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(Kein) Camping in der Normandie

Seitdem wir in Frankreich sind, verbringen wir viel Zeit mit der vorabendlichen Campingplatzsuche. Die Anzahl der Anfang Februar geöffneten Campingplätze ist seitdem nämlich rapide gesunken.

Größtenteils schauen wir auf Park4Night in der Zielregion für den nächsten Tag nach verfügbaren Plätzen. Leider kann man dort nicht nach (saisonalen) Öffnungszeiten filtern. Mittlerweile checken wir jeden scheinbar geöffneten Platz mit der Website bzw Herr Google gegen. Und auch dann ist es uns schon passiert, dass wir am nächsten Tag vor einem geschlossenen oder nur eingeschränkt geöffneten (Keine Toilette, keine Dusche) Platz standen. Das hatten wir jetzt 2 Tage in Folge und dann nervt das Hin- und Hergegurke wirklich sehr.

Das haben wir in der Form nicht erwartet. Im deutlich kühleren Belgien und den Niederlanden war die Platzsuche überhaupt kein Problem, dort sind auch in den Wintermonaten immer genügend Campingplätze geöffnet.

Zumal wir sehr viele “Mitcamper” auf den 24h-Stunden-Parkplätzen treffen, beinahe alles Franzosen.

Schön wäre mal wieder ein Platz mit externem Klo und einer funktionierenden Dusche, wo wir vielleicht auch einfach Mal einen Tag stehen bleiben.

D-Day Strände – Gold Beach

Wir stehen kurz vor Arromanches-les-Bains mit Blick auf den Rest des bombastischen schwimmenden Versorgungshafens der Alliierten, Mulberry B.

Im Ort gibt es ein feines Museum zu diesem Projekt und der Landung am “Gold Beach”.

Mega Aussicht. Glück mit dem Wetter: es fing gerade an zu regnen als wir zum Nachmittagssnack ins Auto gehüpft sind.

Gas-Harmonisierung.

Im Gegensatz zur Reisefreiheit in der EU für EU-Bürger ist es für grenzüberschreitenden Heizverkehr komplizierter.

Der Gerät verwendet in Deutschland handelsübliches Flüssiggas (möglich ist Butan, spätestens im Winter muss man aber Propan verwenden) in Miet- oder Kaufflaschen in 5 oder 11kg Stahlflaschen. Kaufflaschen können, so lange sie TÜV haben, beim Gashändler wieder aufgefüllt werden (das sind graue Flaschen); Mietflaschen werden einfach durch neue, volle beim Händler ersetzt. Diese sind rot oder haben gleich die Farbe/Logo des Vertriebssystems aufgedruckt.

Der Gerät hat Platz für je eine 5kg und 11kg Flasche, der Besitzer hat in diesem Fall graue Flaschen, es sind also seine eigenen.

So ziemlich jedes Land hat unterschiedliche Anschlussgewinde, Arbeitsdrücke und Flaschenformen. Und Vorschriften, was erlaubt ist, und was nicht.

In Frankreich ist es z. B. offiziell nicht möglich, fremde Flaschen wiederzubefüllen, selbst wenn man einen mechanisch passenden Adapter hätte.

Oder einfach LPG (also Autogas von der Tankstelle) mit einem selbstgedrehten Adapter und einer aus einem Croque-Clogg geschnittenen Dichtung auf die Pulle zu drücken, wie es alte Haudegen in Camperforen empfehlen.

Aus diesem Grund sind wir nur mit der 5kg Flasche losgefahren – um bis Frankreich nicht zu frieren und Platz für die hier übliche 13kg Mietflasche zu haben.

Ich hatte Schiss, dass wir eventuell mit der kleinen Flasche nicht warm bis nach Frankreich kommen, das war aber überhaupt kein Problem.

Ich hatte Schiss, nicht an das richtige Gas im richtigen Gebinde zu kommen, auch das war kein Problem.

Wir sind einfach mit dem Foto von der Preistafel in den SuperMarché gewackelt, und haben der freundlichen, nicht englisch sprechenden Frau am Counter klar gestikuliert, dass wir die blaugraue 13kg Buddel wollen, und zwar nicht im Tausch, sondern mit Pfand (nicht wundern, da ist Propan drin, Butagaz ist der Markenname des Abfüllers). War auch nach dem Ausfüllen eines Formulars (zum Mietkauf von 5 Waschmaschinen) ganz einfach – für 1 Euro(!) Pfand nehmen wir nun am Butagaz Flaschentauschsystem teil!

Die Flasche ist deutlich räudiger als von deutschen Flaschen gewohnt. Nun mussten wir noch aus dem reichhaltigen, zu der Gerät gehörenden Adaptersatz den richtigen Adapter finden und montieren, mit Rechtsgewinde auf Linksgewinde und passend für deutsche Druckminderer.

Und den Flaschenstauplatz komplett ausräumen, weil die 13kg Buddel nicht an der kleinen vorbei passt.

Und schon ist alles schön sicher und warm. Und ich hab mir auch nur einmal einen einzigen Finger geklemmt!

So ist das mit dem Gas.

Le Tréport

Die Küste ist hier ziemlich kreidefelsig.

Quasi wie auf Rügen, mit Møn gegenüber. Hier ist es dann England gegenüber und es ist senkrechter als auf Rügen.

Wir sind heute in Le Tréport gestrandet, weil zwei von den als im Winter offen angezeigten Campingplätzen dann doch zu waren (ist uns gestern schon passiert, hoffentlich wird das wieder besser). Wir sind nun auf einem städtischen Wohnmobilstellplatz, das ist billig(er) aber ohne Sanitäreinrichtung erster Ordnung (für Menschen). Schwarz- und Grauwasser kann man problemlos loswerden. Naja, geht auch.

Es gibt ein paar Attraktionen, z. B. kann man hier sein Auto waschen (lassen):

Ausserdem gibt es eine Schrägseilbahn auf die Klippe über der Stadt:

Wir sind trotz Nadjas Knie zurück die Stufen runtergehoppelt und auch heil wieder unten angekommen. Ein hübsches Städtchen, bis auf die wirklich überall herumliegende Hundekacke.

Morgen früh plane ich eine Campermilieustudie zum Camperparkverhalten. Wir sind wohl keine richtigen Camper, weil wir als einzige kein weisses/beiges Gefährt fahren und (schlimmer) zu faul waren, trotz vorhandener Auffahrkeile der Gerät exakt lotrecht aufzubocken – was hier sonst alle getan haben. Er steht aber so grade, dass das Wasser im Spülbecken komplett abläuft, waagerechter geht nicht.

Leserbrief

Moinsen ihr beide, wir genießen eure Berichte sehr, denn sie ermöglichen einem „Urlaub im Kopf“. Bin durch Zufall über einen meiner seltenen Fatzebuch Besuche drüber gestolpert. Bretagne ist ja von uns auch schon 2x heimgesucht worden. Wir könnten euch zig Orte empfehlen aber ersparen euch das lieber so ungefragt 😉 Habt eine schöne Zeit beim Franzmann, es grüßen Nena und Gernot

Danke!

Leider haben seit der französischen Grenze gerade die Campingplätze zu, die extra als offen im Winter angegeben sind, aber so isser eben, der Franzmann. Und ne Umweltsau isser, selbst Biomilch kommt in der Plastikflasche.

 

Schuhkontrolle!

Je mehr wir in französischen Städten unterwegs sind, desto wichtiger wird es, die eigenen Schuhe zu kontrollieren bevor wir über unsere mobile Haustürschwelle treten: Es ist alles voller Hunde-Pupu!

Fies!

Es geht uns ja (als Nachkommen der Angreifer) nix an, aber die Tommies wollten sich einfach verpissen und haben das ihren französischen Waffenbrüdern tagelang nicht gesagt!

Und es auch als grossen Sieg gefeiert, nicht nur als geglückte Grossevakuierung. Churchill hat das hinterher aber klar gestellt, man gewinne keine Kriege durch evakuieren.

Heute ist der 1. Februar, die Tommies sind raus der EU. 🙁

Vielleicht kommen sie ja wieder.

Hier (westlich von Calais) steht noch überall deutsches Kriegsgerät in der Landschaft rum (Batterie Todt gefunden, als wir nen Campingplatz gesucht haben), um vor 70 Jahren ein Wiederkommen zu verhindern.

Dunkerque

Wir haben dort einen Stop eingelegt und einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Neben imposantem Kirchenbau und viel Hafen mischt sich “interessante” Architektur in das Stadtbild. Von Häuschen mit Witzdächern bis hin zu DDR-esken Monsterbauten ist alles dabei.

Kirchen und Kathedralen imposanter Art kann man in Frankreich zwar überall bestaunen. Mich als kleines Heidenkind ziehen die aber immer wie magisch an.

Außerdem liegt hier der in Frankreich wohl sehr bekannte Freibeuter Jean Bart begraben. Überall in der Stadt gibt es Hinweise auf ihn. Quasi ein französischer Nationalheld!

Ein kleiner Teil der Kirche St. Eloi in Dunkerque

Den Namen Dunkerque kennt man vielleicht außerdem in englischer Aussprache im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg. Hier fand 1940 die wohl größte militärische Evakuierungsaktion, Operation Dynamo, der Geschichte statt. Deshalb sind wir auch zum zugehörigen Museum gelaufen, von dem wir wussten, dass es aktuell geschlossen ist. Aber ein Blick drum herum, auf den historischen Ort quasi, schad’ ja nix.

Zum Glück waren dort gerade ein paar Menschen des Vereins tätig und haben uns und ein paar andere verirrte Touris in das Museum gelassen. Neben den historischen Fakten* wurde ungewöhnlich viel Kriegsgerät ausgestellt. Kennt man so gar nicht von deutschen Kriegserinnerungsstätten.

Ich will hier gar nicht so intensiv auf die Details eingehen. Wer will kann das auf Wikipedia nachlesen.

Wir haben anschließend viel darüber diskutiert. Was die Art und Weise der Evakuierung über die Einschätzung der Briten gegenüber der Deutschen Armee aussagt. Wie die historische Einordnung später passiert ist. Ob die Briten Operation Dynamo genauso darstellen würden, wie dort in dem französischen Museum?

Bezahlt haben wir unseren Museumsbesuch in die Spendenkasse. Weil Aleks und ich uns zwischendurch “verloren” haben, haben wir beide gespendet – und so viel mehr bezahlt als der reguläre Eintritt für zwei Personen gekostet hätte.

*Wir sind uns relativ sicher, dass in Dunkerque eine etwas gefärbte Sichtweise dargestellt wird.