Wir haben den Tipp bekommen, doch mal ein paar Tage im Sauerland zu wandern, und zwar Altersgerecht ohne Gepäck!
Im (hessischen Teil des) Sauerland gibt es eine Talsperre – den Diemelsee – um den herum wiederum ein Qualitätswanderweg (dazu später) angelegt wurde.
Die Gasthöfe und Pensionen in den angrenzenden Orten bieten Wanderern natürlich auch Unterkunft an, und einige davon mit Bring/Holdienst als Komplettpaket.
Altersgerecht wandern
D.h., das Angebot umschliesst in unserem Fall Abholung von der Bahn, Unterkunft, Frühstück und Abendessen und Transportservice: Man wandert los, und wenn man keine Lust mehr hat, ruft man beim Wirt an und wird abgeholt.
Nach Dusche, Abendessen, Übernachtung und Frühstück wird man an der gleichen Stelle wieder ausgesetzt und kann die Tour fortsetzen, ohne den ganzen Übernachtungs-Schengeleng mit sich zur nächsten Unterkunft zu schleppen.
Der Diemelsteig hat eine Länge von 64 km, das kann man sich gut in Etappen für 3 oder 4 Tage aufteilen, und das gibt es auch entsprechend als Angebot zumindest von unserem Wirt – konkreter wird es später.
Anreise
Wir fahren mit der Bahn, allerdings nicht so wie ursprünglich gebucht, weil anscheinend völlig überraschend auf einer Nebenstrecke gebaut wird (als wir die Baustelle auf dem Rückweg sehen, ist klar, dass das keinesfalls überraschend kam, sondern über Jahre projektiert wurde), und dass dies Busersatzverkehr und ewige Warte- und Umsteigezeiten bedeutet.
Wir fahren dann anders (und schneller als die Alternative, die uns die DB anbietet) nach Bredelar und lassen uns dort mit dem Auto abholen und zum Gasthof Zur Linde in Adorf fahren – das klappt ganz wunderbar.
Wir checken ein, entleeren unsere Taschen – und da es erst rund 14:00 Uhr ist und wirklich tolles Wetter herrscht, beschliessen wir, direkt zu starten und dem Wanderweg im Uhrzeigersinn zu folgen.
Erste Etappe – von Adorf nach Flechtdorf
Der Wanderweg geht direkt hinterm Gasthof vorbei, es zeigt sich schnell, dass ein Merkmal eines Qualitätswanderweges die Ausschilderung ist.
Eigentlich benötigt man keine Karte, und erst recht keinen Kompass, GPS oder irgendetwas in der Richtung – der Diemelsteig ist immer zweifelsfrei ausgeschildert. (Dieses Bild ist nicht in der chronologisch richtigen Reihenfolge, es dient der Unterstützung der Aussage – ist aber vom gleichen Tag 🙂 )
Wir laufen dabei von 350m ü NN bis auf 500 Meter – was für uns ganz schön anstrengend ist, dazu ist es noch wolkenlos und 27° – im September.
Die Bilder bilden die Steigung nicht wirklich gut ab. Es war teilweise echt steil.
Es fällt uns schwer, die gewonnene Höhe wieder abzugeben, aber der Diemelsteig will es so – runter ins (nicht ganz so tiefe) Zwischental und dann wieder hoch.
Der Weg wechselt von weichen, erdigen Waldwegen über wassergebundene, gravelige Decken und sandigen Wegen auch zu hochkomprimierten Landwirtschafts- und Plattenwegen, aber auch zu Asphalt und wieder zurück, dabei geht es teilweise durch schattige Abschnitte, aber auch durch die pralle Sonne.
Neben dem Großen, Ganzen in der Ferne entdecken wir auch immer wieder sehr kleines in der Nähe – was einem beim Radfahren eher entgeht.
Wir gehen die Strecke bis Flechtdorf (12km) in 3:20 Stunden, betrachten das dortige Kloster, und lassen uns dann bald einsammeln und ins Gasthaus bringen.
Ein gelungener erster Tag, zum Abendessen gibt es nach einer Vorsuppe ein in Buttermilch mariniertes Schweinesteak mit Bratkartoffeln und noch einem Nachtisch und reichlich Bier – der Wirt lädt uns auch noch auf einen Schnaps ein – dem Waldecker Tropfen.
Wir erfahren dabei noch einmal eine Menge über die Gegend, die Geschichte, dass die Region zu Hessen und nicht zu NRW gehört, und was alles im Waldecker Tropfen steckt.
Herr Becker – der Wirt – liebt seine Heimat von ganzem Herzen, und er versucht, das, was die Region für ihn ausmacht, an seine Gäste zu transportieren. Bei uns kommt das gut an, auch bei jeder Tour vom und zum Gasthof erfahren wir eine Menge Details und bekommen viele Tipps.
Der Waldecker Tropfen ist allerdings gar nicht unser Ding. Ich bin da nicht gut im Beschreiben, wer Kräuterschnäpse mag, aber Magenbitter zu bitter und Fernet Branca zu intensiv empfindet, kann den ja mal probieren – für mich als Hardgas-Verweigerer schmeckt es wie leider doch wie Ratzeputz.
Die Ferienregion Diemelsee bietet den ganzen Diemelsteig als GPX-File auf Komoot an.
Weil ich ein Gearhead bin, kann ich natürlich nicht ohne eine gute Hand voll mit Strom betriebenen Geräten auf so eine Reise ins Unbekannte gehen und habe damit dann auch unseren tatsächlich gelaufenen Weg getrackt – auch auf Komoot. Nach dem ersten Tag hab ich dann aber das richtige GPS im Gasthof gelassen und (nur) mit der Uhr getrackt.
Zur Orientierung braucht man den GPX-Track tatsächlich nicht, die Ausschilderung ist sehr gut und eindeutig. Der GPX-Track ist anscheinend etwas älter als die aktuelle Route, im Zweifel ist es besser, der Ausschilderung als der Route auf dem GPS zu folgen – am ersten Tag hatten wir allerdings keine Abweichung.
Wie es uns mit den folgenden Etappen ergeht, erfahrt Ihr in den nächsten Tagen 🙂