulegen und ab und zu zu mähen, damit man nicht so viel Strasse laufen muss. Strasse laufen ist unangenehm hart, es ist im Sommer unangenehm heiss von unten, und es sorgt für schnellen Anwohnerverkehr, die weder mit Wanderern noch mit Gegenverkehr rechnen, zumindest die, die denken sie seien Walter Röhrl.

Etwas abgeschwächt gilt das gleiche auch für die sehr grob geschotterten und dann gewalzten Waldwege, damit schwerste Holzerntemaschinen dort fahren können – laufen sich auch eher so mittel gut, sind aber für diese Art von Waldwirtschaft aktuell anscheinend notwendig.

Ausrüstung

Gleichzeitig ist der Diemelsteig völlig unproblematisch zu begehen, das geht auch in Sandalen. Die inzwischen übliche Highperformance-Hiking-Ausrüstung ist nicht notwendig, man benötigt auch keine auf den Oberschenkel getapede Atropinspritzen.

Was mir sehr geholfen hat, waren Merino-Shirts (Smartwool – vermutlich diese hier) – ich hab beim Radfahren rausgefunden, dass sich körpernahe Klamotten mit einem hohen Merinoanteil sehr angenehm tragen, auch wenn sie nass sind und dass sie schnell trocknen – und ich bin ein Schwitzer, nicht nur bei 30°. Ich hab auch ein Merino-Shirt aus 100% Merino, das gefällt mir nicht so gut für körperliche Aktivitäten, das bekommt auch Trocknungsränder, das passiert mit den Smartwooldingern nicht.

Meine Wanderstiefel von vor 2015 sind an den Sohlen so langsam durch, ich fürchte mich schon vor der Ersatzbeschaffung. Dazu ziemlich dicke Wandersocken, die dochtartig die Feuchtigkeit aus dem Schuh heraus bringen und dort verdunsten (ich glaub, die sind auch von Smartwool).

Wir hatten beide keine Probleme mit Blasen oder insgesamt den Füssen.

Ich hab zwar seit unserem Chiemgau-Urlaub Wanderstöcke, habe aber vergessen, diese mitzunehmen. Ich habe sie allerdings auch nicht vermisst. Wie gesagt: Der Diemelsteig ist sandalentauglich, solche Pfade, wie im Chiemgau normal, gibt es einfach nicht.

Rucksäcke: Wir haben die Rucksäcke, die wir auch im Alltag benutzen, genommen. Wir brauchten ja nur Kapazitäten für Essen, Trinken, Drohne, Pflasterkram – nicht mal warme oder wasserdichte Klamotten mussten wir dabei haben – das geht auch mit nem Einkaufsbeutel 🙂

GPS: Ich hatte mein Radcomputer Garmin Edge irgendeine vierstellige Nummer +  mit, weil das im Gegensatz zu meinem uuralten Wander-Garmin OSM-Karten und BT/Wifi kann. Nach dem ersten Tag war klar, dass ich das hier nicht brauche, und es blieb im Gasthof. Ich hab die Strecken mit meiner Uhr (auch Garmin, Venu2) getrackt, diese kann auch direkt (also via Garmin App auf dem Handy) mit Komoot kommunizieren, es ist ebenfalls möglich, zu erkennen, wie man weiter gehen muss, allerdings gibt es in der Komoot-App keine wirkliche Kartendarstellung, sondern nur eine Trackdarstellung – hier völlig ausreichend.

Wir hatten natürlich auch noch eine Papierkarte, das war gut für den Überblick, um z.B. zu sehen, ob in absehbarer Zeit eine Hütte/Lagerplatz kommt.


Abreise

Am nächsten Morgen werden wir nach dem Frühstück zum Bahnhof gefahren, die durch Schienenersatzverkehr ziemlich lange Reise verläuft aber so, wie geplant.

Wir fahren erstmal etwas mit einem sehr grimmig guckenden Dieseltriebzug, dann eine längere Strecke mit dem Bus, dann weiter Grimmiger Dieseltriebzug, dann warten wir sehr lange auf einem rotten, sehr stillen (Informationssystem Lautsprecher und Anzeigen komplett ausgefallen) Bahnhof Hagen auf unseren ICE, der uns wieder nach Hamburg bringt.

Der Muskelkater klingt die folgenden Tage langsam ab – es bleiben die schönen Erinnerungen an ein sehr schönes Stück Sauerland.

Diemelsteig – der verflixte 3. Tag

Guten Morgen dritter Tag!

Der Muskelkater kickt voll rein, das Aufstehen und die eine Treppe runter in den Frühstücksraum ist ein sehr alberner Prozess – zum Glück sieht und dabei keiner zu.

Nach dem Frühstück werden wir zusammen mit einem anderen Päarchen, das zwei Dörfer früher abgesetzt wird, zu unserem Startpunkt in Hemminghausen gebracht.

Von Hemminghausen nach Helminghausen

Da wir gestern die Südflanke des Diemelsteigs abgelaufen sind, geht es heute die Westflanke entlang nordwärts bis zum Diemelsee und dann Richtung Osten und Staumauer – die grüne Strecke auf der folgenden Map:

Aus dem Ort geht es direkt wieder rauf auf den Kamm, etwa 160 Höhenmeter höher – die Sonne ist auch schon da und wärmt uns schön auf.

Das Grün ist unglaublich, und jeder, der irgendwie einen Schlepper und ein Mähwerk hat, mäht, wendet und schwadet, was das Material hergibt.

Hier hat niemand Angst vor Fuchsbauten oder anderen Löchern in der Wiese, jedenfalls gibt es wackere Landwirte, die mit lockeren 30km/h über ihre Wiesen dreschen. Gott- und Materialvertrauen!

Oben am Niegelscheid angekommen, machen wir eine kleine Pause und ich lasse die Dröhne einen Rundumblick nehmen.

Wir können von hier aus zum ersten Mal (auch von der Erde) den Diemelsee sehen:

Wir laufen weiter Richtung Dommel. Der Dommel liegt noch ein kleines bißchen höher (640m) als der Niegelscheid.

Über den Dommel

Wir treffen auf einen weiteren Trecking-Übernachtungsplatz. Zelten auf einer Holzoberfläche erschliesst sich mir ja nicht. Es ist hart, es gibt nur wenige Plätze zum Befestigen von Abspannungen, und daneben ist eine ebene Wiese – das ist aber verboten.

Ein großer Teil des Weges rauf zum Dommel ist asphaltiert (über 2,5km am Stück). Ich verstehe ja, dass die Anwohner da auch im Winter sicher hoch und runter fahren können wollen, ohne durch schwerste Spurrillen von monströsen Waldmaschinen fahren zu müssen, aber zum Laufen ist das richtig unangenehm, besonders, wenn der Asphalt schon richtig aufgeheizt ist und so viel Wärme abstrahlt.

Von einer guten, geführten „Qualitäts“route erwarte ich, dass man dann parallel zur Strasse laufen kann oder es zumindest eine gemähte Fläche neben der Strasse gibt. Das ist etwas schade.

Wir haben gehofft, dass es am Dommelhof Kaffee und Kuchen oder etwas ähnliches gibt, aber es gibt dort nix, es ist auch kein Mensch zu sehen. Auch keine Möglichkeit, Wasser nachzufüllen.

Den Aufstieg auf den Aussichtsturm auf dem Dommel sparen wir uns, und gehen direkt weiter auf dem Diemelsteig Richtung Norden, weiter auf dem Kamm entlang.

Bei ungefähr 8,5 km Gehstrecke finden wir eine Hütte, in deren Schatten wir uns ausbreiten. Leider sind die Bänke hier schon ziemlich morsch, trotzdem machen wir eine ordentliche Mittagspause mit Schuhen aus und all den guten, hitzeunempfindlichen Dingen aus dem Edeka und von unserem Frühstückstisch.

Nach der Pause fällt es uns wieder schwer, in die Gänge zu kommen. Dazu kommt, dass wir von hier nur noch bergab laufen.

Bergauf ist zwar insgesamt anstrengend, aber nicht so unangenehm für die Beine. Bergab laufen empfinden wir beide als besonders fies für die Unterschenkel.

Der Weg ist ein Forstweg, grob geschottert und festgefahren, teilweise auch direkt in den Fels geschrappelt, um eine eingermaßen ebene Fläche zu bekommen.

Die Forstmaschinen werden immer größer und schwerer, so dass naturnahe Forstwege einfach nicht mehr funktionieren, in der Konsequenz ist ein großer Teil der Wanderwege dadurch eher unelastisch zu begehen.

In Richtung Osten gibt es wieder einen schönen Blick auf einen Teil des Diemelsees – wir kommen näher 🙂

Die vielen, vielen Rastgelegenheiten haben oft nicht nur eine Bank, sondern auch einen Tisch. Dies hier ist die Luxusvariante mit zwei Bänken und Aussicht, allerdings in der prallen Sonne – wir gehen weiter.

Wasser, Wasser!

So langsam wird mein Wasser knapp, ich male mir in immer bunteren Farben aus, was passiert, wenn ich auf einen Wasserhahn treffe und hoffe darauf, dass das bald der Fall ist.

Kurz vor dem See spaltet sich der Diemelsteig auf, es gibt eine Strecke südlich des Sees nach Heringhausen und eine Strecke nördlich des Sees. Wir entscheiden uns für die nördliche Strecke, weil wir uns die Staumauer ansehen wollen.

Als wir die Itter (den zweiten Zufluss zum Stausee neben der Diemel, nach etwa 13 gegangen Kilometern) überqueren, gehen wir kurzerhand auf den nächsten Bauernhof und fragen, ob wir an einen Wasserhahn dürfen. Latürnich dürfen wir, und eine Flasche köstlich kühles Nass (also ein Liter) verschwindet direkt in mir, der Körper reisst, während ich mir eine zweite Flasche abfülle, direkt alle Poren auf und gibt das Wasser als Verdunstungskälte wieder frei.

Wir laufen nun auf der Nordseite des Diemelsees parallel zum Ufer entlang Richtung Staumauer – Nadja hat vorher ausgekundschaftet, dass es dort einen Kilometer vor der Staumauer Fritten Jupp gibt – beliebt bei Moped-, Auto- und Radfahrern – das kann ja für Wanderer nicht schlecht sein.

Ich bestelle zwei Radler für mich – was Nadja irritiert – und dann noch ein drittes für Nadja und Eis, das interessanterweise von einem kleinen Laden direkt gegenüber von unserem Gasthof in Adorf kommt.

Das erste Radler läuft direkt durch – lecker.

Das Eis ist super, Schnöggel werden wir auch noch mal in Adorf besuchen müssen!

Die Staumauer

Nach einer angemessenen Pause und dem unter Stöhnen zelebrierten Aufstehen und Losstiefeln geht es auf das letzte Stück für heute entlang des Ufers bis zur Staumauer.

Der Stausee wurde Anfang des letzten Jahrhunderts geplant und dann wegen Geld- und Resourcenmangel erst 1924 fertiggestellt, mehr Infos dazu: Die Diemelsee Staumauer.

Von der Seeseite ist das Bauwerk erstmal unscheinbar, das ändert sich, als wir zum ersten Mal auf die andere Seite gucken:

Hui, da geht es ganz schön runter! Wir wackeln auf die andere Seite der Staumauer und entdecken, dass es dort (im Foto oben gerade erahnbar) einen Pfad hinunter an die Sole der Mauer und zum Maschinenhaus geht.

Irgendjemand fand es vor ungefähr 100 Jahren angemessen, so ein mächtiges Industriegebilde mit einem kleinen, englisch angehauchten Park auszustatten und die Betreiber haben das bis heute durchgezogen – das gibt extra Karmapunkte von uns für die schöne Rasenanlage.

Wir gehen bis ganz nach unten.

Die Mauer von unten mit den Überlauflöchern – dafür ist aber gerade nicht genug Wasser im Stausee.

Wir gehen noch ein Stück nach Helminghausen hinein, und lassen uns dort von Herrn Becker abholen.

Abends gibt es Schnitzel mit Pommes (und natürlich Suppe und Nachtisch), heute sind wir wieder bereit für einen Schnaps – und es gibt einen deutlich leckeren, goldgelben Jubiläumstrunk (auch von Kirchner & Menge).


Heute sind wir 18,5 km gegangen, erstmal 9km hoch, dann 9 wieder runter und noch etwas tiefer (Helminghausen liegt natürlich um die Tiefe des Stausees unter dem Level von allem anderen).

Immer noch haben wir uns auch heute nichts wund gelaufen, da bin ich wirklich sehr froh drüber – Muskelkater ist nur beim Losgehen schlimm und stört sehr schnell nicht mehr.

Diemelsteig – Tag 2

Fortsetzung unserer Diemelsteig-Wanderung (zum ersten Teil)

Wir haben beide gut geschlafen – nach einem guten Frühstück, bei dem auch direkt Vespertüten auf dem Buffet bereitstehen, damit man sich auch noch ne Bemme mit auf den Weg nehmen kann, hat uns unser Wirt nach Flechtdorf gefahren.

Von Flechtdorf nach Hemminghausen

Nachdem wir gestern von Adorf aus südwärts gelaufen sind, geht es heute die gesamte südliche Flanke des Diemelsteigs entlang – also die rote Strecke auf der Map:

Wir starten auf einer Höhe von 440 Meter, und es geht gleich in den ersten 5km hoch auf 580 Meter.

Im Hintergrund Flechtdorf, noch weiter dahinter die zu Adorf gehörenden Windmühlen – Adorf ist dann noch ein Tal weiter.

Es ist schon früh morgens (wir sind um 9:00 Uhr in Flechtdorf losgegangen) ordentlich warm – noch etwas Tau im Schatten, aber es ist schon klar, dass es heute 30° werden, und die Sonne gibt schon alles, damit es schön mukkelig wird.

Nadja entdeckt eine Libelle, aber bis sie ihre Kamera aus dem Rucksack gefummelt hat, hab ich ein Bild und die Libelle genug – Nadja kommt nicht zum Schuss und trägt ab da die Kamera in der Hand.

Der Diemelsteig zeichnet sich durch ein eigenes Bank-Design aus – es gibt insgesamt sehr viele davon (auch ein Zeichen für einen Qualitätswanderweg), und sie haben nicht die sonst oft zu findene Form, sondern abgerundete Seitenteile wie hier im Bild – nicht alle haben eine Rückenlehne, viele haben auch einen Tisch.

Den Turm mit der Bommelantenne sehen wir immer wieder auch an den nächsten Tagen in weiter Ferne.

Ich wünsche mir, dass das Fremdenverkehrsamt verschiedene Bergkuppen in unterschiedliche Farben taucht, damit es leichter fällt, die Kuppen wieder zu erkennen.

Ich habe meine kleine Dröhne dabei, und mache ein paar Aufnahmen von der Umgebung – von unseren eigenen Sichtpunkten können wir meist nur über das nächste Tal auf den folgenden Hügel gucken – die Drohne kann in das Tal und weit weg gucken.

Wieder finden wir Spinnenweben, die bis vor kurzem im tiefen Schatten gehangen haben und noch voller Tau sind.

Näher kommen wir an den Bommelturm nicht ran. Ich glaube, es handelt sich dabei um den Neubau des Wetterradars Flechtdorf.

Neben dem Diemelsteig gibt es noch eine Menge anderer Wanderrouten. Im Gegensatz zu den Wegweisern im Chiemgau stehen hier aber immer die Entfernungen statt der Gehzeit dran. Wir fanden die Info mit der Gehzeit eigentlich besser, weil das Steigungen und Gefälle besser in die Planung im Kopf miteinbezieht.

Es gibt im Sauerland ein paar Plätze, an denen man legal campen darf. Hier zum Beispiel der Treckingplatz an der Rhene-Quelle mit Zeltplatz (die Holzplattform – fragt nicht), einem typischen Shelter, mehreren Sitzbänken und einem Torfklo (nicht mit im Bild).

Will man auf einem dieser Plätze übernachten, muss man sich vorher anmelden, und es kostet auch ne Mark.

Nachdem wir etwas mehr als die Hälfte der geplanten Tagesetappe geschafft haben, kommen wir kurz vor Schweinsbühl an dieser idealen Pausengelegenheit an:

Im Schatten, mit Tisch, mit toller Aussicht über den Pfad, wo wir herkommen.

Also machen wir eine ausgedehnte Mittagspause.

Danach fällt es uns schwer, wieder loszugehen. Wir spüren schon deutlich die Unterschenkel (vom Bergab gehen) und die ersten 50 Meter sind immer ulkig, wir hoffen, dass uns gerade keiner sieht, bis die Beine wieder wärmer und weicher werden.

Aber nach wenigen Metern geht es dann wieder normal weiter. 🙂

Wir gehen ein ganze Stück auf dem Kamm entlang – also eingermaßen auf einer Höhenlinie.

Adorf – also den Ort, in dem wir in der Linde wohnen, ist da, wo im Osten die Windräder stehen. Den Ort selbst kann man nicht sehen, wie alle Orte ist er im Tal, am Fluss angelegt.

Auf den Hügeln treffen wir nur sehr wenig Menschen – 2x das gleiche Paar mit ihren Hunden, von weitem sehen wir ab und zu mal einen Trecker, meistens beim Mähen oder Heu wenden, aber sonst kaum Fußgänger.

Wir geniessen das sehr, im Chiemgau kommt man ja vor lauter Grüßen gar nicht mehr zur Besinnung.

Wir schwitzen uns bergauf und wackeln uns bergab und sind mit uns und der Natur meist allein.

Alles bis auf ein paar blühende Heideflächen ist sattgrün, und eigentlich sieht es hier aus, wie ich mir das Auenland im Herrn der Ringe hinter der Kamera vorstelle.

Der Nachteil ist leider, dass es auf dem Kamm kein Wasser gibt. Durch die große Hitze verbrauchen wir ziemlich viel davon.

Da auch der Anteil von Asphalt in die Einstufung als Qualitätswanderweg einzahlt (maximal 20% sind erlaubt, und ich finde das schon zu viel) und natürlich alle Orte allein schon für die Erreichbarkeit durch die Müllabfuhr, den örtlichen Bauhof und nicht zuletzt die Bewohner im Winter asphaltiert sind, meidet der Diemelsteig die Ortskerne, an denen üblicherweise eine Kirche und damit auch ein Friedhof und damit ein Wasserhahn steht.

Ausserhalb von Adorf treffen wir tagsüber an diesem Tag nicht auf gastronomische Angebote, nicht mal einen Kiosk oder sonstwen, der z.B. ein Eis verkauft.

Aber Friedhöfe gibts, gestorben wird überall 🙂

Leider müssen wir uns dann aus dem Ort (in diesem Fall Deisfeld) heraus auch immer wieder etwas hocharbeiten.

Kurz vor dem geplanten Ende der Etappe finden wir noch einen großen Partyplatz mit riesigem gemauertem Grill, vielen Tischen und Bänken und einem großzügigen Shelter – und der Anweisung, sich vor der Nutzung beim Ortsvorsteher zu melden.

Da steht nicht, wer das ist, wie seine Telefonnummer ist oder irgendwas in der Art – wahrscheinlich ist das eher für Einheimische und nicht für Durchreisende gedacht – schade.

Wir sind damit in Hemminghausen (Vorsicht, es gibt auch noch Hering- und Helminghausen an der Route) angekommen und schmeissen uns in den Schatten. Ich bin nach fast 18 km angemessen k.o., Nadja ruft Herrn Becker an – und kurze Zeit später werden wir aufgepickt und nach Adorf gefahren.

Nachmittagsfreizeit 🙂

Nach einer kurzen Auffrischung im Hotel und vor allem dem Wechsel auf Sandalen und Schlappen laufen wir rüber zu einem anderen Gasthof im Ort (Die Linde hat Dienstags Ruhetag und es ist erst nachmittags) und essen große Eisse (also Plural) und trinken Radler.

Adorf (mit 1500 Einwohnern) hat das große Glück, zwei Supermärkte, zwei Banken, mehrere Gasthäuser, eine Apotheke und noch einiges mehr an Infrastruktur zu haben.

Die kleineren Orte haben das alles eher nicht, der Bäcker in Flechtdorf (am 1. Tag) hatte leider montags seinen Ruhetag.

Wir haben uns schon am ersten Abend im Edeka mit ein paar Müsliriegeln eingedeckt, nun kaufen wir auch noch mehr Dinge für die nächste Mittagspause – also Salami, Käse und andere Dinge, die ungekühlt bei 30° nicht direkt die Jacke hoch machen, den Rucksack überleben und den Elektrolythaushalt aufrecht halten.

Nach längeren Pausen aufstehen und vor allem Treppab laufen sieht für Aussenstehende sicher lustig aus. Wir haben beide ordentlich Muskelkater.

Abends gibts mit Vorsuppe und Nachtisch Curryhuhn mit Reis – Schnaps wollen wir beide heute lieber nicht 🙂 – dafür gehen wir auch früh ins Bett.


Am zweiten Tag sind wir knapp 18km in 6 Stunden (und ein bißchen) gelaufen

Mir tut zwar unterhalb der Hüfte einiges weh, aber es scheuert nix, es bilden sich keine Blasen, die Füsse fühlen sich gut an. Muskeln – naja, das ist eher weniger schlimm.

Gute Nacht!

(zum dritten Tag)

Wandern auf dem Diemelsteig – Intro und erster Tag

Wir haben den Tipp bekommen, doch mal ein paar Tage im Sauerland zu wandern, und zwar Altersgerecht ohne Gepäck!

Im (hessischen Teil des) Sauerland gibt es eine Talsperre – den Diemelsee – um den herum wiederum ein Qualitätswanderweg (dazu später) angelegt wurde.

Die Gasthöfe und Pensionen in den angrenzenden Orten bieten Wanderern natürlich auch Unterkunft an, und einige davon mit Bring/Holdienst als Komplettpaket.

Altersgerecht wandern

D.h., das Angebot umschliesst in unserem Fall Abholung von der Bahn, Unterkunft, Frühstück und Abendessen und Transportservice: Man wandert los, und wenn man keine Lust mehr hat, ruft man beim Wirt an und wird abgeholt.

Nach Dusche, Abendessen, Übernachtung und Frühstück wird man an der gleichen Stelle wieder ausgesetzt und kann die Tour fortsetzen, ohne den ganzen Übernachtungs-Schengeleng mit sich zur nächsten Unterkunft zu schleppen.

Der Diemelsteig hat eine Länge von 64 km, das kann man sich gut in Etappen für 3 oder 4 Tage aufteilen, und das gibt es auch entsprechend als Angebot zumindest von unserem Wirt – konkreter wird es später.

Anreise

Wir fahren mit der Bahn, allerdings nicht so wie ursprünglich gebucht, weil anscheinend völlig überraschend auf einer Nebenstrecke gebaut wird (als wir die Baustelle auf dem Rückweg sehen, ist klar, dass das keinesfalls überraschend kam, sondern über Jahre projektiert wurde), und dass dies Busersatzverkehr und ewige Warte- und Umsteigezeiten bedeutet.

Wir fahren dann anders (und schneller als die Alternative, die uns die DB anbietet) nach Bredelar und lassen uns dort mit dem Auto abholen und zum Gasthof Zur Linde in Adorf fahren – das klappt ganz wunderbar.

Wir checken ein, entleeren unsere Taschen – und da es erst rund 14:00 Uhr ist und wirklich tolles Wetter herrscht, beschliessen wir, direkt zu starten und dem Wanderweg im Uhrzeigersinn zu folgen.

Erste Etappe – von Adorf nach Flechtdorf

Der Wanderweg geht direkt hinterm Gasthof vorbei, es zeigt sich schnell, dass ein Merkmal eines Qualitätswanderweges die Ausschilderung ist.

Eigentlich benötigt man keine Karte, und erst recht keinen Kompass, GPS oder irgendetwas in der Richtung – der Diemelsteig ist immer zweifelsfrei ausgeschildert. (Dieses Bild ist nicht in der chronologisch richtigen Reihenfolge, es dient der Unterstützung der Aussage – ist aber vom gleichen Tag 🙂 )

Wir laufen dabei von 350m ü NN bis auf 500 Meter – was für uns ganz schön anstrengend ist, dazu ist es noch wolkenlos und 27° – im September.

Die Bilder bilden die Steigung nicht wirklich gut ab. Es war teilweise echt steil.

Es fällt uns schwer, die gewonnene Höhe wieder abzugeben, aber der Diemelsteig will es so – runter ins (nicht ganz so tiefe) Zwischental und dann wieder hoch.

Der Weg wechselt von weichen, erdigen Waldwegen über wassergebundene, gravelige Decken und sandigen Wegen auch zu hochkomprimierten Landwirtschafts- und Plattenwegen, aber auch zu Asphalt und wieder zurück, dabei geht es teilweise durch schattige Abschnitte, aber auch durch die pralle Sonne.

Neben dem Großen, Ganzen in der Ferne entdecken wir auch immer wieder sehr kleines in der Nähe – was einem beim Radfahren eher entgeht.

Wir gehen die Strecke bis Flechtdorf (12km) in 3:20 Stunden, betrachten das dortige Kloster, und lassen uns dann bald einsammeln und ins Gasthaus bringen.

Ein gelungener erster Tag, zum Abendessen gibt es nach einer Vorsuppe ein in Buttermilch mariniertes Schweinesteak mit Bratkartoffeln und noch einem Nachtisch und reichlich Bier – der Wirt lädt uns auch noch auf einen Schnaps ein – dem Waldecker Tropfen.

Wir erfahren dabei noch einmal eine Menge über die Gegend, die Geschichte, dass die Region zu Hessen und nicht zu NRW gehört, und was alles im Waldecker Tropfen steckt.

Herr Becker – der Wirt – liebt seine Heimat von ganzem Herzen, und er versucht, das, was die Region für ihn ausmacht, an seine Gäste zu transportieren. Bei uns kommt das gut an, auch bei jeder Tour vom und zum Gasthof erfahren wir eine Menge Details und bekommen viele Tipps.

Der Waldecker Tropfen ist allerdings gar nicht unser Ding. Ich bin da nicht gut im Beschreiben, wer Kräuterschnäpse mag, aber Magenbitter zu bitter und Fernet Branca zu intensiv empfindet, kann den ja mal probieren – für mich als Hardgas-Verweigerer schmeckt es wie leider doch wie Ratzeputz.


Die Ferienregion Diemelsee bietet den ganzen Diemelsteig als GPX-File auf Komoot an.

Weil ich ein Gearhead bin, kann ich natürlich nicht ohne eine gute Hand voll mit Strom betriebenen Geräten auf so eine Reise ins Unbekannte gehen und habe damit dann auch unseren tatsächlich gelaufenen Weg getrackt – auch auf Komoot. Nach dem ersten Tag hab ich dann aber das richtige GPS im Gasthof gelassen und (nur) mit der Uhr getrackt.

Zur Orientierung braucht man den GPX-Track tatsächlich nicht, die Ausschilderung ist sehr gut und eindeutig. Der GPX-Track ist anscheinend etwas älter als die aktuelle Route, im Zweifel ist es besser, der Ausschilderung als der Route auf dem GPS zu folgen – am ersten Tag hatten wir allerdings keine Abweichung.

Wie es uns mit den folgenden Etappen ergeht, erfahrt Ihr in den nächsten Tagen 🙂

Rügen im Mai – Ferienhäuschen in Breege

Das Inselteam, das gemeinsam seit vielen Jahren (meist) auf Inseln gelegene Ferienhäuser ausprobiert, war Anfang Mai auf Rügen.

Nach unserem erfolgreichen Versuch, mit Bahn und Rad auf Amrum Urlaub zu machen, waren wir nun auf Rügen –  unser Teil des Inselteams wieder mit Bahn und Rad, der andere Teil ist mit dem Auto angereist.

Der nördliche Teil von Rügen (Wittow, das ein bißchen aussieht, wie der Kopf vom Alien) hat allerdings keine Eisenbahn. Wir haben geplant, von Lietzow aus nach Breege zu radeln, allerdings fuhr der geplante Zug einfach nicht, wir sind dann von Bergen aus geradelt, statt 26 dann 36km.

Falls Ihr mal sehr früh einen Zug mit Fahrradticket bucht, und Euch die Bahn irgendwann mitteilt, dass Eure Verbindung nicht mehr funktioniert, und ihr umbuchen sollt:

      • Das geht nicht so ohne weiteres mit einer Fahrradreservierung, dafür muss man bei einer speziellen Nummer (030 2970) anrufen, und dort gerät man unter Umständen trotzdem an inkompetente Leute und man muss sich dann leider zur Schichtleitung hochbrüllen. Ärgerlich, Bahn.
      • Prüft erstmal, ob sich in zeitlicher Nähe zur alten, eigentlich gebuchten Verbindung ein Zug findet, der die gleiche Zugnummer hat – die Reservierungen sind an die Zugnummer gebunden, die gelten also auch in diesem Zug, selbst wenn er nun zu leicht anderen Zeiten fährt.
      • die restlichen hässlichen Details erspare ich euch.

Wir sind von Bergen aus durch einen blühenden Märchenwald gefahren:

Leider war später, auf der von mir geplanten Strecke die Wegbeschaffenheit teilweise sehr sandig und/oder wurzelig (schlechter, als aus den OSM-Daten ersichtlich), sodass vor allem Nadja Probleme hatte, mit dem voll bepackten Rad da gut durchzukommen. Alternativ hätte es natürlich einen Fahrradweg entlang der B gegeben, aber das nervt aus anderen Gründen (Frost- und Wurzelaufbrüche galore, Autolärm).

Unser Ferienhaus ist teil eines Ferienhausrudels in ähnlicher Bauweise (relativ neu, mit Reetdach) in Breege, direkt am Bodden.

Unterwegs auf Rügen

In den nächsten Tagen haben wir uns natürlich etwas umgesehen, so waren wir latürnich am Kap Anakonda (wir haben gelernt, dass man auch total ironiefrei von ’nach Askona fahren‘ sprechen darf) und in Vitt (ein ‚Fischer’dorf an der Nordostküste) zum Kuchen essen.

An der Nordküste Rügens

An der Nordküste Rügens

Kuchenpause in Vitt

Wir haben immer genug Wege und auch Strassen gefunden, die wir einigermaßen auto- und stressfrei befahren konnten – alleine der Radweg entlang der B an der Schaabe – die schmale Verbindung von Wittow mit dem Rest Rügens – ist nur mittel gut befahrbar und müsste echt mal ne neue Decke bekommen.

Baumwipfelpfad

In der Nähe von Prora gibt es einen Baumwipfelpfad, also einen Weg durch einen Wald auf Wipfelhöhe der dort stehenden Bäume.

Der ganze Pfad ist so angelegt, dass man ihn auch im Rolli befahren kann, am Anfang gibt es sowas ähnliches wie eine Parkhausauffahrtsspirale, nur eben mit einer Steigung, die ein Rolli hochgeschoben werden kann.

Der ganze Pfad schwankt leicht hin- und her, das merkt man vor allem, wenn man mal stehen bleibt.

Als Höhepunkt gibt es eine weitere Spirale, die bis über die Wipfelhöhe hinausführt und einen großartigen Blick über die Insel ermöglicht.

Auf dem Pfad kann man ne Menge über Eiszeiten, Tiere im Wald und die Entstehung von Rügen lernen, es gibt auch noch eine Ausstellung, die erschien uns aber etwas ohne roten Faden.

Am gleichen Tag waren wir auch noch kurz in Prora selbst, dass durch den gigantomanischen, ursprünglich 4,5km langen Kraft-durch-Freude-Nazi-Seebad-Bau bekannt ist.

Von der Landseite wird einem der Wahnsinn nicht mehr so bewußt wie in den 90igern, da vor und hinter dem Gebäude blickgnädige Kiefernwälder wachsen, die die Gesamtausmaße ganz gut verdecken.
Von der Seeseite – vom Wasser aus, in einiger Entfernung – wird einem die Größe der Anlage jedenfalls sehr viel bewußter, weil man das Gebäude komplett sehen kann.

Beton, es kommt drauf an, was man draus macht!

Ein Teil der Anlage verfällt, in einem Teil sind Ferienwohnungen, eine Jugendherberge und weitere Nutzung(sversuche).

Königsstuhl / Stubbenkammer

Rügen ist vor allem bekannt für seine Kreidefelsen, und obwohl das Kap Arkona an der Nordost-Ecke Rügens auch aus Kreidefelsen und Steilküste besteht, sind die Kreidefelsen am Königsstuhl im Nationalpark Jasmund am spektakulärsten und seit der Romantik mit ihrer nahezu religiösen Naturverehrung am bekanntesten. Da mussten wir also hin, und dahin sind wir dann auch wieder mit dem Rad gefahren, das sind gut 23km, nach einer langen flachen Strecke geht es irgendwann nur noch bergauf. Da bin ich dann doch etwas neidisch auf Nadjas Stromrad gewesen.

Der nagelneue Skywalk über dem Kreidefelsen namens Königsstuhl

Der Nationalpark ist autofrei, es gibt ein paar große Parkplätze an den Aussengrenzen, von denen aus Busse zum Nationalparkzentrum fahren (man kann natürlich auch 3km laufen). Der Fahrradverkehr ist auch ganz gut vom Fussverkehr getrennt, da hat sich jemand nen Kopf gemacht.

Das Nationalparkzentrum besteht aus einem Museum mit Souveniershop und Ausflugslokal und dem nagelneuen Skywalk. Früher konnte man direkt auf den Königsstuhl laufen, aber die Kreide verändert sich, es stürzen immer wieder größere Teile der Kreidefelsen ab, und um die Belastung und Gefährdung gering zu halten, kann man nun auf einer elipsenförmigen Hängebrücke über die Schlucht und den Königsstuhl laufen und hinab gucken.

Blick vom Skywalk nach Süden

Das Museum lohnt sich aus unserer Sicht, weil es individuelle Audioguides bereit hält, die einen durch die Erdzeitalter, Eiszeiten, Pflanzen- und Tierwelt bis ins Heute führen. Für Kinder gibt es eine parallele Tour, die ganz andere Schwerpunkte setzt.

Mit Kreide auf Du und Du

Müllmöwe

Auf dem Rückweg geht es erstmal hauptsächlich bergab, diesmal folgen wir einem der ausgeschilderten Radwege.

Wittower Nordwesten

Ich bin auch noch mal alleine, etwas zügiger unterwegs gewesen und habe  an einem sonnigen Abend den Nordwesten von Wittow, die Steilküste, den Sand und die Rapsblüte genossen.

Hiddensee mit dem Dornbusch

Küste bei Kreptitz

Raps, Raps, Raps

Rapsallee

Raps?

Essen und Trinken

Wir waren ein paar Mal essen, und hatten auch ein paar Mal Fischbrötchen so zwischen durch, und natürlich auch Kaffee und Kuchen.

Die Preise sind durchgehend eher hoch und der Service und die Qualität sehr unterschiedlich und spiegeln sich nicht im aufgerufenen Preis wieder. Zwei Stück Großbäckerei-Blechkuchen (siehe Bild oben) plus Tee/Kaffee 14 Euro im Selfservice ist schon ne Ansage, vor allem, wenn man sich beim Bestellen wie ein Bittsteller, der aus Versehen ein Gespräch der Angestellten unterbricht und nicht wie ein Kunde vorkommt.

Nix gegen Großbäckerei-Blechkuchen – der war lecker, es geht mir um den Service, den ich bei so einem hohen Preis erwarte, und der nicht vorhanden war 🙂

Gleichzeitig schaffen es die, die wirklich guten Service bieten, es nicht, entsprechend einen höheren Preis aufzurufen. Ich nehme an, weil das Preisniveau schon echt hoch ist. Das ist ein bißchen schade.

Selbstredend ist der Fisch überall als fangfrisch und direkt vom Kutter-Kurt (persönlich bekannt und im Beisein einer Bezugsperson geschlachtet) deklariert – was mal abgesehen vom heimischen Hornhecht (der uns aber nur einmal angeboten wurde) einfach grundsätzlich nicht stimmt. Und ich finde, es wäre auch kein Problem, das zuzugeben. Aber vielleicht wollen die meisten Touris das ja wirklich hören.

Fish&Chips

Bei Fischbrötchen das gleiche. Wir hatten epische, aber auch matschige mit eingelegtem Sauergemüse dabei – immer zum gleichen Preis.

Sonnenuntergang im Breeger Bodden

Sonstiges

Die Tradition verlangt es:

WallE muss auf den Schoss, so will es das GESETZ

Nadja hat einiges gemalt, ich hab vor allem gelesen und in der Gegend rumgestanden.

Es war insgesamt eher kühl und die ganze Zeit ziemlich windig, und auf dem

Rückweg

hat es tatsächlich fies gestürmt und geregnet. Wir sind mit den Rädern zurück nach Lietzow gefahren und sind dabei ganz schön nass geworden.

In Lietzow waren wir viel zu früh für unseren Zug und es gab auf dem Bahnhof (naja, Bahnsteig trifft es eher) nix zum windgeschützten Unterstellen. Auf Nachfrage bei der netten Schaffnerin des Gegenzuges durften wir schon in den Zug, der zu dem Zeitpunkt noch in die falsche Richtung fuhr, einsteigen und bis zur Endstation mitfahren – vielen Dank dafür!

Nasses Zeug trocknen in der RB

Ab Stralsund sind wir dann ICE gefahren, allerdings ist das Fahrrad’abteil‘ dort so beknackt designed, dass keines unserer Räder (ziemlich unterschiedlicher Bauart) in die vorgesehenen zwei höheren (2 von 3) Halter gepasst hat. Ich würde wirklich gerne wissen, mit welchem Musterrad die Spezialexperten das vorher ausprobiert haben.

Insgesamt hat sich die Art der An- und Abfahrt mit Bahn und Rad aber für uns bewährt – für eine Woche bekommen wir genug Zeug transportiert, dass es auch noch für Malzeug und je einen Computer reicht, und vor Ort sind wir dann einfach mobil.

Ich mecker ja immer gerne über die Bahn, aber das ist ja auch schon das Komplettpaket mit Spiel, Spaß, Spannung für sagenhafte 36 € (mit Rad und  größtenteils ICE) pro Richtung – das ist selbst mit einem eigenen, abgeschriebenen Auto schwierig.

Unsere Radstrecken auf Komoot:

Aufs Bild klicken öffnet den Link

Update Schaltzughaltbarkeit Rohbox

Sorry, Techtalk. Ein Urlaubsbeitrag ist in Arbeit 🙂

 

Im März 2022 habe ich beschrieben, dass mir nach sehr kurzer Zeit (2.000 bzw. 2.600 km) beide Schaltzüge meiner Rohbox – eine Konstruktion, um eine Rohloff-Getriebenabe mit Rennlenker-Bremsschalthebeln zu fahren – gerissen sind.

Mir ist das 2.000 km später leider erneut passiert – und da war ich relativ sicher, dass die Zugkräfte so gering wie möglich waren. Ich war ziemlich genervt (deswegen hab das auch nicht ins Blog geschrieben), und hab nochmal Kontakt mit Georg Blaschke, dem Hersteller der Rohbox aufgenommen und im Netz recherchiert.

Anscheinend war ich nicht der einzige, der dieses Problem hatte – in einem Forum hab ich noch ein paar Betroffene gefunden und nach dem oben verlinkten Artikel hat sich auch ein weiterer Leittragender direkt bei mir gemeldet, und gefragt, ob ich ne Lösung gefunden habe.

Georg hat mir damals geschrieben, dass er Probleme mit zu geringer Flexibilität der verwendeten (original Campa) Bowdenzüge vermutet – nach seiner Erfahrung sollten die Züge durchaus länger halten. Und mir gleich Züge beigelegt, die sich direkt beim Anfassen viel lehniger und geschmeidiger anfühlen.

Tatsächlich brechen die Züge ja ungefähr 5-7mm von der Bommel, also da, wo die Züge bei Benutzung auf eine Spule/Kreisbahn mit sehr kleinem Radius gezogen werden. Interessant ist, dass das mit normalen Kettenschaltungen auch passiert, allerdings gibt es da einen Unterschied: Die stehen permanent unter Spannung, die Rohloff-Züge werden nur gespannt, wenn man schaltet.

Ich stelle mir vor, dass das ständige Spannen/Entspannen bei festeren Zügen zu einer immer wieder wiederholten Verschiebung von einzelnen, relativ starren Litzen gegeneinander genau in dieser Stelle führt (unterschiedliche Biegeradien innen und aussen, wenn Zug aufgebaut wird) und das letztlich zu einem früheren Bruch führt.

Stahlseilkonstruktionen

Die von Georg beigelegten Züge haben einen anderen technischen Aufbau als die Campa- und auch viele andere Schaltzüge. Wenn man sich da reinnerdet, stösst man das Thema Stahlseilkonstruktion. In einem früheren Leben hab ich mal Drahttauwerk für Segelschiffe gespleisst, da wird das sehr augenscheinlich, weil alles viel größer ist:

Übliche Fahrrad-Bowdenzüge haben eine 1×19 Konstruktion, d.h. 19 kleine Drähte bilden gemeinsam verdrillt (geschlagen) das eigentliche Seil . Es gibt auch noch steifere, z.B. 1×7 oder 1×12.

1x19 Konstruktion

Aufgefummelte 1×19 Konstruktion

Die lehnigen Züge haben die Konstruktion 7×7, d.h. 7 sehr viel feinere Litzen werden je zu einem Draht geschlagen, von denen wiederum 7 zusammen zu einem Seil geschlagen werden. Damit werden diese sehr viel weicher, sind besser für enge Radien geeignet und so weiter.

7×7 Konstruktion (nicht komplett aufgebröselt, wenn man sehr stark vergrößert, ist sichtbar, dass jede Litze aus weiteren sehr viel feineren Drähtchen besteht)

Konkret waren das Elvedes 6472RVS-49-SLICK (shift inner cable 7×7 ø1,1 2250mm mit ø4×4 Bommel).

Generell ist Elvedes ne Grosshandels-/Händlermarke, deswegen sind genau diese Züge leider relativ schwer einzeln zu bekommen, aber wenn man sie im Internet findet, sind sie vergleichsweise günstig (ich hab weitere für 3 Euro pro Zug bestellt), gerade finde ich aber keine – Achtung bei der Bezeichnung ohne „49-Slick“ gibts 19×1, nicht 7×7.

Eventuell gibts Elvedes Züge aber über Euren Fahrradhändler, es gibt auch 50iger Packungen – vielleicht legt sich Eure Werkstatt die hin, weil dies auch in anderen Situationen mit engen Radien gute Bowdenzüge abgeben (rostfrei sind sie auch).

Es gibt natürlich auch ähnliche von anderen Herstellern für Endkunden, die sind dann aber deutlich teuer – z.B. von Trickstuff – da steht dann highflex oder sowas drauf, sucht aber trotzdem nach der Seilkonstruktion, darum geht es und nicht um irgendeine geschmeidige Teflon-Nachbehandlung – je größer die erste Zahl und die multiplizierte Zahl ist, desto feiner und damit lehniger sind sie.

Bowdenzüge im Vergleich – die gezeigten Jagwire rechts sind KEINE Highflex-Züge!

Im Einsatz

Bei mir halten diese flexiblen Züge jetzt seit 5.000km, also mehr als doppelt so lange.

Es ist leider sehr schwierig, den Zustand der Züge im montierten Zustand zu beurteilen, weil man da auch bei zurückgezogenem Gummi vom Schaltbremsgriff nichts sieht. Es ist auch nicht möglich, diese zu demontieren und dann erneut zu verwenden, weil die Züge in ihrem Zugblock gequetscht werden und dabei Spliss entwickeln – die bekomme ich dann (falls der Zustand noch gut ist) nicht mehr reingefummelt.

Eigentlich war mein Plan, beim nächsten Ölwechsel der Nabe einfach die Züge mit zu tauschen (eben 5.000km Wartung, Züge tauschen), andererseits will ich schon wissen, wie lange die nun wirklich halten – gerade bin ich bereit, das Risiko, mit gerissenem Schaltzug  irgendwo in der Pampa zu stranden, einzugehen (und ich hab eh nen Ersatzschaltzug dabei, aber die Unterwegsmontage ist kompliziert, weil man nen guten Seitenschneider braucht).

Und ich hatte schon angefangen, nach anderen, z.B. hydraulisch geschalteten Getriebenaben oder auch elektrisch geschalteten Getriebenaben zu gucken – so ein drastischer Schritt ist dann zum Glück doch nicht notwendig.

Von Hamburg nach Rügen mit dem Rad

Ich hatte noch Urlaub über, und ich wollte noch mal ein paar Tage mit dem Rad unterwegs sein. Im November…

Es gibt noch eine dritte FÜÜR Strecke (siehe auch FÜÜR1 DNFFÜÜR2), die von Hamburg zum Kap Arkona auf Rügen und dann über Plau am See zurück nach Hamburg geht – etwa 700km. So viel Zeit wollte ich aber nicht investieren, aber die Hälfte davon würde passen…

Also hab ich mal angefangen, zu planen. Entsprechend den Bedingungen im November (früh donkel, eher kalt, vielleicht auch nass). Unter den Umständen wollte ich nicht zelten. Ich bin früher genug auf dem Wasser gewesen, um noch gut zu wissen, wie es ist, in kalte, feuchte oder nasse Klamotten zu steigen und fühle mich zu alt dafür, zumindest im November.

Und lange in der Dunkelheit fahren muss ich auch nicht, zumindest nicht, wenn mit der Dunkelheit vor allem Kälte verbunden ist. Um fünf ist es aktuell stockdunkel.

Hamburg – Wismar sind so 140km, Wismar – Stralsund auch. Das sollte ich als Tagesetappe bequem hinbekommen. Schlafen wollte ich in Pensionen oder günstigen Hotels und bei Freunden.

Zum Strecke planen habe ich wieder bikerouter verwendet, und anstatt mit dem Aeropack bin ich mit ’normalen‘ Panniers, also seitlich am Gepäckträger hängenden Taschen, gefahren, weil man die leichter vom Rad ab bekommt, ohne den Gepäckträger vom Rad trennen zu müssen. Bei Hotelaufenthalten ist das angenehmer, wenn man das Rad nicht mit ins Zimmer nehmen kann.

Etappe 1 – Hamburg – Wismar

Nach einem späten Frühstück ging es los, erstmal von Harburg in die Stadt rein, und dann über den Nordosten von Hamburg Richtung Ratzeburg.

Der Weg aus der Stadt raus ist immer nicht so schön, trotz der Schleichwege, die Bikerouter findet, ist immer wieder mal ziemlich viel Verkehr.

Doch dann kommt es doch – Brettern auf Blättern. Ich habe Rückenwind, Sonne – eine tolle Herbststimmung.

Ab Ratzeburg fahre ich ein Stück entlang einer Bundesstrasse, allerdings ist der abgesetzte Radweg in wirklich gutem Zustand.

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt die ehemalige Grenze eine wichtige Station, hier ist allerdings nur noch ein Schild übrig (bei 91 km)

Wie man am Schatten sieht, neigt sich das Sonnenlicht langsam dem Ende zu.

Der Mond kommt raus, und es wird merklich kühler.

Leider verpeile ich es, mir meinen Zusatzscheinwerfer rechtzeitig (so lange es noch hell genug ist zum Fummeln) an den Helm zu stecken.

Inzwischen (nach etwa 125km) ist es dunkel und kalt – ich ziehe mir nach dem Lichtgefummel und der Hotelbuchung (komme ich gleich zu) am Handy dann doch mal Handschuhe an. Bis zu diesem Punkt bin ich komplett ohne gefahren, ich hab wegen November gar keine Handschuhe ohne Finger aber mit Dämpfung mit, und die mit Fingern sind mir tagsüber zu warm.

Die zusätzliche Lampe (Lupine Bilka) hab ich normalerweise am ‚Geräteträger‘, aber ich fahr ja gerade mit Lenkertasche, und die ist an der Vorderseite weich, ohne sinnvollen Montagepunkt.

Also hab ich die Lampe am Helm, den Leuchtteil vorne, den Akku hinten. Da die Lampe, wenn sie volle Pulle leuchtet, Flugzeuge direkt in den Landeanflug lockt, kann ich diese nur eingeschränkt (auf Wegen, auf denen mir keine Autos entgegen kommen) benutzen, oder eben genau dafür, damit die zügig ihr Fernlicht ausmachen.

Das klappt auch sehr gut (ich hab nen Bluetooth-Schalter am linken Bremsgriff). Auf geteerten Wegen ist die STVO-gerechte Beleuchtung auch hell genug, um zumindest noch aus dem Sattel zu gehen, bevor man über einen Wurzel/Frostaufbruch drüber knallt.

Ich hab die Lampe vorher noch nicht am Helm gehabt. Das ist schon schön, weil man einfach direkt dahin leuchten kann, wo man hinguckt und Licht braucht. Geraschel rechts – hingeguckt – zwei ziemlich große, vor allem nahebei glühende Augen mit ganz schön viel erstaunter Kuh hinten dran.

Hmm. Vielleicht will ich das dann doch nicht immer so genau wissen.

Die Hotelbuchung habe ich absichtlich erst von unterwegs und relativ kurz vor dem angepeilten Ziel gemacht – nicht, dass mir irgendeine Panne das versaut. Mit Hilfe von Googlemaps, die das an Booking und so weiter weiter reichen, geht das ziemlich einfach und schnell.

Kurz vor Wismar hab ich dann mit dem Handy bis zum Hotel navigiert (der Track wußte ja nix von meiner Entscheidung, genau dieses Hotel zu nehmen).

Da ich eh den gesamten geplanten Track als eine GPX-Datei habe, war ich völlig frei in der Entscheidung, früher oder später Schluss zu machen. Dafür hat man den kleinen Nachteil, dass man nicht auf den ersten Blick sieht, wie weit es noch in der aktuellen Etappe ist.

Das Hotel in Wismar liegt ziemlich ausserhalb, aber dafür sehr ruhig und auch günstig. Anscheinend ist es vor allem auf Monteure ausgelegt, die für ein paar Tage auf einer Baustelle sind, der Hof stand voller Handwerker-Bullis.

Ich hab das Rad mit aufs Zimmer genommen, das ging, weil die Zimmer keinen Flur, sondern so eine Art Laubengang davor haben und es trocken und damit das Rad sifffrei ist.

Das Zimmer hat ne reelle Heizung, die auch so gebaut ist, dass man da gut Klamotten trocknen kann.

Da ich keinen Bock mehr habe, noch mal aufs Rad und weiter in die Stadt zu fahren, um was zu essen, musste der Mäcces in 1,5km Fuss Entfernung herhalten.

Dabei laufe ich mir eine Blase am rechten Ballen, bestimmt weil ich als zweites Paar Schuhe nur Gummi-Birkis dabei habe und die (vom ganzen Tag in Winterradstiefeln noch feuchten) Socken nicht gewechselt habe.  Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil mir sonst nix weh tut – zumindest nicht vom Radfahren 🙂

Etappe 2 – Wismar – Stralsund

Ich wollte am zweiten Tag früher los, bin dann aber doch ziemlich lange am gut sortierten Frühstück hängen geblieben.

In meinem selbst zusammengestellten 1. Hilfepack ist tatsächlich ein Blasenpflaster, das ich auf den Ballen klebe. Mit den harten Sohlen der Radschuhe (und trockenen Socken) spüre ich von der Blase nix. Das ist schön.

Das Wetter sah wieder gut aus – weiterhin leichter Rückenwind und meist Sonne.

Um aus Wismar herauszukommen, muss ich erstmal durch eine Kopfsteinpflaster-Innenstadt (beim Planen nicht gut aufgepasst) und dann ziemlich bergauf. Um Wismar herum und bis hinter Rostock sind irgendwelche eiszeitlichen (End?)moränen, es geht schön hoch und runter.

Der Track wechselt schön zwischen geteert, Katzenköpfen und Dreck in verschiedenen Mahlgraden sowie Betonplatten in wechselndem Bröckelzustand.

Betonplatten mit großem Plattenabstand und zum Teil rausstehenden Moniereisen sind insgesamt eher nicht so schön:

Zwischendurch fahr ich auch immer wieder Landstrasse und ärger mich oft über zu wenig Überholabstand. Kurz nach einem besonders schnellem Überholer quert ein ganzer Sprung Damwild die Strasse (das Auto ist gerade so hinter den Büschen rechts).

Da haben ne Menge Biester und ein Idiot im Auto ziemlich viel Glück gehabt.

In Rostock (nach 60km) lege ich eine Pause bei einem Bäcker ein. Ich fühle in mich rein, ob mir nun irgendwas weh tut, während ich ein Mett-, ein Franzbrötchen und Kaffee zu mir nehme. Nö, irgendwie nicht. Die Blase nervt nicht, trotz zweitem Tag ohne Handschuhe geht es auch meinen Handballen gut. Mein Nacken ist etwas kalt, aber das hat mit den Temperaturen zu tun.

Rostock nervt, weil es so tut, als wäre es eine richtige Großstadt. Naja, es ist wohl eine. Endlich durch, wieder etwas auf die Hügel hoch, allerdings wird es jetzt sanfter als zwischen Wismar und Rostock.

Diesmal baue ich die Helmlampe rechtzeitig im Hellen an den Helm, und suche mir auch gleich ein Hotel in Stralsund in der Innenstadt.

Auf dem Weg dorthin benutze ich im Endanflug wieder Googlemaps, ich bin deutlich vor sechs an einer Apotheke um mir – just in case – noch Ersatzblasenpflaster zu kaufen.

In diesem Hotel bin ich anscheinend der einzige Gast. Das Rad darf drinnen unter der Treppe im Hotel-Treppenhaus übernachten.

Nach einer Dusche und dem obligatorischen Verteilen der Radklamotten auf alle verfügbaren Heizkörper schnappe ich mir die Kamera und gehe erst was Essen und dann noch etwas in der Altstadt spazieren.

Sehr nah am Hotel finde ich ein Braugasthaus, anscheinend ein Ableger der Hamburger Ratsherren Brauerei (in Hamburg Altes Mädchen, hier heißt es Dolden Mädel). Es gibt sehr viele interessante Sorten Bier, aber nach drei leckeren Versuchen und einer Portion Fish&Chips breche ich lieber ab, um noch ein bißchen umher zu torkeln und Fotos zu machen.

Zum Beispiel vom Rathaus und alten Hanse-Häusern, und von der Sundbrücke.

Stralsund hat immer noch eine sehr schöne Altstadt, ich finde es ist von den alten Hansestädten an der Ostsee die schönste. Aber anders als von mir gewohnt bin ich quasi alleine unterwegs. Es ist November, es ist dunkel, die sonst so quirlige Stadt ist ruhig, die Bürgersteige hochgeklappt.

Ich gehe also früh ins Bett, bin auch einigermaßen geschafft.

Etappe 3 – Stralsund – Kap Arkona – Ahrendsee

Am nächsten morgen bin ich schon früh beim Frühstück, es sind alle Tische eingedeckt, die Auswahl ist riesig. Aber irgendwas ist komisch. Nur auf meinem Tisch stehen Kaffee und Brötchen. Egal, ich lasse es mir schmecken.

Als ich nach dem Umziehen und Gepäck ans Rad popeln meine Keycard abgebe, ist das Frühstück komplett abgeräumt, obwohl noch 1,5 Stunden Frühstückszeit sind. Anscheinend bin ich wirklich der einzige Gast, dafür war das Frühstück bzw. deren Aufwand wirklich fantastisch.

Auf zum Kap Arkona. Viel früher los zu machen ergibt keinen Sinn, weil es dann klapperkalt ist. Wieder ist der Himmel blau, der Wind weht mässig als Rückenwind – naja, jedenfalls bis zum Kap.

Der Strassen(fern)verkehr geht über die neue, gigantische Hängebrücke, der Nah-, Fuss- und Radverkehr sowie die Bahn fahren über den alten Rügendamm.

Nach 13 Kilometern verlasse ich die Bundesstrasse und biege ab nach Norden. Vorbei an den Bodden und auf guten Plattenwegen weiter Richtung Wittower Fähre.

Auf den abgeernteten Feldern lungern große Mengen Kraniche (und auch Gänse) herum. Wenn ich mit dem Rad anhalte, wird aufgeflogen, obwohl ich echt weit weg bin. So viele Radfahrer scheinen die noch nicht gesehen zu haben, und vorbeifahrende Radfahrer scheinen auch nicht zu stören.

An der Wittower Fähre angekommen wird mir erklärt, dass die Fährfahrt ausschliesslich in bar entrichtet werden kann.

Die nötigen 2,80 € kratze ich mit Glück gerade noch so zusammen. Einen Fahrschein erhalte ich nicht (auch nicht auf der Rückfahrt). Ein Schelm, wer da an Brutto==Netto und Steuerbetrug denkt, oder?

Der Weg am Boden entlang ist das erste Stück mit kleinen Steinen gepflastert und hat viele Wurzel-Aushebungen. Nervt, weil ich deshalb auf den Weg gucken muss und meinen Blick nicht schweifen lassen kann.

Später kreuzt eine schwarze, einäugige Katze meinen Weg. Als ich anhalte, ist sie sofort da und streicht mir um die Beine.

Eigentlich wollte ich mich in Wiek nachverpflegen, aber ich bin so schnell wieder aus dem Ort raus… Dann auf dem Rückweg.

Nach 60km bin ich an der Nordküste von Rügen angekommen. Die Ostsee liegt unter der Steilküste still (durch den ablandigen Wind).

Weiter gehts an der Steilküste entlang Richtung Osten, zum Kap.

Kurz vor den Leuchtürmen ist es plötzlich wieder etwas belebter, Menschen gehen spazieren und sehen sich das Kap (also die eigentliche NE-Ecke, genannt Gellort) und die Leuchttürme an.

Ich war hier das letzte Mal irgendwann im tiefen Winter bei einer denkwürdigen Ingress-Aktion, bei der wir zwei Frösche beim Cheaten erwischt haben – so, dass deren ganze beschissene Aktion Sanduhr leider abgebrochen werden musste 🙂

Es gibt hier zwei Leuchttürme, einen kleinen, viereckigen, und einen größeren, so wie ihn Kinder malen würden.

Nach einem Nogger (ja, das gibts noch, oder es lag hier seeehr lange in der Truhe) geht es zurück Richtung Stralsund. Und sofort ist er da, der bis gerade nicht spürbare Fahrtwind ist nun ein ekliger Gegenwind.

Diesmal schaffe ich es, den kleinen Edeka in Wiek zu finden und decke mich mit Saft, Würstchen und Wasser ein. Rügen hat einen Nachteil, es gibt kaum Tankstellen, zumindest nicht auf der Route, der ich folge.

Ansonsten war es auf der Tour kein Problem, regelmäßig an Cola und Junk zu kommen, aber auf Rügen hab ich das vermisst.

Der Gegenwind nervt, dadurch ist es auch gleich kälter. Den folgenden Teil der Strecke kenne ich schon, das macht es auch nicht besser.

Die Sonne schickt sich an, hinter dem Horizont zu verschwinden, als ich wieder am Rügendamm beziehungsweise auf dem Dänholm ankomme.

Knappe 20km weiter Richtung Greifswald wohnen Freunde von mir, bei denen ich mich für die Nacht angekündigt habe.

Vorher halte ich doch noch mal an einer Tanke, und zu meinem großen Glück gibt es hier einen Würstchenknast, ein Behältnis aus Glas mit Wasserdampf und Würstchen drin. Hier gibt es sogar Krakauer. Das ist das, nach dem mein Körper verlangt: Salz, Fett und Zucker.

Für den Zucker kaufe ich eine Cola. Die Wurst ist der Hammer. Leider platzt sie am anderen Ende beim Draufbeissen und ich saue mir das auslaufende Fett auf den Lenker, das schmälert den Genuss etwas, weil ich das kaum wieder ab bekomme, aber was für eine Wurst!

Zufrieden und fettig rolle ich die letzten Kilometer bis nach Ahrendsee, dort gibt es netten Austausch, Wärme, Essen und ein Bett.

Am nächsten Morgen fahre ich noch ein paar Kilometer zu einem Regionalbahnhof und von dort mit der Bahn über Stralsund wieder nach Hamburg und von dort mit dem Rad nach Hause.

Die Bahn-App ist mal wieder lustig drauf und lässt mich kein Fahrradticket ziehen, die Schaffnerin in der Regionalbahn berichtet, dass das etwa der Hälfte der Fahrgäste so gehe, der entsprechende Menüpunkt taucht manchmal einfach nicht auf, auch nicht, wenn man eh Zug mit Fahrradmitnahme ankreuzt.

Fazit

Es waren dann etwa 440km in drei Tagen im November bei wirklich geilem Wetter.

  • Im Dunklen fahren war mir zu kalt 🙂 – außerdem kann ich 140km Etappen mehrfach hintereinander fahren, bei 210km oder mehr tut mir am nächsten Morgen alles weh, das ist also zumindest aktuell mehr ne Einmalgeschichte…
  • Alles in meiner rechten Packtasche habe ich nicht gebraucht, dort hatte ich meine Regenklamotten, Neopren-Handschuhe und -Überschuhe und andere Schlimmes-Wetter-Dinge drin.
  • Handschuhe als Schutz gegen Taubheit habe ich wichtiger eingeschätzt,  ich bin drei Tage quasi ohne gefahren, zumindest mit meiner Konfiguration von Lenker, Lenkerband, Sitzhaltung und so weiter geht das sehr gut.
  • Stirnlampe sieht zwar beknackt aus, macht aber Sinn im Dunklen. Man hat Licht, wo man hinguckt, es ist sehr viel höher als der normale Scheinwerfer, entgegenkommende Fernlichtfahrer hinter einer Kuppe sehen mein Licht etwa dann, wenn deren Licht auch meine Augen erreicht, das macht ein paar Sekunden weniger geblendet werden aus.
  • Hotels/Pensionen kurzfristig buchen hat in der tiefsten Nebensaison sehr gut funktioniert.
  • Fahren auf nicht geteerten oder allgemein sehr schlechten Belägen macht mich im Schnitt um 4km/h langsamer – das ist echt mehr als ich dachte.
    Wenn es mal schnell gehen muss, also eher Strasse fahren.
  • Blasenpflaster kleben wie die Pest. Selbst mehrfaches Duschen und dabei im Wasser stehen machen nix damit. Anscheinend trägt man die, bis sie abfaulen. Ich hab es in Hamburg vorsichtig abgepopelt.

Die Etappen bei Komoot:

 

 

Und zum Abfliegen bei Relive:

 

 

Amrum durchgespielt

Im September (also vor nun fast drei Monaten – Schreibstau, Sie verstehen) waren wir für eine Woche auf Amrum.

Anreise

Amrum ist von Hamburg aus gut mit der Bahn zu erreichen, man kann durchgehend (mit Fähre) und als Kurswagen (also ohne Umsteigen bis zur Fähre) buchen. Wir haben beschlossen, unsere Fahrräder mitzunehmen, um vor Ort mobil zu sein.

Um möglichst wenig Theater mit dem (schweren) E-Bike von Nadja auf beim Umsteigen zu haben, haben wir einen Zug mit Kurswagen bis Dagebüll-Mole gebucht, d.h., wir mussten nur bei uns in Harburg auf den Bahnsteig kommen und in Dagebüll vom Bahnsteig auf die Fähre.

Das folgende Gejammer war mir bisher gar nicht so bewußt, ich hab genug Kraft, mein Rad auch bepackt zu tragen/heben und ich bin Rad/Bahn erfahren und hab mich mit vielem Scheiss unbewußt arangiert.

In Harburg ging es damit los, dass Nadjas Rad nicht in den Fahrstuhl zum Bahnsteig gepasst hat. Ich hab es dann aufs Hinterrad gestellt, das geht, ist aber echt nen Kraftakt, weil es eben ein schweres Stromrad ist und mit Taschen dran noch schwerer ist. Alleine wäre Nadja hier schon angeschissen gewesen. Harburg ist nicht irgendeine Milchkanne, es gibt hier 6 Personenzuggleise, da könnte man schon mal erwarten, dass es geeignete Infrastruktur gibt.

Wenn man noch nie vorher mit Rad und Fernbahn gereist ist, muss man irgendwoher die Info bekommen, dass das Fahrradabteil in der Regel entweder ganz vorne (wenn die Lok hinten ist) oder eben ganz hinten ist. Der Wagenstandsanzeiger hat funktioniert, und das ist auch gleichzeitig noch einer von den Kurswagen nach Dagebüll (der Rest fährt (ohne Radabteil?) nach Sylt weiter.

Das Einsteigen bzw. Reinheben der Räder in den Zug ist machbar, wenn man alles Gepäck abnimmt und Kraft hat – Nadja alleine hätte das eher nicht hinbekommen. Als Rollifahrer oder mit einem Kinderwagen hat man in diesen Situationen richtig Scheisse am Schuh und kann eigentlich nur Nahverkehr (mit ebenengleichem Niederflureinstieg) fahren 🙁

Bis zur Trennung des Zuges in Niebüll bauen wir immer mehr Verspätung auf, was uns relativ egal ist, weil die Ankunft auf eine Fähre nach Föhr getaktet ist, wir aber mit einer Direktfähre nach Amrum fahren wollen, die erst eine halbe Stunde später fährt.

Es ist klar, dass wir die Fähre nach Föhr satt verpassen werden, trotzdem macht eine Ansage im Zug Mut, dass die Fähre warten würde (niemals würden die das) was dazu führt, dass die Häfte der Mitfahrer seit Niebüll im Gang an den Türen steht, um zur Fähre sprinten und ihr vom weiten winken zu können. Anscheinend sind die meisten Passagiere Selten-Bahner, und werden dadurch sicher auch nicht zu wirklichen Fäns.

Wir bekommen unsere Fähre – der Urlaub fängt an.

Auf der Fähre sind mehrere (so 4 bis 5) Jugendgruppen/Schulklassen. Es ist interessant zu beobachten, wie resigniert/engagiert die Betreuer/Lehrer auf das reagieren, was den Kids so einfällt. Und die fahren erst hin…

Unterkunft

Von der Fähre radeln wir zu unserer Unterkunft in Süddorf.

Unsere Ferienwohnung ist ein kleiner Bungalow etwas zurückgesetzt auf einem Grundstück das an der Straße mit dem Haus der Vermieter bebaut ist und dadurch schön ruhig, es gibt einen überdachten Fahrradstellplatz und auch ansonsten alles, was wir so brauchen für eine Woche Urlaub (also wackeliges Internet, Heizung, Spülmaschine 🙂 )

Nee, das ist nicht unsere Bungalow 🙂

Unterwegs auf der Insel

Insgesamt ist die Insel mit guter Fahrradinfrastruktur versehen – es gibt Autos (vor allem die der Einheimischen) – die Fährpassage für Autos ist aber teuer und es gibt in Dagebüll einen riesigen, bewachten Autoparkplatz – so dass viele Urlauber jeden Alters mit den reichlich vorhandenen Mieträdern auf der Insel herumgurken.

Fahrradinfrastruktur

Die Verwaltung hat versucht, die Hauptfahrradstrecken abseits der einen Hauptstrasse zu führen, was ganz gut funktioniert, dafür aber zu Konflikten mit Fussgängern führt, weil das dann wieder nicht sauber getrennt ist und durch immer mehr E-Rad-Vermietung auch ungeübte Radfahrer:innen deutlich schneller unterwegs sind.

Die Insel besteht zur Hälfte aus nicht befahrbaren Gebieten (Dünen, Strand).

Am ersten Tag erkunden wir den Strand an der Westseite, dazu laufen wir durch einen Kiefernwald und die Dünen.

Bohlenweg zu den Dünen

Amrum hat sehr breite Sandstrände – ähnlich wie Rømø, aber ohne Autos 🙂

Latürnich barfuss, auch wenn es schon frisch ist Ende September.

Das Wasser ist dann gar nicht so kalt.

Wetter

Leider blieb das Wetter nicht so toll wie am ersten Tag, wir hatten ab da eher kurz und wenig Sonne, dafür viel Wind (manche würden sagen es war stürmisch) und auch immer wieder kräftigen Regen.

Trotzdem haben wir einiges unternommen und die ganze Insel erkundet.

Die Verwaltung hat dort, wo der Sand überhand nimmt, immer generös große Fahrradabstellanlagen aufgebaut – meist mit Wasserhähnen, an denen man sich den Sand von den Füssen spülen kann, wenn man vom Strand zurück kommt und wieder in die Schuhe steigen möchte.

Wir haben auch das Nordende der Insel erkundet, von dort kann man bei Niedrigwasser unter fachkundiger Führung auch nach Föhr rüberlaufen und wird dabei nur bis zu den Oberschenkeln nass (also ne kalte Angelegenheit). Die Werbung der Wattwander-Führer ist toll und oldschool. ‚Der einzige zertifizierte Wattführer‘ gegen ‚die einzige Wattwanderung mit Zertifikat‘ und so weiter. Bestimmt alles steinharte Typen, aber Ende September ist die Saison auch vorbei, weil siehe oben.

Wir sind so weit es ging mit dem Rad an Norddorf vorbei Richtung Norden gefahren,

dann zu Fuß übers Watt zur Nordspitze von Amrum gelaufen und auf der Seeseite zurück am Strand entlang, allerdings kam uns da dann auch schon wieder ganz schön Wetter entgegen.

Auf dem Meeresboden spazieren gehen

Wetter voraus

Weg vom Strand in die Dünen

Aus diesem Grund mussten wir auf dem Rückweg in Norddorf im Cafe Schult einkehren und uns aufwärmen.

Wir haben im Laufe dieses Urlaubs wohl fast alle Cafés in auf der Insel durchprobiert, und dieses ist mit Abstand das beste, was Auswahl an Torten, Gebäck und Kaffee bzw. Tee, professionellem Personal, Gemütlichkeit und überhaupt angeht.

Friesentorte – Blätterteig, Pflaumenmuss, Sahne.

Tee-Öl-Uhr

Leider – es wäre schön, wenn andere schon die gleichen Preise nehmen, auch ähnlichen Service und Köstlichkeit anbieten würden – das ist nicht der Fall – Cafe Schult ist da konkurrenzlos.

Rentnerinsel

Ausserhalb der Ferienzeiten ist Amrum sichtbar eine ziemliche Rentnerinsel, das Durchschnittsalter der Gäste ist ziemlich hoch.

Beim Radfahren mußte ich mich ziemlich zurück nehmen, durch die E-Leihräder sind zwar viele flott aber mit wenig Kontrolle unterwegs und rechnen vor allem überhaupt nicht damit, dass es jemand gibt, der deutlich schneller fährt – schneller als bis der Motor abriegelt geht ja gar nicht!

Dafür war die Maskentrage-Bereitschaft angenehmerweise sehr hoch – eventuell gibts da auch nen Zusammenhang zur Altersstruktur.

Ich finde, dass man auch bei den Restaurants/Cafés merkt, dass diese eher für älteres Publikum ausgelegt sind. Es gibt nur wenige, die sich neues überlegen oder alt hergebrachtes frisch interpretieren.

Auch Cthulhu macht Urlaub auf Amrum!

Kartenzahlung ist eher ein Problem, Barzahlung ist angesagt. Ich weiß nicht, ob das eher mit dem eh zu Barzahlungen neigendem, älteren Publikum oder der Möglichkeit, brutto=netto an der Steuer vorbei zu arbeiten, liegt.

Die Insel ist, was Erwartungen an niedliche, reedgedeckte Friesenhäuser angeht, ziemlich gut. Auch neue Häuser müssen, wenn sie an der Strasse stehen, in entsprechendem Stil gebaut werden.

Es gibt auch nen Leuchtturm, der zumindest von der Seeseite aus die Erwartungen erfüllt.

Nur in Wittdün (der größte Ort mit Bus’bahnhof‘, Großsupermarkt und Fähranleger) hat überhaupt mehr als zweistöckige Gebäude.

Selfie

Aber auch das ist deutlich weniger schlimm, als das, was irgendwann in den späten Sechzigern/Anfang der Siebziger auf Föhr oder auch manchen ostfriesischen Inseln an Architekturvergehen begangen wurde.

Dünen

Der größte Schatz der Insel sind aus meiner Sicht die Dünen. Teilweise nur Sand mit etwas Dünengras, teilweise aber auch mit Kiefernbewuchs, hügelig, oft mit Bohlenwegen ausgestattet.

Die Hälfte der Fläche der Insel besteht aus Dünen und Strand, es wird aber nicht langweilig, die unterschiedlichen Dünenabschnitte zu erkunden.

Die Verwaltung hat ein paar Wissenspfade angelegt, bei denen man z.B. zurück in die Steinzeit laufen kann und ein steinzeitliches Dorf (was zufällig gefunden und ausgegraben wurde) besichtigen kann:

Oder Naturlehrpfade mit Guck- und Suchspielen:

Wo ist der Frosch?

Suchspiel-Auflösung nach heimischen Tieren.

Der Suchpfad war toll, weil das ohne große Anstrengung nebenbei ging. Mit Kindern ist das genau das richtige, damit keine Langeweile aufkommt.

Auch nachts sind die Dünen toll, besonders der Leuchtturm gibt schöne Möglichkeiten, Bilder zu machen, und der Himmel ist natürlich auch viel weniger Streulicht ausgesetzt als in einer Großstadt.

Allerdings bleibt da die kleine Kamera, die ich mit hatte, unter meinen Erwartungen

Windpark Amrum-Bank West

Deswegen bin ich abends immer wieder los, um ein paar Nachteindrücke einzufangen, aber meistens wegen vielen Wolken oder Regen umgekehrt, ohne Bilder gemacht zu haben.

Zweimal hat es aber doch geklappt.

Der Leuchtturm aus der Nähe – unbedingt aufs Bild klicken für Details

Blick auf Föhr

Die kleine Kamera ist tagsüber wirklich super – alle Bilder hier sind mit der oder mit dem Handy gemacht (siehe Fotografen wir müßen reden) – hat meine Erwartungen an die mir gewohnte Nachtfotografie allerdings nicht erfüllt. Dafür ist dann doch der Sensor zu klein.

Trotzdem war es richtig, keine größere Kamera mitzuschleppen, das war ja keine Nachtfotoexkursion und wir hatten durch die Anreise mit Rad/Zug auch nur wenig Platz für zusätzlichen Tant.

Das Rad als Verkehrsmittel ist auf der Insel genau richtig. Ein paar Dinge sind gerade so zu weit, um mal eben zu laufen, z.B. der Weg von der Ferienwohnung zum nächsten Edeka 1,5km oneway. Allerdings gibt es auch einen häufig (20 Minuten Takt) verkehrenden Bus, der zumindest die Dörfer alle miteinander verbindet, man könnte also einen Weg laufen und mit dem Bus zurück fahren.

Es gibt in jedem Dorf mindestens zwei Fahrradvermietungen, es ist also selbst für Menschen, die ihr eigenes Auto mit auf die Insel bringen, ein nobrainer, sich ein Fahrrad zu besorgen.

Fußerkundung auf der Wattseite

Allerdings gibts auf der Wattseite ein paar Wege, die nur bei Niedrigwasser funktionieren 🙂

Abreise

Nach einer Woche mit eher durchwachsenem Wetter (wir haben auch viel gelesen) hatten wir aber auch den Eindruck, Amrum durchgespielt zu haben.

Am Abreisetag war dann wieder super Wetter:

Warten auf die Fähre

Auch Althunde mögen es mukkelig

Die Halligen ziehen vorbei

Der Umstieg in die Bahn hat gut geklappt, mal abgesehen von den 3 Stufen, die so ein IC-Wagen eben über dem Boden ist. Wir trafen im Zug auf eine Dame, die auch mit E-Rad reiste und ganz besorgt war, wie sie am Zielort aus dem Zug kommen sollte – da ist echt noch Luft nach oben, Bahn.

Erwartungsgemäß haben wir auf der Rückfahrt wieder ordentlich Verspätung aufgebaut, irgendwas war mit dem Lokwechsel (nach Sylt wird mit 218ern in Doppeltraktion gefahren, weil der Hindenburgdamm nicht elektrifiziert ist) nicht in Ordnung, und dann etwas später mit den Bremsen. Immerhin beruhigend mitzuhören, wie das Zugpersonal zu zweit und genau nach Checkliste und zusätzlichem, mehrfachen telefonischen Rückfragen beim Lokführer vorgegangen ist, um das Problem einzukreisen und zu lösen.

Back in Süddeutschland – das bekanntlich südlich des Nordostsee-Kanals beginnt.

Fazit

Ein schöner, aber etwas verwetterter Urlaub. Im Gegensatz zu Rømø konnten wir uns zu Fuß und mit dem Rad sehr gut getrennt vom Autoverkehr auf der Insel bewegen.

Eine Woche ist allerdings auch genug – so groß ist die Insel dann wieder auch nicht.

Bahnfahren mit Rad ist ne Option und verliert ihren Schrecken nur durch Übung und Planung (Umsteigen vermeiden oder sehr gut planen). Nahverkehr ist vielleicht ne Alternative, weil fast immer Niederflur, aber auf die Bahnsteige muss man trotzdem irgendwie kommen.

Unsere Wege auf Amrum – die beiden hellsten Flecken sind unsere Ferienwohnung und die Aussenstelle des Inselbäckers in in-Schluppen-Fussentfernung.

Map tiles by Stamen Design, under CC BY 3.0. Data by OpenStreetMap, under ODbL

 

FÜÜR1 – DNF

Nach unserem Amrum-Urlaub (da sind noch ein, zwei Beiträge in Vorbereitung) wollte ich noch mal ordentlich Radfahren.

Nach FÜÜR2 wollte ich der Serie treu bleiben und eine der zwei weiteren FÜÜR-Runden fahren, und zwar FÜÜR1 vom Feuerschiff im Hamburger City-Sportboothafen über den ‚Jever‘-Leuchtturm Westerheversand nach Eckernförde zum alten Leuchtturm und wieder zurück nach Hamburg.

Etwa 400 km, also zwei ziemlich stramme Tage auf dem Rad, und ich wollte mal wieder zelten.

Ich hab mir über die Portale Campwild und 1nitetent einen Zeltplatz für ungefähr die Hälfte gesucht, am liebsten auf Privatgelände und mit Klo, nicht so gern in/an einer Schutzhütte. In Schleswig-Holstein gibt es Trecking-Plätze, auf denen man ohne weitere Versorgung für eine Nacht zelten darf: wildes-sh.de

Durchs Zelten musste ich mehr Gepäck an das Rad bekommen als bisher, Zelt, Schlafsack und Isomatte sind zwar alle nicht schwer, aber voluminös, besonders der Schlafsack.

Auf Amrum war ich mit zwei Panniers, also großen Taschen, die seitlich am Gepäckträger hängen – die schaffen richtig was weg, mehr hab ich für 8 Tage Insel auch nicht gebraucht (das schreiben wir noch).

Ich habe aber auch Taschen, die links und rechts an der Gabel befestigt werden, je groß genug, um das Zelt und auf der anderen Seite die Isomatte und etwas Kleinkram aufzunehmen, dazu das Aeropack für den Schlafsack, warme Klamotten und Regenzeug auf dem Hinterrad, die Rahmentasche für Schweres, also Werkzeug, Ersatzteile, Schloss, Zeltgestänge,… und in der Lenkertasche den Kram für den sofortigen Zugriff während der Fahrt und Unterwegsverzehrung. 

Damit ist die Gewichtsverteilung viel besser, hinten ist nur leichtes, aber sehr voluminöses Zeug.

Raus aus Hamburg

Erstmal bin ich auf dem üblichen Weg zum alten Elbtunnel, und auf der Nordseite der Elbe zum ersten Leucht’turm‘, der schwimmenden Kneipe auf einem ehemaligen Feuerschiff – der ersten Wegmarke.

Im Anschluss hab ich mich nach Nordwesten aus der Stadt gewurmt und mir auch gleich noch einen Platten eingefangen, der durch die Dichtmilch im Hinterreifen alleine nicht wieder dicht ging.

Also hab ich die Lenkertasche abgenommen, das Rad auf den Kopf gestellt und eine Salami ins Loch gepuhlt, wie es der Brauch will. Ich hab das vorher noch nie selbst gemacht, ging aber einfach und ziemlich respektlos, das schwierigste war, die Wurst von ihrer sehr dünnen Plastikfolie zu befreien.

Gestopft

Für Nichtkenner: Dafür gibt es ein spezielles Werkzeug, eine Art Mini-Gabel, mit der man eine Wurst in der Mitte aufspiesst und dann so durch das Loch (das durch austretende Dichtmilch gut sichtbar ist) drückt, dass man auf der Innenseite weder das Felgenband oder den Mantel verletzt und dann das Werkzeug ohne die Wurst wieder rauszieht. Das isses eigentlich, ich hab die freien Enden noch etwas gekürzt, weil ich mit Schutzblechen fahre.

Aufpumpen, und es war sofort dicht, entsprechend bin ich dann auch weiter gefahren.

So 25km später dachte ich kurz, dass ein Rasensprenger neben mir her fährt (pffft —- pffft —- pffft —- pffft), und gleichzeitig wurde das Hinterrad schwammig. Scheisse, nicht schon wieder.

Die gleiche Stelle. Ich war nicht in der Stimmung für ein Foto, die Wurstenden waren inzwischen einigermaßen platt gefahren, das Loch aber nicht mehr dicht. Wenn ich das Loch nach unten gedreht habe, ist Dichtmilch rausgeblubbert, also wieder hoch damit. Mit der Gabel gefummelt, alte Wurst rausgepuhlt, neue rein, nachgepumpt, nach unten gedreht – dichter, aber nicht dicht.

Hmm. Ist die Milch eventuell nicht mehr gut? Ich schleppe eine kleine Flasche davon mit im Werkzeug herum, also Luft und Ventil raus und etwas Nachfüllen, alles wieder zusammen bauen, pumpen, Rad drehen.

Hmm. Scheint dicht zu sein? Erstmal nen Fahrradladen googlen, vielleicht sind die Würste schon zu hart? Aber so lange hab ich die noch gar nicht. In 2km ist einer, sogar ein Rennradladen – mal in die Richtung bewegen, ich brauche ja auf jeden Fall neue Milch, und am besten auch Würste.

500m später wieder eine Undichtigkeit an der gleichen Stelle. Alter! Es ist allerdings nur undicht, wenn die Stelle den Boden berührt, nachpumpen geht also. Ok, aufgepumpt, gefahren, nachgepumpt, am Laden angekommen.

Alternativen:

  • Es mit neuer Milch und Würsten probieren
  • Den dafür gedachten Ersatzschlauch einziehen und mit Schlauch weiter fahren. Gefahr: Das Loch ist groß genug, das dadurch Sand und Fremdkörper eindringen und ein Loch im Schlauch verursachen. Ausserdem ist es ne Schweinerei, einen mit Milch (teil)gefüllten Mantel zu öffnen, diesen von innen abzutasten (um eventuell alte, noch steckende Fremdkörper zu finden)
  • Den dafür gedachten Mantelpatch innen in den Mantel kleben (Sauereilevel: siehe oben) und dann wieder schlauchlos fahren, weil der Fahrradladen ne Boosterpumpe hat und ich den Reifen auch ohne Schlauch wieder in die Felge bekomme
  • 2 und 3 zusammen
  • nen neuen Mantel kaufen und einsetzen. Da der Mantel profilmäßig eh nach 3000km schon ganz schön runter ist (siehe oben, viel mehr als der vordere, weil er beim harten Bremsen leichter blockiert?). Neue Milch drauf, Problem vergessen.

Ich entscheide mich für die letzte Option, der Eigentümer von Veloskop hat einen mir ausprobierenswürdig erscheinenden Conti Terratrail in 40mm rumliegen und ne Boosterpumpe, um ihn auf die Felge zu knallen.

Conti Terratrail – läuft trotz mehr Profil angenehm leise

Das geht wohl auch am Schnellsten. Falls Ihr einen sportlich bis sehr sportlich ausgerichteten, kleinen, feinen Rennradladen nordwestlich von Hamburg gebrauchen könnt,  besucht doch mal Veloskop in Elmshorn. Dort wird auch Bikefitting angeboten, und nach dem Mess’rad‘ und dem restlichen Equipment, dass dort rumstand zu urteilen, eher auf hohem Niveau und nicht erst seit ein paar Jahren, seitdem das quasi jeder anbietet.

Endlich weiter

Das mehrfache Gefummel hat mich im Nachhinein dann doch 1,5 Stunden gekostet, schon jetzt ist klar, dass ich nicht in der Dämmerung sondern in der tiefen Dunkelheit am Zeltplatz ankommen werde.

Knopf ins Ohr, Podcast drauf, fahren, fahren.

Brücke über die Stör

Propellerbaumstengel

schnurgerade

Zwischendurch noch ein Mettbrötchen und Cola an einer Tanke, und weiter rollern. Ich habe Rückenwind, sehr angenehm.

Ein komisches Gebilde taucht links von mir auf

Eisenbahnrampe

Dann kann ja der Nord-Ostsee-Kanal nicht mehr weit sein, oder?

Eisenbahnbrücke bei Hochdon

Die Fähren fahren 24/7 und kosten nix, als Radfahrer komme ich auch direkt bei der nächsten mit

Farbe ist keine Infrastruktur 🙂

Die Hauptwindrichtung ist gut erkennbar

Ich fahre nicht nur Asphalt, auch wenn das auf den Bildern so aussieht…

Das nächste bemerkenswerte Bauwerk und Zwischenziel ist das Eidersperrwerk, das das umliegende, niedrig liegende Schleswig-Holstein vor der Nordsee schützt.

Eidersperrwerk – Asphalt, klar

friedliche Nordsee

Addrette Dörfer

Zwischendeich-Durchstiche

Das nächste Etappenziel ist dann auch schon der Leuchttum Westerheversand. Auf dem Weg dahin gibt es viel äußerst flaches Land.

Der Himmel zieht sich langsam zu

Am Außendeich

Westerheversand

Und da, in der Ferne taucht er auf, der so charakeristische Jever-Leuchtturm. Immer wieder ein Gag wert, dass eine ostfriesische Brauerei einen nordfriesischen Leuchtturm featured…

Aussendeichs

Fast am Ziel

Am Leuchtturm ist nix los, ich mache mein Foto, versuche am Wasserhahn meine Flaschen aufzufüllen (klappt nicht, das Waschbecken ist zu dicht dran), und mache mich wieder auf den Weg.

Am Fusse des Leuchtturms

Ich war schon mal hier, zum Fotos machen. Damals schien die Sonne, das macht es dann doch gleich viel gemütlicher.

Bild aus dem Archiv

Als ich weiterfahre, ist auch das Feuer angeschaltet, aber der Himmel gibt einfach kein schönes Licht, also noch ein Bild aus dem Archiv 🙂

Archivbild

Ich hab jetzt etwa 165km hinter mir, bis zum Ziel sind es noch 40km, die nächsten Kilometer aussendeichs, wieder einige Viehgatter, bei denen ich jedesmal anhalten und aus dem Sattel muss, um das Tor zu öffnen.

Erstmal weiter Aussendeichs

Zumindest im Norden reisst es wieder auf

Irgendwas stimmt mit meinem Akkupack, das über den Dynamo geladen wird, nicht. Ich bekomme keine Bluetoothverbindung zum Lader und auch keinen Strom zum Laden meines Handys heraus. Bin aber zu faul, für eine genauere Untersuchung anzuhalten und herumzufummeln.

Leichte Ermüdungserscheinungen

Durch die einbrechende Dunkelheit gibt es nun bis zum Ziel keine Bilder mehr. In plane, in einem großen Supermarkt bei Friedrichstadt für den Abend Lebensmittel einzukaufen. Plötzlich mache ich mir Gedanken, ob die Landeier den wohl lange genug offenhalten, also länger als 20:00 Uhr. Muss einfach, es ist ein großer Rewe.

Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber er hat tatsächlich bis 22:00 Uhr auf, problemlos kaufe ich mir ein Bier, Buttermilch, Brötchen, Käse, Wurst, Bananen. Um die Beute sicher zum Schlafplatz zu bekommen, hab ich extra einen Stoffbeutel mit langem Henkel eingepackt, den man über die Schulter tragen und damit den Beutel auf dem Rücken transportieren kann, zumindest wenn man keine wilden Geländeeinlagen mehr fährt.

Die Fahrradindustrie hält dafür auch nur 55g leichte Spezial-Musetten bereit. Bin ich noch nicht bereit für, der Stoffbeutel tut auch, vielleicht wiege ich den auch mal.

Nach Friedrichstadt verfahre ich mich, merke es aber sofort und denke – hä? hier warst Du schon mal, das ist dir schon mal passiert. Matschiges 205km-Gehirn mit Dejavu? Auch der etwas holprige, unbeleuchtete Weg hinterm Deich kommt mir sehr bekannt vor. War ich hier schon mal? Vor Jahren mal mit dem Boot und Nils, und wir haben uns Räder geliehen, aber dafür ist die Erinnerung echt zu konkret…

Egal, ich komme am Ziel an, und finde eine Wiese mit Apfelbäumen, es duftet nach Fallobst, ein Teil der Wiese ist schön kurz gemäht. Ich finde eine Stelle, an der ich, falls es morgen früh Sonne gibt, Morgensonne auf dem Zelt habe und baue dort im Licht der Stirnlampe mein Zelt auf.

Dann gehe ich auf die Suche nach der Toilette, es ist ein Sanitärtraum! Das Becken ist aus Porzellan, es gibt ein Handwaschbecken, Dusche, Licht, Steckdose und einen Heizkörper. Ich hole meine Wechselklamotten vom Rad und hänge meine schwitzigen Radklamotten über der Heizung auf und drehe sie auf 2 – ich freue mich jetzt schon darauf, morgen in trockene, warme Radklamotten zu schlüpfen: Was für ein Luxus!

Dann Abendessen im Zelt, vor allem viel trinken. Ich spiele noch kurz mit meinem anscheinend nicht funktionierenden Akkupack/Lader, finde aber auf die Schnelle nicht raus, warum er nicht wie gewohnt funktioniert. Also sicherheitshalber Handy aus, und bald darauf Schlafen, ich bin nach 200+ km entsprechend platt.

Der nächste Tag

Ich habe super geschlafen, ab und zu hat es Geraschelt und Geplumpst, wenn ein weiterer Apfel von einem der Bäume gefallen ist.

Der Himmel ist diesig, am Innenzelt und auf der Wiese hängt viel Feuchtigkeit von der Nacht. Beim Versuch, ohne ans Zelt zu stossen und ohne nasse Knie aus dem Zelt zu kommen, mache ich eine dumme Bewegung mit dem rechten Bein, es zuckt im Knie.

Mein Übernachtungsplatz

Die Streuobstwiese

Nach dem ich in meine über Nacht getrockneten Klamotten geschlüpft bin, baue ich das Lager ab und stopfe alles wieder aufs Rad.

Der Besitzer des Zeltplatzes schaut kurz zum Grüßen vorbei – ich drücke ihm mein am Abend nicht getrunkenes Bier in die Hand, weniger Gewicht und Volumen zu verstauen.

Dann mal los, zum Bäcker im Nachbarort, einen Kaffee trinken und den Körper in Bewegung bekommen.

Nachdem sich alles ein bißchen angewärmt hat, finde ich, dass das rechte Knie schmerzt. Hmm.

Es ist weiter diesig und feucht, und es ist auch endlich nicht mehr total flach.

Nach etwa 30km bin ich sicher, das mit dem Knie irgendwas nicht stimmt, es tut nun ordentlich weh, wenn ich stärker trete. Ich fahre ein Stück ausgeklickt, aber das macht es auch nicht besser.

Nach dem Unterfahren der A7 kommt sowas ähnliches wie ein Berglein mit etwas Wald und bis zu 12% Steigung, ich kurble mich mit möglichst wenig Kraft und dafür hoher Kadenz den Scheelsberg bis auf sagenhafte 106m hoch, kurz vor dem Gipfel steht eine Hütte, da mache ich in der (falschen) Annahme, dass es von hier nur noch bergab geht, eine kleine Pause und esse was.

Fast am ‚Gipfel‘ des Scheelsbergs

Das Knie hat keine Lust mehr, da muss ich mir was überlegen. Die Abfahrt ist leider steil und kurz, toll wäre eine ewig lange Rollerei bis nach Ecktown, aber hier ist ja nicht wünschdirwas.

Der Himmel reisst langsam auf, und ich mache mir über Alternativen Gedanken, während ich weiter Richtung 3. Leuchtturn in Eckernförde fahre.

Dort angekommen, ist um den alten blau-gelben Leuchtturm herum ein Erntedankfest mit alten Schleppern und herbstlicher Ernte, einem Blechbläserchor und Sprechern von einer Bühne aufgebaut.

Ich wurstel mich da durch und mache mein Foto.

Abbruch

Wie kann es nun weiter gehen? Bis Hamburg sind noch 140 km zu fahren, das schaffe ich so nicht. Durch meinen nicht funktionierenden Lader hab ich nur noch wenig Akku im Handy.  Ich versuche, einen Zeltplatz in Richtung Hamburg zu finden, nicht zu weit weg, um mich dort einen Tag auszuruhen und zu hoffen, dass dann das Knie wieder besser ist. Andererseits muss ich Montag wieder arbeiten, und wenn der eine Tag nicht reicht, ist nix gewonnen, ausserdem müßte ich dann irgendwo Strom schnorren. Die Plätze, die ich finde, sind ok, aber nicht so, dass ich direkt sage: Yay, noch vorsichtige 30km, dann da rum gammeln bis es dem Knie besser geht.

Nach etwas hin- und her entscheide ich deshalb, abzubrechen und mit der Bahn nachhause zu fahren.

Das klappt auch hervorragend, durch Zufall komme ich genau rechtzeitig am Bahnhof an, um ohne lange zu Warten nach Kiel und von dort zurück nach Hamburg zu kommen.

Vom Hauptbahnhof bin ich nach Harburg mit dem Rad gefahren, das war trotz der längeren Kniepause schmerzhaft fürs Knie, von daher (und aus der Perspektive, aus der ich das fast ne Woche später mit Knieschmerzen aufschreibe) war die Entscheidung richtig, am nächsten Tag wäre es nicht viel besser gewesen.

Nachklapp

Der neue Hinterreifen hält die Luft nicht so gut wie der davor, ich musste eigentlich nur einmal die Woche, eher seltener nachpumpen, aber der ist am Montag komplett platt. Dafür lies er sich schön einfach montieren. Mal sehen, ob ich da noch etwas mehr Milch nachfülle, die über 300km, die  ich inzwischen damit gefahren bin, sollten ja eigentlich genug verteilt haben. Alle zwei Tage pumpen will ich auf Dauer nicht.

Der Forumslader tut bei genauerer Untersuchung zuhause sofort, ich bekomme auch eine BT-Verbindung und er ist auch komplett geladen (kein Wunder). Und ja, er tut auch mit dem Kabel, das ich auch auf der Tour dabei hatte.

Forumslader GUI

Das verstehe ich nicht, ist so. Eventuell dann doch noch ein Mini-Notfall-Netzteil einstecken? Oder gleich ne Powerbank…

Das Knie tut weniger aber nach 5 Tagen immer noch weh, wenn ich Radfahre.

Das Dejavu: Beim Ansehen der Strecke in Veloviewer sehe ich es – diesen Deichweg bin ich letzten Herbst lang gefahren, als ich von unseren Urlaub in Dagebüll nach Heide gefahren bin.

Trotz des Abbruchs war das eine sehr schöne Tour.

Ich glaube, wenn es so früh dunkel wird, ist es ausreichend, mit weniger km pro Tag zu planen, zumindest wenn ich zelten will.

Links

Die beiden Strecken bei Komoot:

Ein Flug über die Strecken:

 

 

Elbe Kachel: ✅

Es war wirklich knapp, aber die Fähre ist eindeutig durch die fehlende Kachel gefahren:

Im Anschluss gabs ne schöne Tour durchs Alte Land, allerdings mit ziemlich heftigen Gegenwind.

Irgendwas is ja immer, dafür gabs in Finkenwerder lecker Eis.

Danke an Thomas für das gemeinsame Abenteuer.

Aber ein neues Problem bahnt sich an, etwas weiter westlich. Da gibt es wieder eine Kachel mitten auf der Elbe und gleich zwei auf dem Gelände von DOW Chemical, da kommt man wirklich nicht ran, wenn die keine Führungen anbieten 🙂