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Update Schaltzughaltbarkeit Rohbox

Sorry, Techtalk. Ein Urlaubsbeitrag ist in Arbeit 🙂

 

Im März 2022 habe ich beschrieben, dass mir nach sehr kurzer Zeit (2.000 bzw. 2.600 km) beide Schaltzüge meiner Rohbox – eine Konstruktion, um eine Rohloff-Getriebenabe mit Rennlenker-Bremsschalthebeln zu fahren – gerissen sind.

Mir ist das 2.000 km später leider erneut passiert – und da war ich relativ sicher, dass die Zugkräfte so gering wie möglich waren. Ich war ziemlich genervt (deswegen hab das auch nicht ins Blog geschrieben), und hab nochmal Kontakt mit Georg Blaschke, dem Hersteller der Rohbox aufgenommen und im Netz recherchiert.

Anscheinend war ich nicht der einzige, der dieses Problem hatte – in einem Forum hab ich noch ein paar Betroffene gefunden und nach dem oben verlinkten Artikel hat sich auch ein weiterer Leittragender direkt bei mir gemeldet, und gefragt, ob ich ne Lösung gefunden habe.

Georg hat mir damals geschrieben, dass er Probleme mit zu geringer Flexibilität der verwendeten (original Campa) Bowdenzüge vermutet – nach seiner Erfahrung sollten die Züge durchaus länger halten. Und mir gleich Züge beigelegt, die sich direkt beim Anfassen viel lehniger und geschmeidiger anfühlen.

Tatsächlich brechen die Züge ja ungefähr 5-7mm von der Bommel, also da, wo die Züge bei Benutzung auf eine Spule/Kreisbahn mit sehr kleinem Radius gezogen werden. Interessant ist, dass das mit normalen Kettenschaltungen auch passiert, allerdings gibt es da einen Unterschied: Die stehen permanent unter Spannung, die Rohloff-Züge werden nur gespannt, wenn man schaltet.

Ich stelle mir vor, dass das ständige Spannen/Entspannen bei festeren Zügen zu einer immer wieder wiederholten Verschiebung von einzelnen, relativ starren Litzen gegeneinander genau in dieser Stelle führt (unterschiedliche Biegeradien innen und aussen, wenn Zug aufgebaut wird) und das letztlich zu einem früheren Bruch führt.

Stahlseilkonstruktionen

Die von Georg beigelegten Züge haben einen anderen technischen Aufbau als die Campa- und auch viele andere Schaltzüge. Wenn man sich da reinnerdet, stösst man das Thema Stahlseilkonstruktion. In einem früheren Leben hab ich mal Drahttauwerk für Segelschiffe gespleisst, da wird das sehr augenscheinlich, weil alles viel größer ist:

Übliche Fahrrad-Bowdenzüge haben eine 1×19 Konstruktion, d.h. 19 kleine Drähte bilden gemeinsam verdrillt (geschlagen) das eigentliche Seil . Es gibt auch noch steifere, z.B. 1×7 oder 1×12.

1x19 Konstruktion

Aufgefummelte 1×19 Konstruktion

Die lehnigen Züge haben die Konstruktion 7×7, d.h. 7 sehr viel feinere Litzen werden je zu einem Draht geschlagen, von denen wiederum 7 zusammen zu einem Seil geschlagen werden. Damit werden diese sehr viel weicher, sind besser für enge Radien geeignet und so weiter.

7×7 Konstruktion (nicht komplett aufgebröselt, wenn man sehr stark vergrößert, ist sichtbar, dass jede Litze aus weiteren sehr viel feineren Drähtchen besteht)

Konkret waren das Elvedes 6472RVS-49-SLICK (shift inner cable 7×7 ø1,1 2250mm mit ø4×4 Bommel).

Generell ist Elvedes ne Grosshandels-/Händlermarke, deswegen sind genau diese Züge leider relativ schwer einzeln zu bekommen, aber wenn man sie im Internet findet, sind sie vergleichsweise günstig (ich hab weitere für 3 Euro pro Zug bestellt), gerade finde ich aber keine – Achtung bei der Bezeichnung ohne „49-Slick“ gibts 19×1, nicht 7×7.

Eventuell gibts Elvedes Züge aber über Euren Fahrradhändler, es gibt auch 50iger Packungen – vielleicht legt sich Eure Werkstatt die hin, weil dies auch in anderen Situationen mit engen Radien gute Bowdenzüge abgeben (rostfrei sind sie auch).

Es gibt natürlich auch ähnliche von anderen Herstellern für Endkunden, die sind dann aber deutlich teuer – z.B. von Trickstuff – da steht dann highflex oder sowas drauf, sucht aber trotzdem nach der Seilkonstruktion, darum geht es und nicht um irgendeine geschmeidige Teflon-Nachbehandlung – je größer die erste Zahl und die multiplizierte Zahl ist, desto feiner und damit lehniger sind sie.

Bowdenzüge im Vergleich – die gezeigten Jagwire rechts sind KEINE Highflex-Züge!

Im Einsatz

Bei mir halten diese flexiblen Züge jetzt seit 5.000km, also mehr als doppelt so lange.

Es ist leider sehr schwierig, den Zustand der Züge im montierten Zustand zu beurteilen, weil man da auch bei zurückgezogenem Gummi vom Schaltbremsgriff nichts sieht. Es ist auch nicht möglich, diese zu demontieren und dann erneut zu verwenden, weil die Züge in ihrem Zugblock gequetscht werden und dabei Spliss entwickeln – die bekomme ich dann (falls der Zustand noch gut ist) nicht mehr reingefummelt.

Eigentlich war mein Plan, beim nächsten Ölwechsel der Nabe einfach die Züge mit zu tauschen (eben 5.000km Wartung, Züge tauschen), andererseits will ich schon wissen, wie lange die nun wirklich halten – gerade bin ich bereit, das Risiko, mit gerissenem Schaltzug  irgendwo in der Pampa zu stranden, einzugehen (und ich hab eh nen Ersatzschaltzug dabei, aber die Unterwegsmontage ist kompliziert, weil man nen guten Seitenschneider braucht).

Und ich hatte schon angefangen, nach anderen, z.B. hydraulisch geschalteten Getriebenaben oder auch elektrisch geschalteten Getriebenaben zu gucken – so ein drastischer Schritt ist dann zum Glück doch nicht notwendig.

März 2022

Es ist seit 5 Wochen Krieg in der Ukraine.

Rad mäßig bin ich wieder deutlich mehr gefahren als im Februar (nur lächerliche 200km).

Schaltzugdings

Nachdem mir auch der zweite Schaltzug nach 2600km (der erste nach 2000) 5mm hinter der Bommel im Griff gerissen ist, hab ich Kontakt mit dem Hersteller der Rohbox Schaltbox aufgenommen, um rauszufinden, ob da irgendwas systematisch falsch ist, was zu hohe Schaltkräfte verursacht oder sonstwie die Züge unüblich belastet.

Orginalbild von http://www.gebla.de/Rohbox/Rohbox-All-Inclusive.html#4.

Im Gegensatz zu einem Kettenschaltungschaltzug stehen die Züge bei einer Rohloff nicht unter Spannung, nur wenn geschaltet wird, wird Zug ausgeübt. Das ist schon mal gut, weil man damit auch einen beliebigen Gang von Hand einlegen kann, der auch drin bleibt und dann eben single speeded nach Hause oder zur nächsten Werkstatt fahren kann (nen Ersatzzug hab ich im Werkzeug, allerdings braucht man einen guten Seitenschneider, um den Zug nach der Montage zu kürzen).

Tatsächlich war die Montage griffseitig nicht ganz wie vom Hersteller vorgesehen, Herr Blaschke hat mir die vorgesehenen Teile ohne Rechnung geschickt – total nett. Nach der Neumontage (bei der ich auch gleich schlimm teure Superduper-Weltraum-Sexlube-Schaltzüge verwendet habe) und Feineinstellung entsprechend Webseite nun mit deutlich spürbar weniger Schaltdruck als von Rennstahl ursprünglich eingestellt, hoffe ich, das diese nun deutlich länger halten.  Ich frage mich, warum Rennstahl die Box nicht entsprechend der Herstellerangaben montiert hat.

RideFAR #1 – 90km

Im März fand RideFAR for a reason Challenge der Orbit360 Crew statt. Ich hatte mir schon länger vorgenommen, mindestens die sogenannte Sprintstrecke (90km) zu fahren.

Das hab ich dann auch gemacht und eine schöne Runde durch die Seeveniederung zum Sperrwerk Geesthacht und über die Vier- und Marschlande zurück gedreht.

rideFAR 90km – mein Lieblingsbelag

Das Wetter war toll, und die ersten Blüten kamen auch raus:

Ausserdem gabs ein Eis von einem fahrenden Eismann.

Besonders in den Vier- und Marschlanden war ein Haufen Rennradfahrer unterwegs.

Die Tour bei Komoot:

Oder als Video:

 

 

RideFAR #2 – 180km

Tatsächlich macht es mir inzwischen keine große Mühe mehr, 90km mal eben zu fahren, da muss ich keine großen Essens-Pausen machen, sondern rolle mal abgesehen von Lust-Eis und ein paar Fotohalten durch.
Also keine so richtige Herausforderung 🙂

Deswegen hab ich mich entschlossen, auch die mittlere Distanz (180km) anzugehen.

Wieder in die gleiche Richtung, aber weiter – und ich wollte diesmal zuerst auf der Nordseite der Elbe durch Schleswig-Holstein und Meckpom und dann auf den Rückweg durch Niedersachsen fahren.

Das war dann schon anstrengend, mit Pausen und allem war ich 12h unterwegs.

Um im Tageslicht wieder zurück zu sein, bin ich früh los – ganz schön neblig. Und schön war es auch mit dem Nebel.

Die Planung der Strecke hatte ein paar Schwächen, zum Beispiel bin ich noch in Hamburg durch ein relativ unzugängliches und fast unfahrbares Gebiet ge-schoben/krochen/fahren. Da muss ich auf OSM die Wegbeschreibung korrigieren…

In den Vier- und Marschlanden…

Ein Teil der Strecke zwischen Krümel und Lauenburg war ein 50cm breiter Pfad entlang an einem ziemlich steilen Abhang. Beim Wiederaufsteigen nach dem Stoppen/Ausweichen für eine Gruppe Wanderer bin ich mit dem Rad den Abhang runtergekippt. Nicht schlimm und auch nicht weit, aber dabei ist mir die Kamera aus meiner nach oben offenen Kameratasche gefallen und den Berg runter gepurzelt. Zum Glück haben die Wanderer das beobachtet und konnten mich von oben einigermaßen dirigieren, so dass ich die Kamera schnell wieder gefunden habe – puh!

Und sandig war es teilweise auch 🙂

Schönes Fachwerk und gut fahrbares Kopfsteinpflaster in Boizenburg.

Die gefürchtete Lochplatte auf einem ehemaligen Grenzkolonnenweg. Diese Platten sind sehr doof zu befahren – ausser man hat Reifen, die breiter als die Löcher sind – also fette 2,6 Zoll breite Mountainbike-Reifen, und nicht so kümmerliche 40mm wie ich sie fahre 🙂 .

Es gibt ganze Elegien zu der Art, wie man am besten auf diesen Platten fährt. Besonders die GST – die Grenzsteintrophy – eine Tour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze von Tschechien bis zur Ostsee – ist voller Geschichten zur Lochplatte und wie sie Flaschenhalterungen, Gepäckhalterungen und Träume vom Rad und Reiter abvribiert.

Ein Teil der ehemaligen Grenzanlagen.

Die Fähre von Darchau nach Neu-Darchau brachte mich von Meckpom nach Niedersachsen, der Rückweg begann.

Das machte sich erstmal durch doch deutlich spürbaren Gegenwind bemerkbar – war ich auf dem Hinweg nur so dahin geflogen, musste ich nun ganz schön reintreten.

Dafür kam die Sonne wieder raus.

Ein ganz kurzer Fotostopp am Schiffshebewerk Scharnebek. Ein Traum in Beton.

Den größten Teil der Tour war ich auf unbefestigten Wegen unterwegs – oder auf Wegen mit uraltem Asphalt, Platten oder gemischten Oberflächen –  die für den Autoverkehr gesperrt waren. Oder auf feinstem Asphalt, aber für Autos gesperrt (auf den Deichen z.B.).

Unbefestigt ist oft rumpelig, sandig und mit mehr Kraftaufwand (nicht nur in den Beinen) zu befahren, aber es ist so viel schöner, dass es sich wirklich lohnt.

Das letzte Stück ist immer das schlimmste – ich war nun doch schon ziemlich auf und wollte fertig werden, gleichzeitig nahm der normale Alltagsverkehr wieder zu, weil ich wieder in Hamburg angekommen auf normalen Strassen und/oder durch Parks mit vielen Menschen mit schwer vorhersagbaren Bewegungsvektoren gefahren bin.

Die Tour bei Komoot:

Oder als Video:

 

Auf die 180km in unter 10h Fahrzeit bin ich ziemlich stolz, und wider Erwarten hat mir auch am nächsten Tag nix weh getan.

Natürlich sind ungefähr 1.000.000 Leute in beiden Wertungen schneller als ich gefahren. Aaaber die sind bestimmt alle road gefahren (90km in 2:19 – keine Fragen, Euer Ehren. Er hat sein Ziel, nen 40iger Schnitt zu fahren, verfehlt!) und dazu im Schnitt 20 Jahre jünger 🙂

Für die lange (360km) Distanz ist mein Ego nicht groß genug.

Jetzt müßte ich mal anfangen, ähnliches mit etwas Übernachtungsgepäck ein paar Tage lang hintereinander zu machen, um zu sehen, ob der Hintern das auf Dauer ab kann und ob ich genug Kalorien nachgeschoben bekomme, um das länger durchzuhalten.

März insgesamt

Insgesamt bin ich mit dem muskelbetriebenen Rad 560km gefahren, die Heatmap für den März 2022 hat einen deutlichen Ausschlag nach Südosten.